Duisburg. Die Duisburger Filmemacher Nadine Heinze und Marc Dietschreit freuen sich über den großen Erfolg ihres Kurzfilms “46/47“, der das Down-Syndrom in den Fokus rückt und seine Zuschauer mit einem ungewöhnlichen Perspektivenwechsel überrascht. Die Produktion hat internationale Bekanntheit erlangt.

Für die beiden in Neudorf lebenden Filmemacher Nadine Heinze und Marc Dietschreit ist der 21. März ein besonderes Datum. Denn anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages wird ihr mehrfach prämierter Kurzfilm „46/47“ weltweit aufgeführt. Ob in Schulen oder bei Aktionstagen von Down-Syndrom-Organisationen: Diese Geschichte mit einem ungewöhnlichen Perspektivwechsel übers „Behindertsein“ zieht auch ein internationales Publikum in ihren Bann.

Die Grundidee ist ebenso einfach wie originell: Fast alle Menschen auf der Erde haben in diesem Film 47 Chromosomen in ihren Zellen. Somit ist das Down-Syndrom der Normalfall. Gleichzeitig gelten all jene Menschen mit 46 Chromosomen in der allgemeinen Wahrnehmung als „die Behinderten“. Einer von ihnen ist Daniel. Und er sieht sich ständig mit der Frage konfrontiert: Was ist normal, was nicht?

28 Schauspieler mit Down-Syndrom

„Wir haben diesen Film bereits im Jahr 2011 gedreht“, erzählen Nadine Heinze und Marc Dietschreit im WAZ-Interview. Und es war eine Art Schnellschuss. „Unser Kameramann Conrad Jobst wollte sich an der Filmakademie Ludwigsburg bewerben. Er hatte 72 Stunden Zeit, um einen Kurzfilm zu drehen“, erzählt das Duo, das im Verbund als Drehbuchautoren und Regisseure fungierte und auch im Privatleben ein Paar ist. Herausgekommen ist ihr knapp achteinhalbminütiges Werk, das inzwischen auf zahlreichen Festivals gezeigt wurde und von der deutschen Filmbewertungsstelle das Prädikat „wertvoll“ verliehen bekam. „Gedreht haben wir an Schauplätzen in Ruhrort und Laar – etwa in einem Supermarkt, einer Druckerei, einer Gaststätte und in einem Bus. Und das alles an einem einzigen Tag“, erinnert sich Dietschreit. „Und für uns war dieser zeitlich eingeengte Auftrag ein optimaler Test für unsere nächsten Langfilm-Projekte“, ergänzt Heinze.

Das von einem Betreuerstab begleitete Schauspieler-Ensemble bestand aus 28 Menschen, die das Down-Syndrom haben. Darunter auch Elmar Kochanke, der im Film eine zentralere Rolle spielt. Den Außenseiter Daniel – im Film der Einzige ohne Down-Syndrom – verkörperte Tobias Diakow.

Kurzfilm ist auf DVD erhältlich

Seine Uraufführung erlebte „46/47“ dann 2012 beim Filmfestival in Sofia. Eine Reihe von Goethe-Instituten nahmen den Film kurz darauf ins Bildungsprogramm auf. Es folgten zahlreiche erfolgreiche Aufführungen auf internationalem Parkett (u.a. New York), aber auch auf dem heimischem Markt war die Resonanz riesig. So auch beim „Kurzschluss-Festival“, zu dem die Universität Duisburg-Essen als Veranstalter regelmäßig einlädt. Und egal,ob Lehrer, Pädagogen, Schüler, Betroffene oder deren Angehörigen: Sie alle, erzählt Dietschreit von seinen bisherigen Eindrücken, seien von der Geschichte persönlich ergriffen gewesen. „Was von uns mal als Kleinigkeit gedacht war, hat für viele Menschen eine große Relevanz bekommen“, sagt Heinze.

Inzwischen gibt’s den Film (deutsche Sprache, englische Untertitel) auf DVD. Über 2000 Exemplare wurden bereits in alle Welt verkauft. Wer Interesse an „46/47“ sowie an der Arbeit des Neudorfer Filmemacherduos hat, wird im Netz fündig: www.heinze-dietschreit.de