Overbruch. . In diesem Teil unserer Stadtteilspaziergänge haben wir uns in Overbruch umgeschaut. Eine Oase der Ruhe. Und überall ist man von Grün umgeben – und geselligen, fröhlichen Menschen, die das Gefühl haben, im Dauerurlaub zu sein.
Wohnen in Dinslaken und Telefonieren mit Duisburger Vorwahl: Das ist eine Besonderheit, die es nur in Overbruch an der Grünstraße gibt. Es ist wirklich kurios: Der nördliche Teil der Straße gehört zur Nachbarstadt und wird auch von dort von der Müllabfuhr bedient. Überschreitet man die Straßenmitte in südliche Richtung, befindet man sich in Duisburg, wo natürlich die hiesigen Wirtschaftsbetriebe den Abfall einsammeln. „Ist doch bekloppt“, sagen zwei Frauen, die zufällig des Weges kommen und schütteln den Kopf, verschwinden dann mit ihren Einkäufen in den Duisburger Siedlungshäusern. Auch an den am Straßenrand abgestellten Autos ist zu erkennen, dass man sich dort auf etwa 200 Metern im Grenzgebiet befindet. Auf der einen Seite parken überwiegend Pkw mit WES- oder DIN-Kennzeichen, auf der anderen die mit DU. Und zu welcher Stadt fühlen sich die Menschen auf der Nordseite zugehörig? „Zu Overbruch“, sagt die Heilerziehungspflegerin Lisa Skramec ohne eine Sekunde nachzudenken. Andere, die wir treffen, sagen das gleiche. „Das mit der Grenze ist doch Quatsch.“
Im Grünen und trotzdem mittendrin
Nur ein kleines Stückchen weiter, am Gatermannshof, überschreiten wir an diesem sonnigen Mittag noch eine Grenze. Jetzt aber eine inner-duisburgerische, genauer gesagt: eine private. Wir entdecken in einem etwas verwilderten Vorgarten eine wunderschöne Sonnenblume – und schon mogelt sich der Fotograf auf Gelände, um den besten Blickwinkel fürs Bild zu bekommen. „Hallo, bekommen wir Besuch?“, fragt uns eine Dame durchs Dickicht.
Es ist Gertrud Rosenberger, die sich wundert, dass sich jemand für die Blume interessiert. „Die meisten Leute sehen nur, dass das Grundstück verwildert ist. Sie aber haben gleich das Schöne entdeckt“, sagt sie und lädt uns in ihren kleinen Garten hinterm Haus ein. Ein Paradies, mit bunten Blumen, schnuckeliger Sitzecke und einem schattenspendenden Walnussbaum. Das verwilderte Grundstück habe ihr ursprünglich gehört, aber es sei verkauft und soll bebaut werden. So lange die Bagger nicht kommen, darf sich dort die Natur noch so entwickeln, wie sie will – ein Biotop mitten in der Stadt. Schon lange lebt die heute 62-Jährige in Overbruch – und möchte gar nicht mehr weg: „Wir wohnen im Grünen, aber trotzdem zentral. Zum Einkaufen sind wir ruck, zuck in Dinslaken oder am Franz-Lenze-Platz. Und zum Spazierengehen oder Radeln geht’s in die Rheinaue.
So grün wie Overbruch, mit so vielen und vor allem großen Freiflächen rund um die Häuser, ist kein anderer Stadtteil im Duisburger Norden. Und so herrlich ruhig. Die ganze Siedlung ist in den vergangenen Jahren modernisiert worden. Schicke Fassaden, stattliche Balkone, die mit Blumen geschmückt sind, und dazwischen riesige Spielwiesen – man fühlt sich fast wie in einer holländischen Ferienhaussiedlung. Das bestätigt das Ehepaar Christina und Wolfram Haas (beide 53): Dort zu leben, sei „wie Dauerurlaub“, sagen die beiden und genießen den Tag auf Balkonien. „Besser können wir nicht wohnen“, sagt Ex-Bergmann Wolfram, der jetzt im Vorruhestand ist.
Was ein wenig fehlt, sind Einkaufsmöglichkeiten. Immerhin: Es gibt es einen Supermarkt. Und wenn der Hunger kommt, geht’s in die Pizzeria – oder zum Kiosk in der Nachbarschaft der Herz-Jesu-Kirche. Am Supermarkt ist es etwas trubeliger als im übrigen Stadtteil. Dort trifft man sich zwischen Tür und Angel auch schon mal zu einen Pläuschchen. Oder man geht weiter zum Kiosk, wo man sich am Stehtisch Kaffee, Limo, ein Eis oder ein Brötchen mit Frikadelle gönnt.
Jeder, wirklich jeder Overbrucher hat das Grün unmittelbar vor der Haustür. Und dann gibt es da noch die Kleingartenanlage. Mit Bienen und Blumen, stattlichen Holzhäusern – und ausgesprochen geselligen und aufgeschlossenen Gärtnern. Overbruch – ein Kleinod.