Duisburger Mission erfüllt - Gebag-Sanierer hört auf
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Duisburg. Mission erfüllt: Nach drei Jahren hat Utz Brömmekamp seinen Job bei der städtischen Wohnungsbautochter Gebag erfolgreich erledigt– die Stadttochter hat den Küppersmühle-Skandal um den gescheiterten Museumsbau wirtschaftlich überlebt. Jetzt soll die Gebag mit neuem Chef tun, was ihr Geschäft ist: Wohnung vermieten.
Er kam 2011 als von den Banken bestallter Chefsanierer, blieb dann fast drei Jahre als Gebag-Chef und war Duisburgs wohl meist beschäftigter, aber auch bestbezahlter „Leiharbeiter“: Utz Brömmekamp räumte gestern am letzten Arbeitstag seinen Schreibtisch bei der städtischen Wohnungsbautochter.
40 Jahre hat Brömmekamp (55) in Duisburg gelebt, lange sogar neben einer Gebag-Wohnung, aber so nahe wie in den vergangenen drei Jahren war er seiner Heimatstadt wohl nie gekommen. Und das bei einem der brisantesten Jobs, die Duisburg anzubieten hatte: die Gebag nach dem Küppersmühle-Desaster vor dem Ruin zu bewahren. Das ging nur, indem das Museums-Abenteuer beendet werden konnte.
Mission erfüllt: Die Gebag ist raus aus der Bauverpflichtung für den Kunst-Kubus, die Rost-Ruine am Innenhafen ist sogar mittlerweile verschrottet. Teuer erkauft mit 40 Millionen Euro nach zähen Verhandlungen mit dem Mäzen-Ehepaar Ströher, dem die Gebag den Museumsbau vertraglich zugesichert hatte. „Wir hatten eigentlich keine Verhandlungsposition. Das war schon eine heikle Sache. Letztlich kann die Gebag aber mit dem Ergebnis leben“, sagt Brömmekamp im WAZ-Gespräch. Eben auch überleben: „Die Gebag ist jetzt vernünftig aufgestellt. Das ist nicht mehr existenzbedrohend und es gibt auch keine Leichen mehr im Keller“, zieht der Jurist und Düsseldorfer Partner der mit der Gebag-Sanierung betrauten Unternehmensberatung Bilanz.
Trotz Kostenxpolsion Bauverpflichtung fortgeführt
Wie konnte das Desaster passieren? Brömmekamps Kurzzusammenfassung: „Da kam viel zusammen. Das Projekt war meinem Eindruck allseits gewollt. Das sollte ein Prestigeding zur Kulturhauptstadt werden. Dadurch kam enormer Zeitdruck hinzu. Als Wohnungsunternehmen war die Gebag auch mit der hyperehrgeizigen Architektur überfordert. Und dann kam noch der kriminelle Pfusch beim Kubus dazu.“
Und da war die fatale Fehlentscheidung des alten Vorstandes, gegen Aufsichtsratsbeschlüsse die vertragliche Bauverpflichtung trotz Kostenexplosion fortzuführen. Das kostete die Vorstände Ämter und gerichtlich festgelegte Schadensersatz-Millionen. „Ich wäre als Vorstand zurückgetreten. Weil ich Jurist bin.“
Gebag widmet sich wieder dem Kerngeschäft
Den Job bei der Gebag würde Brömmekamp heute noch mal machen: „Das waren harte, herausfordernde, spannende Jahre. Ich habe auch viel über Politik gelernt. Das war nicht immer angenehm, will ich aber auch nicht missen“ Auch die wichtige soziale und gesellschaftliche Bedeutung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft ist dem Juristen und Unternehmensberater klar geworden. Umso wichtiger ist ihm, dass die Gebag jetzt wieder ihrem Kerngeschäft nachgehen kann. Mietraum zur Verfügung stellen, Leerstandsquote senken, die niedrige Eigenkapitalquote heben. Der Prozess wird Jahre dauern mit der Last der 40 Millionen. Schneller ginge es mit einem Millionen-Programm, um alle fälligen Wohnungen zu sanieren, doch dafür gibt keiner der Gebag das Geld. Was möglich wäre, zeigt der Stadtkredit, der 2012 floss: 250 Wohnungen saniert – Farbe, ein neues Bad – und alle Wohnungen waren nach sechs Wochen wieder vermietet.
Abriss der Ruine an der Küppersmühle
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Brömmekamp hat es zuletzt nicht geleugnet: Er hätte sich auch einen dauerhaften Job als Gebag-Chef vorstellen können. Doch dazu kam es trotz vielfachen Lobes nicht, vor allem die SPD hatte Vorbehalte. Mit den neuen Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer traf er sich noch Freitag zur letzten Übergabe.
Duisburg ade? Vielleicht nicht. Brömmekamp macht keinen Hehl aus seiner Fan-Liebe zum MSV, er war über die Gebag als Anteilseigner in die Rettung der Stadiongesellschaft eingebunden. Seine juristische Promotion behandelte das Fußballrecht. Nicht nur als Dauerkarten-Besitzer könnte er sich Präsenz in der Arena vorstellen . . .
Bestand soll an Ertragskraft gewinnen
Am Montag tritt der 44-jährige Bernd Wortmeyer seinen Dienst als neuer alleiniger Gebag-Chef an. Er hat das Geschäft von der Pike auf gelernt, begann 1988 seine Ausbildung als Kaufmann der Wohnungswirtschaft bei der Dortmunder Dogewo (16.000 Wohnungen), wie die Gebag (12.500 Wohnungen) ein kommunales Wohnungsunternehmen. Die letzten zehn Jahre managte der parteilose Immobilienfachmann die operativen Geschäfte als Prokurist und „2. Mann“.
„Das sind keine unlösbaren Aufgaben“, erklärt Wortmeyer mit Blick auf die Gebag. „Wir hatten bei der Dogewo ähnliche Probleme, nur nicht noch ein Museum“. Ziel von Wortmeyer wird sein, dass der Gebag-Bestand von 12.000 Wohnungen wieder an „Ertragskraft gewinnt“. Der 44-Jährige lebt in Unna, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Wortmeyer wird nach Duisburg umziehen.
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