Duisburg. Auf dem Bahnhofsvorplatz in Duisburg-Großenbaum ist Parken nur auf eingeschränkt erlaubt. Hans Wirtz (77) pflegt schon lange die dortige Linde und das Beet, das sie umgibt. Damit er die Gartenutensilien nicht weit schleppen muss, parkte er direkt dahinter - und handelte sich nun ein Knöllchen ein.
Hans Wirtz war noch Präsident der Karnevalsgesellschaft Op de Hippe Höh’ und gerade Vorruheständler geworden, da übernahm er in den 90er Jahren von Winfried Bohn die Pflege der Linde vor dem Bahnhof. Etwa alle sechs Wochen beschneidet er sie unten herum, ebenso das Strauchwerk, pflegt die Beete, bepflanzt die Blumenschale, zupft Unkraut und entfernt Laub. Um Gartengeräte und Müllsäcke nicht weit tragen zu müssen, parkte er stets dahinter. Offiziell ist das verboten. Und dafür verhängte eine Politesse im April 20 Euro Verwarnungsgeld.
Christian Seifert, Betreiber der dortigen Bäckerei, ist bei der Stadt als ehrenamtlicher Pate für einen Ahornbaum auf dem Bahnhofsvorplatz. Als er von Wirtz’ Problem erfuhr, schaltete er sich ein.
Greifzange und Arbeitshandschuhe gibt’s gratis
Seifert beschwerte sich über das Verwarnungsgeld bei der Stadt und bat, es zurückzunehmen. Aber vom städtischen Referat für Bürgerengagement kam nur die Antwort, gerne könne man Wirtz kostenlos Greifzange und Arbeitshandschuhe zur Verfügung stellen. Auf das konkrete Problem ging man nicht ein. „Am Telefon hieß es“, erzählt Hans Wirtz, „ich könnte ja eine Sondergenehmigung für das Parken dort beantragen. Aber sie würde mich bis zu 150 Euro kosten.“
Das Bürger- und Ordnungsamt antwortete Seifert im Mai, „dass auch die Übernahme einer Baumpatenschaft nicht davon entlastet, sich an dieser Stelle einen ordnungsgemäßen Parkplatz zu suchen.“ Und dann folgte der Hinweis auf die mögliche Ausnahmegenehmigung. Kein Wort davon, dass die Politesse es nach den Umständen auch bei einer mündlichen Verwarnung hätte belassen können. Denn über Wirtz’ Motive, dort zu parken, sei sie sehr wohl im Bilde gewesen. „Ich übernehme hier seit Jahren eine Aufgabe für die Stadt und werde am Ende dafür noch bestraft“, sagt er resigniert.
Ausnahmegenehmigung jetzt umsonst
Hans Wirtz ließ fortan die Hände von der Linde. Marktleute haben sie wohl zuletzt beschnitten, weil ihre Zweige schon über den Zaun ragten. „Aber das fällt ja auch wieder auf mich zurück, wenn es dort jetzt nicht mehr so gepflegt ist, weil viele Großenbaumer halt wissen, dass ich das mache.“