Gladbeck. . Millionen Menschen leiden an Inkontinenz. Für viele Betroffene ist die Krankheit immer noch ein Tabuthema, dabei sind Früherkennung und Beratung wichtig, um eine geeignete Behandlungs- und Therapiemöglichkeit zu finden. Hilfe bekommen sie im Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Gladbeck.

Es passiert bei einem Hustenanfall, beim Heben eines schweren Gegenstands oder einfach nur, wenn man herzhaft über den Witz seines Gesprächspartners lacht: unkontrollierter Urinverlust. Bevor der Betroffene es bemerkt, ist es auch schon zu spät – und die Scham groß.

Inkontinenz, darunter versteht die Medizin die fehlende oder mangelhafte Fähigkeit des Körpers, Blasen- und/oder Darminhalt zu speichern und eigenständig zu bestimmen, wann und wo dieser entleert werden soll. Zu den Betroffenen gehören keinesfalls nur ältere Personen. Auch jüngere Frauen und Männer leiden darunter: ,,In Deutschland sind neun Millionen Menschen von Harn- und/oder Stuhlinkontinenz betroffen“, weiß Prof. Dr. Bernhard Planz, Chefarzt der Urologie im St. Barbara-Hospital und Koordinator des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums Gladbeck.

Die Ursachen für Inkontinenz sind vielseitig: Nervenschäden im Zusammenhang mit einem Schlaganfall, Operationen oder Geburten können beispielsweise eine Blasenschwäche zur Folge haben. Genau so vielseitig sind aber auch die Behandlungsmöglichkeiten.

Individuelle Beratung sehr wichtig

Früherkennung und individuelle Beratung sind sehr wichtig, um eine geeignete Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten zu finden. Die meisten Leidenden sprechen aber nicht über ihre Beschwerden. Weder mit einem Arzt noch mit Familie und Freunden, sagt Prof. Dr. Planz: ,,Den Betroffenen ist das unangenehm. Keiner will sich outen – das ist das Problem“. Dabei ist es nötig, offen mit dem Thema umzugehen: ,,Es gibt verschiedene Möglichkeiten, etwas gegen Harn- und Darminkontinenz zu tun. Wir sind darauf angewiesen, dass die Betroffenen zu uns kommen. Nur so können wir Hilfe leisten.“

Kontinenz-Selbsthilfegruppe im St. Barbara-Hospital

Damit es für Betroffene einfacher wird, Hilfe zu finden, trifft sich jeden zweiten Donnerstag im Monat um 16.30 Uhr im St.-Barbara-Hospital die ,,Kontinenz-Selbsthilfegruppe“. Ging es in der Vergangenheit vorrangig darum, dass Betroffene ungestört miteinander sprechen können, soll bei den nächsten drei Veranstaltungen mehr Fachwissen vermittelt werden, kündigt Prof. Dr. Planz an: ,,Es geht jetzt auch darum, mehr zu informieren: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Die Leute kennen viele Sachen gar nicht – zum Beispiel den Blasenschrittmacher.“

Beim nächsten Treffen am 10. Oktober soll es um Diagnostik und Therapie der Harninkontinenz gehen. Interessierte können jederzeit ohne Anmeldung vorbei kommen. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 02043-2785800.