Duisburg. Am Abschlussabend gab es Experimentelles im Lehmbruck-Museum. Die Organisatoren sind frohen Mutes für eine Neuauflage im nächsten Jahr.
Welch ein Spagat! Partytaugliche Mucke, improvisierte Klänge, Chormusik des 16. Jahrhunderts, dazu Theater, Tanz und Literatur – das gibt es wohl nur beim Platzhirsch-Festival. Auch die verschiedensten Formen der Avantgarde finden da einen breiten Raum. Schade, dass ausgerechnet das Konzert mit den altgedienten Experimental-Musikern Caspar Brötzmann (Trio „Massaker“), F.M. Einheit („Einstürzende Neubauten“) und dem international renommierten Saxofonisten Jan Klare ausfiel.
Doch wer seine Ohren auf ungewöhnliche Klänge ausgerichtet hatte, fand Alternativen am Abschlussabend. Etwa beim Programmblock Soundart im Lehmbruck-Museum. Um elektronische Sounds geht es hier. „Elektronengehirn“, bürgerlich Malte Steiner, schöpft seine Klangwelten nicht nur aus den Tiefen der Rechner, sondern nutzte auch eine mehrfach durchbohrte Metallplatte zur Klangerzeugung.
Kompositionen und Hörbücher
Sie wird mit einem Metallstab angeschlagen, die Schwingungen über Kontaktmikrofone an den Rechner weiter geleitet. Aus den Daten entsteht eine Kombination von Klang und Video. In vergleichsweise kurzen, deutlich strukturierten Improvisationen schwellen etwa tiefe, fast wohlige Klänge an und wieder ab, während auf der Leinwand ein Art Zweig seine Form wandelt. Oder man glaubt, Störgeräusche aus dem All zu hören, visuell kommentiert von rasenden Quadraten.
Tanz und Klang verbindet Wolfram Lakaszus in seinem Projekt „Tonzone“. Hier schaffen die Tänzer erst den Soundtrack zu ihren Bewegungen. Im Zentrum steht eine gut einen Quadratmeter große Plattform, die durch bis zu fünf Tänzer in Schwingungen versetzt wird. Je nachdem wo und wie intensiv sie sich auf der Fläche bewegen, entstehen wechselnde Sounds unterschiedlicher Lautstärke. „Das möchte ich nächstes Jahr unbedingt wiedersehen“, kommentiert eine begeisterte Zuhörerin.
Fast versteckt aus dem Publikum heraus agierte Marsen Jules. Nur sein konzentrierter Gesichtsausdruck und sein Tablet-Computer verraten den mit internationalen Preisen ausgezeichneten Künstler. Was er aus seinem Rechner holt und manipuliert sind Kompositionen und Hörbilder, die – mal reduziert, mal gewaltig – weite Spannungsbögen schlagen. Herzlicher Beifall für ein Wechselspiel zwischen Eintauchen und Irritation.