Duisburg. Der Duisburger Jan Hermandik nimmt am kommenden Wochenende an einem Baumkletterer-Wettbewerb in Witten teil. Dieses Hobby hat er auch zu seinem Beruf gemacht. Er kommt dort zum Einsatz, wo große Maschinen keinen Zugang haben und sorgt mit seinem Tun für gesunde Baumwipfel.
Es gibt nichts, was es nicht gibt. Also gibt es auch Wettkämpfe für Baumkletterer. Wie vom 22. bis zum 24. August in Witten an der Ruhr, wo die NRW-Baumkrone 2014 an die Spitzenkletterer verliehen wird. Etwa 40 Teilnehmer aus NRW, aber auch aus anderen Bundesländern und dem Ausland werden erwartet. Einer von ihnen ist Jan Hermandik aus Buchholz.
Der 29-Jährige war bereits im vergangenen Jahr bei der Premiere dabei und hatte sich beachtlich geschlagen. 15. Platz bei 40 Teilnehmern, kein schlechter Schnitt. Für Jan Hermandik war die Platzierung beim Wettbewerb im letzten Jahr aber eher die Kategorie „Ferner liefen“. Für ihn war entscheidend, dass es „ein schönes Event“ war, wenn auch etwas verregnet. Mal sehen, wo der Buchholzer an diesem Wochenende landet, denn eine Prognose mag er nicht abgeben. Auch in diesem Jahr gilt wieder „Spaß haben, mit den Kollegen durch die Bäume zu jagen, danach zusammen ein Bier zu trinken und zu tanzen.“ Für Jan Hermandik ist die Baumkrone 2014 einfach eine „gut organisierte Auszeit“.
Professioneller Beruf
Wobei Auszeit sich nicht auf sein Berufsleben bezieht, denn der 29-Jährige verdient sich sein Geld als kletternder Baumpfleger. Das ist zwar kein klassischer Ausbildungsberuf, doch Jan Hermandik betreibt ihn professionell. Erst lernte er „mit viel Herzblut“ Landschaftsgärtner. „Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich mich spezialisieren und nicht das ganze breite Spektrum machen wollte“, so der Buchholzer.
Da es ihm die Bäume schon als kleiner Junge angetan hatten und sein bevorzugter Spielplatz waren und er auch im Berufsleben den Baum allen anderen Pflanzen, mit denen ein Landschaftsgärtner zu tun hat, vorzog, verband der 29-Jährige seine Vorlieben und bildete sich fort. Er belegte erfolgreich Kurse zu Seilklettertechniken und Schnitttechniken für Bäume. Schwupps konnte er sich 2007 kletternder Baumpfleger nennen. Mittlerweile lehrt er selbst den Nachwuchs, wie man sich sicher zwischen den Ästen bewegt, ohne die Pflanze in irgendeiner Art und Weise zu beschädigen. Seit 2010 hat er seine eigenen Firma mit drei Angestellten und Honorarkräften bei Bedarf. Er ist der Chef.
Er beschneidet Bäume, ohne ihren Lebensraum zu beschädigen
Für ihn ist wichtig, zu wissen, wie man einen Baum beschneidet, ohne den natürlichen Lebensraum zu beschädigen oder zu stören. Und das geht seiner Meinung nach am Besten, wenn man direkt am Baum, am Ast ist. Klar, kann man auch Hilfswerkzeuge wie Baumsägen mit langen Stilen verwenden, aber „der Schnitt wird nicht so exakt, dass die Wunde des Baums optimal verheilen kann.“ Deshalb bevorzugt Jan Hermandik den direkten, unmittelbaren Kontakt. Seine Kundenliste umfasst Privatleute und Gewerbetreibende genauso wie öffentliche Auftraggeber.
Natürlich fällt er auch ganz traditionell Bäume am Boden, aber sein Spezialgebiet ist halt die Baumkletterei. „Wenn ich eine 30 Meter hohe Platane zu fällen habe, muss ich einen Hubwagen 15 Mal umsetzen und hab immer noch nicht die ganze Krone in Reichweite“, erzählt Jan Hermandik mit Blick aus der Redaktion auf die Platanen an der Mercatorstraße: „Ich hab einen Ankerpunkt am Baum, von dem aus ich mich durch den gesamten Baum bewegen kann.“
Noch nie abgestürzt
Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass er auch an engen und für große Maschinen unzugänglichen Stellen gut arbeiten kann. Er braucht nur seine Seile und sein Werkzeug. Damit kommt er selbst in die entlegenste Parkecke oder den kleinen Hinterhofgarten. Und gerade das macht ihn auch für Privatpersonen interessant, die über keinen großen Garteneingang verfügen. Und, schon mal runtergefallen? „Nein, noch nie. Ich bin doch gesichert an meinem Seil. Da kann nichts passieren.“ Das ist der Unterschied zwischen Amateuren und einem Profi.