Duisburg. Als er im Internet auf der Suche nach einer Wohngemeinschaft irgendwo im Großraum Duisburg war, ist Patrick Rzytki auf das kuriose Angebot der Firma Camelot gestoßen: Wohnen in einer leer stehenden Hauptschule in Rheinhausen-Bergheim, Platz satt, Schulhof statt Garten.

Als er im Internet auf der Suche nach einer Wohngemeinschaft irgendwo im Großraum Duisburg war, ist Patrick Rzytki auf das kuriose Angebot der Firma Camelot gestoßen: Wohnen in einer leer stehenden Hauptschule in Rheinhausen-Bergheim, Platz satt, Schulhof statt Garten, Basketballfeld inklusive, Wandtafel im Wohnraum und Pausen-Gong ist ausgeschaltet, für 184 Euro im Monat.

„Ich hab’ das am Anfang echt für einen Witz gehalten“, sagt Patrick. Doch als der 20-Jährige dann aus Jux und Dollerei mit der Firma in Düsseldorf Kontakt aufnahmen, da merkte er schnell, die meinen das ernst. Patrick: „Dann hab’ ich natürlich sofort zugegriffen.“

Hauswächter in leerer Schule

So ist der junge Mann seit dem Mai dieses Jahres ein so genannter „Hauswächter“ in der einst preisgekrönten Vorzeige-Schule, die seit Monaten leer steht. Die Idee der aus den Niederlanden stammende Firma lautet: Statt mit Kameras, Wachleuten und Hundestreifen leere Behördenhäuser, Schlösser und Burgen, verwaiste Kliniken und ausgemusterte Finanzämter oder eben auch pensionierte Schulgebäude kostspielig bewachen zu lassen, kann man sie doch für kleines Geld von Menschen, die flexibel sind und mal ungewöhnlich wohnen wollen, bewohnen, beleben und bewachen lassen. Patrick: „Ich finde es einfach nur Klasse hier.“

Drei ehemalige Schulen sind derzeit im Auftrag des Immobilienmanagement der Stadt Duisburg bei dem Unternehmen unter Bewachung: Neben der Schule an der Lange Straße noch die ehemalige Schule an der Werthauser Straße, die bis zur Übergabe als Flüchtlingswohnheim beschützt und intakt bleiben muss. Und da ist die verlassene Innenstadt-Grundschule an der Obermauerstraße, die ebenfalls kein Ziel von blindwütigem Vandalismus und Hausbesetzung werden soll.

Hausbesetzung verhindern

Hausbesetzung, das war der Grund, wieso „Camelot“ in den Niederlanden entstanden ist. „Hausbesetzung in Holland war bis vor drei Jahren keine Straftat. War ein Haus 365 Tage unbewohnt, durfte es ganz legal besetzt werden und dann genoss der „Mieter“ sogar Mieterschutz.“ Es konnte dann Jahre dauern, bis er per Gericht wieder rausgeklagt wurde. Also haben die Holländer mit leerstehenden Immobilien sich „legale Besetzer“ ins Haus geholt, die auf das Gebäude aufpassen und es zuverlässig verlassen, wenn es eine neue Nutzung gibt. Das sind die Spielregeln von Camelot, die mittlerweile europaweit 2000 Objekte mit 10.000 Hauswächtern bewachen. 12 davon in Duisburg. Deutschland ist noch Pioniergebiet für die Holländer.

Patrick und Kumpels nehmen diesen Deal sehr ernst. „Wir hatten auch schon mal merkwürdige Begegnungen mit angetrunkenen Jugendlichen hier auf dem Gelände, denen wir klar gemacht haben, dass sie verschwinden müssen.“

Dass sie selber das Feld räumen müssen, wenn die Stadt die alte Immobilie anders nutzen will, ist ihnen ganz klar. Vier Wochen Kündigungsfrist haben sie. Aber bis dahin leben sie in großen Klassenzimmern, staunen selber darüber, dass sie ein Wohnzimmer mit Wandtafel haben, genießen die große Bude und schauen morgens auf den Schulhof, ob sich nicht doch vielleicht ein paar Schulkinder dorthin verirren.