Duisburg. . Ein Jahrhundertereignis: Das Hildegardis-Gymansium, seit 1898 katholische Mädchenschule in Duisburg, hat erstmals Jungen aufgenommen. Die Nachfrage war so groß, dass nun fünf fünfte Klassen starten. Schülerinnen und Schüler werden erst mal nur in Musik und Religion gemeinsam unterrichtet.

Mittwochmorgen, 8 Uhr. Fröhlich quatschen die Schülerinnen durcheinander, erzählen sich ihre Ferienerlebnisse. So ein erster Schultag nach den großen Ferien ist immer aufregend. Diesmal ist es gar ein historischer Tag. Seit 1898 gibt es das Hildegardis-Gymnasium, das bisher nur Mädchen vorbehalten war. Mit dem heutigen Tag werden erstmals Jungs eingeschult. Deshalb schlendert Aaron nun, den noch leeren Rucksack auf den Schultern, Richtung Eröffnungsfeier. Seine Mutter ist genauso aufgeregt wie der Zwölfjährige. „Es ist spannend, bei einem Neuaufbau dabei zu sein“, erzählt sie. Beim Probetag hat’s Aaron aber schon gut gefallen.

Neues Konzept

Carl-Aurel und Florian sind Freunde seit Kindergartentagen. Klar, dass sie sich auch für die gleiche weiterführende Schule entschieden haben. Mathe und Sport mögen beide am liebsten. „Ich finde es gut, nur mit Jungs in einer Klasse zu sein. In der Grundschule haben die Mädchen immer ‘reingeredet“, sagt Carl-Aurel. Da das Interesse bei den Jungen so groß war, ist das Hildegardis-Gymnasium erstmals fünfzügig. Unterrichtet werden die 5c und die 5d, das sind die beiden Jungen-Gruppen, von den Lehrern Sebastian Burre und Sebastian Albiez. Sie verfolgen die Eröffnungsfeier genauso gespannt. „Ich war schon mal Klassenlehrer, mal sehen, ob es große Unterschiede gibt“, freut sich Sebastian Burre auf die neue Aufgabe.

SchulanfangNur in Musik und Religion werden die Kinder in der fünften Klasse gemischt. Später kommen noch Wahlfächer hinzu. In der Oberstufe wird die Geschlechtertrennung komplett aufgehoben. „Wenn man sich auf dem Schulhof umschaut, sind Jungen und Mädchen etwa von der dritten bis zu achten Klassen ohnehin lieber unter sich“, erklärt Rektor Christoph Oster.

"Die Atmosphäre hat uns gefallen"

Begegnungen der Jungen und Mädchen wird es nachmittags in den neu geschaffenen Arbeitsgemeinschaften und auf dem Pausenhof geben. Das neue Schul-Konzept war auch der Grund, warum Tobias Maaßen (10) nun das Hildegardis besucht. „Die Atmosphäre hat uns gefallen und dass es in der fünften und sechsten Klasse keine Hausaufgaben gibt“, begründet Mutter Anja Maaßen die Entscheidung. Zudem gibt es an drei Tagen eine längere Betreuung. „Ich hab’ mich einfach wohl gefühlt“, beschreibt Tobias die Eindrücke vom Tag der offenen Tür.

In seiner Ansprache muss Rektor Oster sich noch ein bisschen daran gewöhnen, nicht nur die Schülerinnen, sondern auch die „Schüler“ zu begrüßen. Er spricht von einem „Jahrhundertereignis“. Die Gymnasiastinnen bleiben angesichts der Jungs ganz gelassen. Chiara und Dania besuchen inzwischen die sechste Klasse – und erzählen den „Neuen“ während der Begrüßungsfeier, wie sie sich eingelebt haben. „Ach, von denen bekommen wir doch sowieso nicht viel mit“, glaubt Chiara.