Duisburg. Zwei Modellbahner erfüllen sich in Neudorf einen Traum und bauen in zwei Jahren Arbeit eine riesige Anlage auf über zwanzig Quadratmetern Grundfläche und mit 80 Metern Gleisstrecke. Jetzt öffnen sie ihre Modellwelt für Interessierte und suchen Helfer für den weiteren Ausbau.
Die Polizei war offenbar schnell: Sie hat die Räuber noch vor der Bank gefasst, einen Täter auf die Motorhaube eines Streifenwagens geworfen, das Blaulicht blinkt. Und dann – rührt sich nichts. Der Überfall ist nur eine starre Szene in der gewaltigen Modellbahn-Anlage, die Sebastian Remmel, Jürgen Bode und Steffi Hüren in zwei Jahren in einer eigens dafür in Neudorf angemieteten Wohnung geschaffen haben und die sie nun mit Thomas Roth, der seit Kurzem den Dreierbund der Miniaturbastler verstärkt, öffentlich zugänglich machen wollen.
Eisenbahn wird nie fertig
Für den weiteren Ausbau sind außerdem neue Mitmacher willkommen. Sebastian Remmel lacht. „Die Anlage ist noch nicht ganz fertig. Aber richtig fertig wird so eine Eisenbahn ohnehin nie.“
Elf Knirpse aus der evangelischen Tagesstätte Wildstraße sind am Mittwoch die ersten Gäste, die Remmel sozusagen als Bahnhofsvorsteher in der Miniaturbahn-Wohnung begrüßt. Die Kinder bestaunen die Szenerie, zählen begeistert die Waggons eines langen Güterzuges, der im Maßstab 1:87 auf Augenhöhe an ihnen vorbeifährt, bewundern die kleinen Autos und die daumennagelgroßen Figuren, die die kleine Stadt bevölkern.
80 Meter Schienennetz
Remmel und Bode kennen sich schon lange, teilen seit Jahren ihre Leidenschaft für den Modellbau. Der trotz des kleinen Maßstabs schnell den häuslichen Rahmen sprengt. „Wenn du zu Hause keinen Platz hast, dann haste eben keinen Platz“, sagt Bode. Einleuchtend.
Neudorfer Modellbahner suchen neue Mitstreiter
Die Modellbahner aus Neudorf wollen ihre Anlage noch kräftig ausbauen: Geplant sind weitere 150 Meter Gleisstrecke.
Gesucht werden Eisenbahnfreunde, die mitarbeiten wollen. Kontakt: 0177 / 38 36 886.
Vor zwei Jahren mieteten die beiden an der Richard-Wagner-Straße eine kleine Wohnung, legten ihre Bestände an Gleisen und Zubehör zusammen und gestalteten auf zunächst 22 Quadratmetern eine amerikanische Stadt mit viel Bahnverkehr: 80 Meter Schienennetz ziehen sich durch die Szenerie.
Amerikanische Landschaft inspiriert
Zur amerikanischen Landschaft inspirierte die beiden Bauherren John Ellen, in den Vereinigten Staaten der „Vater der Modelleisenbahn“ genannt. Die Neudorfer Miniwelt enthält einen Canyon, am Waldrand grast eine Bisonherde, Arbeiter fällen und verladen Bäume, die River-Mine-Company fördert Kohle und schickt sie in langen Güterzügen auf Reisen. In der Stadt gibt es ein Hotel, Geschäfte, viele von innen beleuchtet, komplett eingerichtet und von Minimenschen bevölkert. Auf den Fahrbahnen sind dicke Straßenkreuzer unterwegs, einer steht in einer Autowerkstatt.
Brücke endet im Nichts
An einer Fußgängerbrücke pinselt ein Maler das Geländer von grau auf grün. Die Brücke endet wie abgebrochen im Nichts. „Tja“, sagt Remmel, „irgendwann ist auch die größte Anlage zu Ende.“
Was fasziniert die Bauherren so an der ebenso liebe- wie mühevollen buchstäblichen Kleinstarbeit? Beiden ist die Modellbahn eine Leidenschaft seit Kindertagen, die bis heute immer wieder neue Herausforderungen stellt. Jürgen Bode: „Wir sind Konstrukteure und Architekten, Künstler und Geschichtenerzähler.“ Nur eben im Maßstab 1:87.