Duisburg. Zwei Drittel aller Bauvorhaben werden an die Stadt von Investoren herangetragen - so wie von Ulrich Lachmann, der in Baerl am Lohmühlensee eine neue Siedlung plant. 2008 hatte er die Vision, Stadtplaner Ekkehard John zeichnete und bastelte darauf hin. 2014 rollen nun die Bagger.
Im Jahr 2008 hatte Ulrich Lachmann eine Vision. Auf dem Gelände des ehemaligen Betonsteinwerk in Baerl sollte ein Baugebiet für Einfamilienhäuser entstehen. Allerdings sollte das 34.000 Quadratmeter große Grundstück nicht mit lieblosen Reihenhaushälften zugepflastert werden, sondern Platz für hochwertige Bleiben im Bauhausstil bieten. Mit dieser Idee wandte sich Lachmann an die Stadt. Ab diesem Punkt beginnt die Arbeit für Ekkehard John. Der gelernte Architekt ist für die Bauleitplanung nördlich der Ruhr zuständig – und gestaltet Duisburg ganz konkret. Zwei Drittel der Bauvorhaben werden übrigens an die Stadt herangetragen und nicht etwa von der Verwaltung selbst angestoßen.
Zunächst malt John, klassisch mit Buntstiften, erste Entwürfe. So auch von dem Baugebiet, das nun am Lohmühlensee entsteht. Mit flinken Fingern umreißt er Häuschen, malt Wolken, die die künftigen Bäume symbolisieren sollen. „Ich fahre meist zu dem Gebiet hin, um mir ein Bild zu machen. Gerne mit Bus und Bahn, da bekommt man einen anderen Eindruck von der Stadt“, erklärt der Wittener, der sich an die enorme Nord-Süd-Ausprägung Duisburgs erst gewöhnen musste. Ihm gefällt’s hier. „Das ist eine reizvolle Stadt, weil es noch Stahl- und Metallindustrie gibt, aber gleichzeitig Strukturwandel passiert.“ Später wird aus dem ersten gezeichneten Entwurf eine 3-D-Ansicht.
Fünf denkbare Varianten
Die Stadt beschäftigt hauptberufliche Modellbauer, die aus Holzklötzen Häuser und aus Moosgummi Büsche formen. Mal befindet sich in der Mitte ein zentraler Platz, mal sind es nur ein paar Bäume und die Straße wird verschwenkt durch das Baugebiet geführt. Fünf Varianten waren für das Grundstück in Baerl denkbar. Erst danach übersetzt ein Planungsbüro die Zeichnungen in einen am Computer entworfenen Bauplan. „Die Jüngeren arbeiten meist direkt am Computer, aber ich male gerne von Hand“, sagt John lächelnd. Ein Talent, das Planer im Vorstellungsgespräch übrigens noch immer unter Beweis stellen müssen.
Bevor der Bebauungsplan 2011 in Kraft treten konnte, musste er öffentlich ausgelegt werden. „Es gab eigentlich keine Kritik“, erinnert sich Lachmann. Und auch John bezeichnet die Zusammenarbeit als „unkompliziert“. „Wir waren uns recht schnell einig, dass sich hochwertiges Wohnen ansiedeln soll.“ Lachmann teilte darauf hin die Fläche in großzügige Grundstücke. Flachdach-Häuser mit bis zu 294 Quadratemetern Wohnfläche können entstehen. Im Schnitt kostet der Baugrund 250.000 Euro, Teilhabe am benachbarten See inklusive. „Das Interesse ist da, aber man verkauft die Grundstücke nicht mal eben so. Man braucht einen langen Atem.“
Derzeit rollt der Bagger in Baerl und bereitet das Grundstück vor. Ende des Jahres könnten dann die ersten Eigentümer mit dem Bau beginnen. Sechs Jahre hat die Entwicklung bis dahin gedauert – für öffentliche Planung ist das schnell.