„Wo soll ich denn nun das Geld reinwerfen”, echauffiert sich ein älterer Herr im grauen Anzug. Andere Bürger, die unmittelbar am Bahnhofsgebäude, auf den beliebten Parkplätzen zwischen Gallenkampstraße und Portsmouthplatz geparkt haben, kommen dazu. Sie zücken Parkgeld, zucken mit den Schultern und ärgern sich um die Wette: „Was? Vierundzwanzig Stunden lang muss man jetzt hier zahlen?”
Grund der Aufregung: An den rege frequentierten Parkplätzen auf diesem Teilstück der Mercatorstraße hat die Bahn am Donnerstag ihre eigenen Parkscheinautomaten aufgebaut, zwei Meter neben dem städtischen Automaten. Während die Kommune eine Stunde Parkzeit für 50 Cent anbietet und nach 17 Uhr kostenloses Parken kredenzt, stellt die Bahn eine Stunde mit einem Euro in Rechnung, rund um die Uhr, an jedem Wochentag.
Ein Bahnsprecher war am Freitag im Gespräch mit der WAZ erstaunt, dass der städtische Parkautomat nach wie vor in Funktion sei. Die Lage sei klar: „Wir, die Bahn, betreiben diese Parkplätze in Eigenregie. Die Bürger müssen dort ab sofort Parkscheine an unseren Automaten lösen.” Ein städtischer Verkehrsüberwacher, den die WAZ am Freitagmittag am Hauptbahnhof auf die Situation angesprochen hatte, wusste von nichts: „Keine Ahnung, was die Bahn da aufgestellt hat.” Er kontrolliere nach wie vor, ob die parkenden Bürger einen gültigen (städtischen) Parkschein gelöst hätten.
Dies bestätigte die Stadt am Freitag: „Wir sprechen hier von öffentlich gewidmetem Straßenraum”, sagte eine Sprecherin, „natürlich müssen Parkscheine gelöst werden.” So lange, bis der Raum „entwidmet” werde. Die Bahn müsse das Gelände auch dann – etwa durch Schranken – deutlich als Privatgelände kenntlich machen.
Die Stadt bedauere die Situation und hoffe auf klärende Gespräche mit der Bahn AG.