Duisburg. . Das Duisburger Seifenkisten-Derby am ersten September-Wochenende war ein Riesenerfolg. Nach dieser gelungenen Wiederbelebung eines Kultspektakels träumt der Veranstalter Duisburg-Sport nun bereits davon, in naher Zukunft die Finalrunde der Deutschen Meisterschaften in Duisburg auszurichten.

Ein traditionsreiches Sportereignis wurde aus seinem 21 Jahre währenden Dornröschenschlaf wachgeküsst und erstrahlte bei seiner Premiere gleich wieder in voller Blüte: Das „Duisburger Seifenkisten-Derby 2014“ lockte bereits zu den Spaßrennen am Samstag einige Hundert Besucher zur Rennstrecke inmitten der Stahlwerk-Kulisse von Marxloh.

Und beim ersten Lauf zur Deutschen Meisterschaft (DM) feuerten über den Tag verteilt sogar knapp 3000 Besucher am Fuße des Alsumer Berges die Rennpiloten an. Nach dieser gelungenen Wiederbelebung eines Kultspektakels träumt Ausrichter Duisburg-Sport nun bereits von der Ausrichtung der DM-Finalrunde in naher Zukunft.

Ein VW-Bus als Seifenkiste

Am Samstag standen die Spaßrennen auf dem Rennprogramm. Viele der liebevoll gestalteten Klapperkisten zogen die Blicke der Besucher auf sich. Hingucker Nummer eins war aber ein weiß-orangefarbener VW Bus. Den hatten Thomas Wiese und Peter Anders zusammen konstruiert und gebaut. „Da stecken fünf Wochenenden Arbeit drin“, erzählt Anders.

Diese Seifenkiste war der Hingucker bei dem Rennen in Marxloh. Fünf Wochenenden Arbeit stecken in dem VW-Bus.
Diese Seifenkiste war der Hingucker bei dem Rennen in Marxloh. Fünf Wochenenden Arbeit stecken in dem VW-Bus. © Fabian Strauch/WAZ FotoPool

Der 73-Jährige aus Hessen besaß in seiner automobilen Laufbahn 20 echte VW-Busse. Der erste war ein T1 aus dem Jahr 1949 mit 24,5 PS. Nach Duisburg ist diesmal mit einem T4-Diesel gereist. Und bei so viel Liebe zu diesem Fahrzeug war es nicht verwunderlich, dass seine Seifenkiste dieses Aussehen verpasst bekam.

Erst gefahren, dann gekickt mit Weltmeister Rahn

Anders war 1953 und 54 bei den DM-Läufen im Uhlenhorst als junger Bursche im Starterfeld dabei. „Allein die Busreise nach Duisburg war für uns damals schon ein Abenteuer.“ Untergebracht waren sie in der Sportschule Wedau. „Damals waren bei jedem Rennen auch Prominente da. 1954 waren das die Fußball-Weltmeister Toni Turek und Helmut Rahn. Die haben mit uns hinterher an der Sportschule sogar Fußball gekickt. Die waren so nett als seien sie Kumpels“, schildert Anders die Andekdote.

Seine VW-Bus-Seifenkiste überlässt er auch jüngeren Fahrern. Etwa Corvin aus Rheinhausen. Der Zwölfjährige fährt zum ersten Mal. Sein Fazit: „Das ist echt lustig, das muss man erlebt haben.“ Dieser Meinung schließt sich auch Johanna Siejak (20) aus Huckingen an, die ebenfalls Rennpremiere feiert.

Mit Tempo 50 dem Zielturm entgegen

Ausgetragen werden die Duelle stets zwischen zwei Fahrern auf den gesperrten Spuren der leicht abschüssigen Alsumer Straße. Auf der etwa einen Meter hohen Rampe nehmen die Rivalen ihre Positionen ein. Der Starter legt einen Hebel um: Freie Fahrt für die Seifenkisten! Die rollen gemächlich los, nehmen wegen des Gefälles zügig Fahrt auf und erreichen Tempo 50. Die Bestzeit bei den Spaßrennen für die 300-m-Strecke liegt bei 45 Sekunden.

Tags darauf beim ersten DM-Lauf sehen die Seifenkisten ganz anders aus: wie bunt lackierte Riesen-Zigarren. In den jeweils sehr schmalen Einstieg müssen sich die 63 Einzelstarter hineinzwängen, ehe sie im Gefährt flach wie eine Flunder auf dem Asphalt liegen, um möglichst windschnittig und schnell ins Ziel zu rollen. Einige der mit Rasseln und Fotokameras ausgestatteten Zuschauer hinter den Barrieren feuern die Fahrer an. Andere schauen im Zielbereich mit Wehmut auf die Seifenkisten. Ihnen ist deutlich anzusehen, dass sie am liebsten wohl selbst mitfahren würden.

Duisburg-Sport steht als DM-Ausrichter bereit 

Das Fazit von Jürgen Dietz fiel euphorisch aus: „Wir sind sehr zufrieden. Wir haben von Zuschauern und Teilnehmern fast ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen“, sagt der Betriebsleiter von Duisburg-Sport.

Und beflügelt durch den großen Erfolg der Wiederentdeckung eines fast vergessenen Sportereignisses formuliert der Chef des Derby-Ausrichters: „Jetzt wollen wir auch wieder die Deutschen Meisterschaften ausrichten – wenn es klappt, schon im nächsten Jahr.“ Bereits zwischen 1951 und 1971 hatten die nationalen Titelkämpfe der Seifenkistenfahrer in Duisburg stattgefunden.

Natürlich wurden beim Derby auch Sieger ermittelt. Es triumphierten: Fun-Cup, Senioren Markus Spranke; Fun-Cup Junioren Tim Rißmann (beide Samstag); Elite XL Dominik Leismann; Elite XL über 18 Pascal Leismann, DM-Lauf Senioren Pia Zaruba; DM-Lauf Junioren: Romy Freudenstein (alle Sonntag).