Duisburg. . Die Folgen des Pfingststurms: Nach einer Meidericher Initiative um Platanen-Gegnerin Bärbel Steinnacher machen Anwohner aus Laar mobil gegen die Straßenbäume. Aber auch im privaten Garten fühlen sich viele nicht mehr sicher. Bei der Stadt gingen 150 Anträge zur vorsorglichen Fällung von Bäumen ein.

Nach dem jüngsten Pfingststurm „Ela“ geht die Angst bei vielen Duisburgern um. 150 Anträge von Bürgern, die Bäume in ihren Gärten in Folge von „Ela“ vorsorglich fällen wollen, gingen bei der Stadtverwaltung ein. Mit Ausnahme von Nadelbäumen wurden alle abgelehnt – mit Verweis auf die Baumschutzsatzung, an der zunehmend öffentlich Kritik geübt wird. Gerade im Duisburger Norden wächst der Widerstand all jener Anwohner, denen auch einige der rund 50 000 Straßenbäume, häufig Platanen, vor der eigenen Haustür nicht mehr geheuer sind und die sich nicht länger mit anderslautenden Aussagen der Stadtkontrolleure abfinden wollen.

Änderung der Baumschutzsatzung

Neben Bärbel Steinnacher aus Meiderich, die, wie berichtet, bereits Hunderte Unterschriften zur Änderung der Baumschutzsatzung gesammelt hat, hat sich nun auch das Ehepaar Hitschefel aus Laar an die WAZ gewandt. „Muss denn erst jemand umkommen, bevor etwas passiert?“, fragt Hans-Jürgen Hitschfel (60) und zeigt zusammen mit Nachbar Bodo Kascholke (56) auf die mächtigen Platanen links und rechts der Zwinglistraße. Dort haben mehr als 40 Anwohner, unterschrieben, damit sich etwas ändert. „Die Baumkronen überragen die Häuser, ständig brechen dicke Äste ab“, sagt Hitschfel. „Es kann mir doch keiner erzählen, dass diese ,Monster’ gesund sind. Die müssen weg.“

An Kosten für Ersatzpflanzungen beteiligen

Die Meidericher Initiative um Bärbel Steinnacher will sich sogar an den Kosten für Ersatzpflanzungen beteiligen – eine Idee, die auch dem Laarer Hans-Jürgen Hitschfel gefällt. „Hauptsache, es passiert endlich was.“ Er möchte sich künftig sowieso stärker mit Bärbel Steinnacher und Co. austauschen – ebenso wie Gisela Hoff, eine weitere Platanen-Gegnerin aus Meiderich, von der Emmericher Straße/Ecke Eickenstraße. Sie sagt: „Es ist allerhöchste Zeit zu handeln.“

Aufgrund des enormen Spardrucks für die Stadt prüft Monika Kluge, Leiterin des neu eingerichteten Hauptamtes, laut eines Rathaus-Papiers derzeit die Abschaffung der Baumschutzsatzung, um Kosten zu sparen. „Noch ist nichts entschieden“, sagt eine Sprecherin. „Klar ist aber, dass wir natürlich unabhängig von dieser Entscheidung weiterhin die Straßenbäume kontrollieren werden.“

Und dabei sei zuletzt auch vor den Haustüren von Hitschfel und und Hoff kein größerer Handlungsbedarf festgestellt worden. Der Streit und die Disskussion gehen also weiter.

CDU: „Stadt riskiert Gesundheit der Bürger“ 

Die CDU-Fraktion hat sich in die Diskussion um die Baumschutzsatzung eingeschaltet und fordert die Abschaffung, mindestens aber eine „bürgerfreundliche Neufassung“. Den Christdemokraten gehe es vor allem darum, so der umweltpolitische Sprecher Ralf Jörg Brotzki, dass die Bürger in ihrem eigenen Garten machen können, was sie wollen. Damit würde auch die Verwaltung entlastet, da weniger Anträge zu prüfen wären. Die CDU-Fraktion begrüße, dass nun offenbar auch die Hauptamtsleiter Monika Kluge die Satzung kippen wolle, um Kosten zu sparen.

Nachträglich bewilligen

Dass die Stadt bei 150 Anträgen jener Duisburger, die ihre eigenen Bäume aus Sorge vor kommenden Stürmen vorsorglich fällen wollen, nur bei jedem dritten Antrag zugestimmt habe, zeige aktuell die Fehler der Baumschutzsatzung auf. „Die Stadt riskiert die Gesundheit der Bürger“, so Brotzki, der dafür plädiert, die eingegangenen Anträge nachträglich zu bewilligen.

Er stellt aber vor allem mit Blick auf die Platanen-Gegner in Meiderich und Laar klar: „Bei Bäumen im öffentlichen Bereich wird man wohl auch künftig nicht viel machen können, wenn die Stadt gegen eine Fällung ist.“

Damit schwächt Brotzki frühere Äußerungen der Ratsleute Gertrud Bettges und Ulrich Lüger deutlich ab. Beide hatten diesbezüglich erst noch Anfang August bei einem Ortstermin mit Bärbel Steinnacher an der Varziner Straße in Meiderich eine CDU-Ratsinitiative nach der Sommerpause angekündigt. „Wir werden dies noch einmal beraten, aber das wird schwierig“, so Brotzki.