Duisburg. Duisburg muss 10,7 Millionen Euro sparen - und das bekommen die Bürger zu spüren. Mehrere Bäder und Büchereien stehen auf der Streichliste der Stadtverwaltung. Geld reinholen sollen Raser, die Zweitwohnungssteuer und höhere Kita-Beiträge. Welche Einsparungen die Duisburger noch zu erwarten haben.

Über zehn Millionen Euro zusätzlich muss Duisburg 2015 durch Sparen oder Mehreinnahmen zusammenkratzen. Das hört sich bei einen Gesamtetat von 1,5 Milliarden Euro gering und machbar an. Doch die am Montag im Rat vorgestellte „Giftliste“ der Stadt hat es in sich. Und es gibt keine Alternative. Die zehn Millionen Euro müssen her, sonst droht der Sparkommissar aus Düsseldorf.

Die Mahnungen und Appelle von Oberbürgermeister Sören Link und Stadtkämmerer Peter Langner bei der Einbringung des Etats 2015 im Rat am Montag waren überdeutlich. Sie richten sich an die Duisburger Politik, die die Sparbeschlüsse fällen muss, und sie richten sich an Bund und Land, die Kommunen nicht länger ausbluten zu lassen.

Minus ist zehnmal höher als geplant

Schon seit Tagen war durchgesickert, dass Duisburg weitere Finanzlöcher drohen. Das Minus für 2015 ist auf über 53 Millionen Euro angestiegen, zehn Mal so viel für geplant. Nur niedrigere Zinslasten und mehr Landeszuweisungen ergeben unterm Strich die Lücke von 10,7 Millionen Euro.

Wesentlicher Grund für die Verschlechterungen sind aus Stadtsicht zusätzliche Kosten im Bereich Soziales und Jugendhilfe, die der Stadt aufgebürdet werden, so sind es u.a. plus 6,6 Millionen Euro mehr für die Unterbringung von Asylbewerbern, 7,0 Millionen für Arbeitslose; um 24 Millionen steigt der Personaletat vor allem wegen der Einstellung von 104 zusätzlichen Erzieherinnen und Erzieher für die U 3-Betreuung in Kindergärten.

Ziemlich entsetzt blätterten die Stadtverordneten durch die auf gelbem Papier gedruckte Sparvorschlagsliste. Danach sollen gleich mehrere Bäder und Stadtteilbüchereien geschlossen werden. Falschparker und Raser sollen gezielt zur Kasse gebeten werden, Besucher von Volkshochschule, Bädern, Theater und Konzerten sollen mehr zahlen.

Blitzer auf der A40-Rheinbrücke als Einnahmequelle

Die Stadt will bei der Sprachförderung sparen und höhere Beiträge für Kitas und offenen Ganztagsschulen nehmen; Jugendheime sollen geschlossen werden. Auf der wegen Baufälligkeit mit Tempolimit versehenen A 40-Rheinbrücke soll ein fester Blitzer installiert werden. Das Theater „Die Säule“ am Dellplatz und die Verbraucherzentrale stehen vor dem Aus, wenn die vorgeschlagenen Einsparungen greifen.

Sparvorschläge für den Duisburger Haushalt

Duisburg unter Sparzwang

Eine bittere Tränenliste liegt dem Rat der Stadt Duisburg gerade vor. Es geht darum 10,7 Millionen Euro im Haushalt einzusparen. Dafür hat der Kämmerer 108 Sparvorschläge eingereicht. Hier sind die schmerzhaftesten Vorhaben, über die die Politiker entscheiden müssen.

Plus: 638.550 Euro

Stationäre Blitzeranlage auf der baufälligen Neuenkamper A 40-Rheinbrücke zur Geschwindigkeitskontrolle. Wartung und Überwachung soll extern vergeben werden.

Plus: 250.000 Euro

Einführung einer Zweitwohnsitzsteuer, die u.a. schon Dortmund, Mülheim oder Essen erheben. 11.818 Bürger haben in Duisburg einen Nebenwohnsitz angemeldet, rund die Hälfte wäre steuerpflichtig.

Plus: 19.500 Euro

Anschaffung eines fünften Blitzerwagens

Plus: 415.796 Euro

Zehn zusätzliche Kontrolleure für den ruhenden Verkehr (von 39 auf 49).

Plus: 9000 Euro

Höhere Entgelte für die Rheinhausen-Halle, die Glückauf-Halle und die Stadthalle Walsum.

Minus: 242.000 Euro

Nichtbesetzung der Bezirksamtsleiterstellen in Hamborn und Homberg/Ruhrort/Baerl. Die Aufgaben sollen von den Bezirksamtsleitungen Walsum und Rheinhausen übernommen werden.

