Duisburg. Blasenschwäche bei Frauen gilt immer noch als Tabuthema, Dabei sind Millionen davon betroffen. Tipps und Ratschläge zum Beispiel zu Behandlungsmöglichkeiten und zu richtigen Beckenbodenübungen gab es beim WAZ-Medizinforum im Klinikum Duisburg.
Beim WAZ-Medizinforum im Klinikum Duisburg informierten Oberärztin Dr. Valerie Schwödiauer der Fachklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Physiotherapeutin Joana Borth-Kaminski über Therapiemöglichkeiten bei Blasenschwäche und Inkontinenz bei Frauen.
Etwa jede dritte Frau im Wartezimmer des Gynäkologen ist von dieser Krankheit betroffen, trotzdem wird zu oft noch schweigend hinweggesehen. Viele schämen sich und meinen eine Blasenentzündung hinge mit mangelnder Hygiene zusammen, doch dies ist oft nicht der Fall.
Reizblase löst unangenehmen Harndrang aus
„Probleme mit der Blase haben unterschiedlichste Ursachen. Schweigen hilft niemandem“, erläutert Dr. Schwödiauer. Anfällig für diese Krankheit sind Frauen in den Wechseljahren, Stoffwechselkranke, Übergewichtige oder auch Asthmatiker. Eine der häufigsten Formen der Blasenschwäche sei die Belastungsinkontinenz, oder auch Stressinkontinenz genannt. Hierbei kommt es durch Husten, Niesen, Sport oder auch schon leichter körperlicher Anstrengung zu ungewolltem Urinausfluss. Die andere Hauptform ist die Reizblase, bei der die Blase auch bei geringer Füllung einen unangenehmen Harndrang auslöst, der mitunter zum Urinverlust führt. 30% aller Patientinnen leiden jedoch meist an einer Mischinkontinenz, eine Kombination beider Formen der Blasenschwäche. Ähnlich häufig treten Senkungsbeschwerden auf. Diese werden meist durch Geburten oder im Zusammenhang mit Bindegewebsschwächen und Hormonmangel ausgelöst.
Dr. Schwödiauer empfiehlt bei Beschwerden einen Termin mit dem Gynäkologen zu vereinbaren, um eine gezielte Therapie zu erhalten. Dabei rät sie jedoch stets zunächst zur konservativen Behandlung und stellt operative Maßnahmen hinten an. Eine Reizblase könne oft mit Hormonen im Genitalbereich behandelt werden, die keinen Einfluss auf den Rest des Körpers nehmen. Pessare, Hilfsmittel, die die Harnröhre und Blase bei Belastung stützen, oder Inkontinenztampons, sind weitere nicht-operative Hilfsmittel, die den ungewollten Urinausfluss hemmen.
Erfolgsrate von 90%
Bei stärkeren Beschwerden rät Dr. Schwödiauer zu einer OP. „Blasenschwäche kann mit einer Schlingen-OP oder dem Spritzen von Botox in die Blasenwand behoben werden“, erklärt die Fachärztin. Erstere Methode verspricht eine Erfolgsrate von 90%, jedoch stören sich manche Frauen an dem Fremdkörper. Die Botoxbehandlung sei ebenfalls sehr effektiv. Sie hemmt den Blasenmuskel und verhindert so den ungewollten Urinausfluss. Dieser Vorgang wird zwar von der Krankenkasse übernommen, müsse jedoch alle sechs bis neun Monate wiederholt werden und ist mit einem kurzen stationären Aufenthalt verbunden.
Patientinnen sollen auch nicht den Fehler machen zu wenig zu trinken. „Bekommt der Körper zu wenig Flüssigkeit, kommt zur Blasenschwäche noch eine Verstopfung hinzu“, warnt Dr. Schwödiauer. Betroffene sollen täglich trotz Blasenschwäche 1,5 bis zwei Liter Wasser trinken.
Unter Anleitung von Therapeuten lernen
Zum Schluss rät Physiotherapeutin Joana Borth-Kaminski jedoch noch: „Jegliche Maßnahmen nützen ohne gezieltes Training des Beckenbodens leider nicht viel.“ Die Patientinnen sollen unter Anleitung von Therapeuten lernen, ihre Muskulatur gezielt zu trainieren. Gesagt, getan, das Medizinforum endete mit einigen praktischen Übungen: „Gehen Sie auf ihren Fersen und drehen die Fußspitzen etwas nach außen. So bauen Sie das Beckenbodentraining ganz einfach in ihren Alltag ein.“