Duisburg. Die sechsköpfige Kommission entscheidet im Steinbruch darüber, was beim Festival unter dem Motto „gut gedeutet“ in der ersten Novemberwoche im Filmforum gezeigt wird

Ein bisschen rätselhaft sind sie immer, die Plakate der Duisburger Filmwoche. Diesmal macht neben dem Motto „gut gedeutet“ ein Vogel neugierig auf das, was da vom 3. bis 9. November im Filmforum auf die Besucher zukommen mag. Dass es sich um einen Mauersegler handelt, erkennen wohl nur Kenner. „Gut gedeutet“ soll zum Nachdenken anregen über die Deutungen von Realität und das traditionsreiche Deuten der Filme nach den Filmen beim Festival.

Schon jetzt steht der Eröffnungsfilm fest: Die Langzeitdokumentation „Göttliche Lage“, für die Ulrike Franke und Michael Loeken das Entstehen des Neubauprojekts „Phoenix-See“ verfolgt haben. Der See wurde künstlich auf dem ehemaligen Gelände des Stahlwerks Phoenix-Ost in Dortmund-Hörde angelegt.

Etwa 25 Festivalbeiträge werden ausgewählt

Gedacht wird auch der drei herausragenden Filmemacher, die dem Festival verbunden waren und in diesem Jahr gestorben sind. Dauergast Harun Farocki, der schon 1969 mit „Nicht löschbares Feuer“ in Duisburg war, Michael Glawogger (u.a „Workingsman’s Death“, 1997) und Peter Liechti, der noch im letzten Jahr mit „Vaters Garten“ vertreten war. Das Festival werde diesen drei Persönlichkeiten gewidmet, so Festivalleiter Werner Ruzicka.

Mit der Sichtung der Filme, aus denen die etwa 25 Festivalbeiträge für die 38. Duisburger Filmwoche ausgewählt werden, ist die sechsköpfige Auswahlkommission vom Filmforum in den Steinbruch in Neudorf umgezogen. Weil am Dellplatz der Saal um 18 Uhr für den Kinobetrieb geräumt werden muss, sei die Sichtung technisch aufwendig gewesen und habe sich hingezogen. Grammatikoff-Betreiber Rolf Stanietzki hat der Filmwoche einen Raum in seinem Steinbruch angeboten, in dem auch bist tief in die Nacht um die Entscheidungen gerungen werden kann. „Ein sehr schöner Ort, um entspannt zu richten“, so Ruzicka.

"Jeder Film setzt Maßstäbe"

Der Kommission gehören neben ihm wieder Festival-Koordinatorin Jessica Manstetten, Filmwissenschaftler Till Brockmann aus Zürich und Filmemacher Peter Ott aus Stuttgart an. Neu dabei sind die 32-jährige Filmemacherin Pary El-Qalqili aus Berlin („Schildkrötenwut“) und der Filmkritiker Joachim Schätz aus Wien (29).

„Jeder Film setzt Maßstäbe“, so Ruzicka über die 50 bis 60, die am Dienstag noch im Programmtopf waren. Große Themen seien Fragen der Globalisierung, der Komplex Altwerden, Krankheit und Tod sowie die Veränderung von Familienstrukturen.