Duisburg. . Die Diagnose vor vier Jahren war für Reimund Buick (67) ein Schock, die Strahlen- und Hormonbehandlung danach eine Tortur. Doch er entdeckte seine alte Leidenschaft für Kanusport wieder und begann mit dem Training. Nun wurde er in Österreich sogar Weltmeister der Senioren.

Das Drama trifft tausende, täglich in Arztpraxen. Die Diagnose Krebs. Ein Schock, nach dem das Leben ein anderes ist. Der Tumor von Reimund Buick (67) wurde 2010 festgestellt. Nach überstandener Operation ist er dem Krebs buchstäblich davon gepaddelt. Und wurde im September in Ottensheim bei Linz in Österreich Weltmeister der Senioren im Kanufahren. Seine Geschichte will Buick nach diesem Triumph über das Schicksal ganz bewusst öffentlich erzählen. Als Mutmacher.

„Ich war mein Leben lang Sportler und dachte, ich habe die Gesundheit für mich gepachtet“, erzählt der Mitinhaber des Fitness-Studios Pallas in Mülheim von seinem Leben vor dem Krebs. Doch sein Arzt, der Urologe Prof. Dr. Berthold Schneider, drängte zu einer genaueren Untersuchung der Prostata, weil ihm einige Blutwerte verdächtig vorkamen. Buick zögerte die Gewebeprobe ein Jahr hinaus. „Als das Ergebnis kam, hab’ ich schon an seinem Gesicht gesehen: Der ist sauer, weil ich so lange gewartet hatte.“ Die Biopsie bestätigte den Verdacht des Mediziners: Ein bösartiges Geschwulst.

Die Therapie hinterließ Spuren - 15 Kilo Übergewicht, schmerzende Knochen

Doch statt sich sofort operieren zu lassen, fuhr Buick erst in den Urlaub nach Korsika. „Das brauchte ich, um runterzukommen“, erzählt er. Nach der OP im April 2010 dann der nächste Schock: Der Tumor war hochaggressiv geworden und ausgebrochen. Buick wurden Lymphknoten entfernt, es folgten Strahlen- und Hormontherapie, die Spuren hinterließen: 15 Kilo Übergewicht, Schmerzen in den Knochen, der früher so agile und zähe Mann nahezu unbeweglich. „Als ich nach zwei Jahren wieder in ein Kanu gestiegen bin, bin ich mehr reingeplumpst als eingestiegen. Und das Aussteigen war noch schlimmer.“

Trotzdem überredete ein Freund Reimund Buick zu einer Wanderfahrt auf der Elbe. „Das war ein Traum. Ich hab’ mich gut erholt.“ Regelmäßig ging der langsam Genesende zur Regattabahn, nicht zum Paddeln, sondern zum Quatschen mit Kumpeln oder Treffen in der Sauna. Bis Hans Günther, Trainer im Verein Bertasee, ihn fragte, ob er nicht bei den Seniorenmeisterschaften starten wolle. Kanute Franz Frank suchte einen Partner für den Zweier. Buick sagte zu, trainierte hart – und wurde 2013 Deutscher Vizemeister. „Da hab ich gesehen, das klappt wieder. Ich hab’ Spaß gekriegt und regelmäßig trainiert.“ In diesem Jahr wurde er in Wiesbaden Sechster bei der Deutschen Meisterschaft im Einer, zehn Sekunden schneller als noch ein Jahr zuvor. „Ein Quantensprung.“ Und im September dann tatsächlich zusammen mit Axel Giesen Kanu-Weltmeister über 2000 Meter im Zweier. Längst hat Reimund Buick da seine alte Sportlichkeit wiedergewonnen.

„Durch den Sport habe ich wieder Normalität erreicht“

Und das will er erzählen: Wie ihm der Sport geholfen hat, wieder Mut zu fassen, aus der Krankheit herauszukommen. „Dadurch habe ich wieder Normalität erreicht. Das hat mich unheimlich aufgebaut.“ Und seine Frau Sabine, die „unglaublich zu mir gehalten hat“.

Heute sagt Buick, er fühle sich geheilt. „Alle Werte sind super. Ich bin zufrieden. Ich würde sogar sagen: glücklich.“ Denn sein altes Leben hat er trotz Genesung nicht wiederbekommen. Sondern ein anderes, vielleicht sogar besseres. „Ich lebe heute positiver, mehr in der Gegenwart. Und das Materielle ist für mich unwichtig geworden.“ Radikal hat er sich von Dingen getrennt, die ihn belasten, das Ferienhaus auf Korsika, sein Sommercabrio. Selbst die Pokale aus seinem früheren Kanu-Leben, die Titel als Drachenbootfahrer und Kanupolo-Spieler hat er schlicht weggeschmissen. . .