Minus: 163.333 Euro

Reduzierung des städtischen Eigenanteils durch Erhöhung der Elternbeiträge für die Offenen Ganztagsgrundschulen um zehn Prozent.

Plus: 101.675 Euro

Höhere Entgelte bei der Volkshochschule und Einstellung der Studienfahrten.

Plus: 120.000 Euro

Höhere Entgelte in der Stadtbücherei.

Minus: 24.752 Euro

Einstellung der Fahrbibliothek der Bücherei

Minus: rund 520.000 Euro

Schließung der Stadtteilbüchereien Ruhrort, Vierlinden, Wanheimerort, Neumühl und Beeck

Minus: 59.633 bis 191.757 Euro

Aufgabe des Kleinkunsttheaters „Die Säule“ ab 2015/16.

Minus: 60 000 Euro

Akzente und Traumzeitfestival ab 2016 jährlich im Wechsel

Minus: 542.500 Euro, ab 2016 1,25 Mio €

Einstellung der Zuschüsse Sprachförderung in Kitas

Plus: 174.900 Euro bis 1 ,5 Mio €

Anhebung der Elternbeiträge für Kindergärten alle zwei Jahre um 5 Prozent

Minus: 2,7 Mio Euro bis 2021

Schließung der Jugendzentren Rügenstraße und Spielzentrum Süd

Minus: 300.000 Euro

Schließung des Freibades Homberg.

Minus: 170.000 Euro

Schließung des Hallenbades Neuenkamp.

Minus: 220.000 Euro

Schließung der Hallenbäder Großenbaum und Wanheim 2017.

Plus: 100.000 Euro

Erhöhung der Eintrittsgelder um 50 Cent in den Bädern Homberg, Neuenkamp, Großenbaum und Wanheim.

Plus: 380.000 Euro

Erhöhung der Parkgebühren, u.a. eine Stunde ein Euro statt 50 Cent

Plus: 89.420 Euro

Die Fortführung des Sozialberichts (eine freiwillige Leistung) wird eingestellt.

Plus: 120.000 Euro

Die Förderung von Familienhebammen wird eingestellt.

Plus: 35.000 Euro

Das Jugendparlament wird aufgelöst.

Plus: 64.150 Euro

Erhöhung der Eintrittspreise bei den Philharmonikern.

Plus: 35.900 Euro

Erhöhung der Eintrittspreise im Theater der Stadt Duisburg

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Link und Langner machten unmissverständlich klar, dass an der zu erreichenden Summe von 10,7 Millionen Euro nicht gerüttelt werden kann: „Es ist aber ihr gutes Recht, andere Prioritäten zu setzen“, sagte Link. Bei vielen der vorgeschlagenen Maßnahmen „blutet mir selber das Herz“, so der Oberbürgermeister, der betonte, dass die neuerlichen Löcher im Etat nicht „hausgemacht“ seien, sondern Folge aufgebürdeter Aufgaben und Kosten von Bund und Land. „Wir müssen aber unseren Beitrag leisten“, erklärte der OB.

Strenge Auflagen - Duisburg gehört zum NRW-Stärkungspakt 

Bis 2016 muss Duisburg seinen Haushalt mit der Hilfe des Landes von jährlich 53 Millionen Euro ausgeglichen haben. In den nächsten Tagen kommt die Überweisung aus Düsseldorf mit der Rate 2014. Bis 2021 muss die Stadt bei sinkenden Hilfszahlungen ihren Etat allein saniert haben. Alles in allem summieren sich die Zahlungen des Landes auf 400 Millionen Euro. Duisburg ist eine der 34 NRW-Städte und dabei die größte, die zu dem Finanzsanierungsprogramm gehört.

Der NRW-Stärkungspakt stellt aber auch strenge Regeln auf. Wenn eine Stadt ihre Finanzen nicht in Ordnung bringt, ist das per Gesetz ein „Pflichtverstoß“ und wird – wie in zwei Kommunen schon geschehen - streng sanktioniert. Die Zahlungen können gestoppt werden und ein Sparkommissar hätte im Duisburger Rathaus das Sagen.

Link wie Kämmerer Langner kündigten an, weiter für mehr Unterstützung von Bund und Land zu kämpfen. „Es kann nicht sein, dass sich Bundesfinanzminister Schäuble für die schwarze Null feiern lässt, und die Städte aus dem letzten Loch pfeifen“, sagte Link. Bei der Asyl-Unterbringung etwa muss die Stadt 80 Prozent der Kosten tragen, fordert der OB auch mehr Unterstützung vom Land. Auf rund 20 einkalkulierte Millionen muss Duisburg zudem warten, weil Bundeszahlungen für Eingliederungszahlungen für Behinderte nicht wie versprochen jetzt, sondern kurzerhand erst ab 2018 vom Bund übernommen werden.