Duisburg. Die Stadt Duisburg macht Nägel mit Köpfen in Sachen Flüchtlingslager: Schon in der kommenden Woche soll die große Zeltstadt in Walsum fertiggestellt sein und Flüchtlinge aufnehmen können. Sie wird als Notlösung betrachtet, aber von der Politik unterstützt. Zugleich werden leere Wohnungen gesucht.

Die Vorbereitungsarbeiten für die Flüchtlings-Zeltstadt an der Walsumer Römerstraße haben bereits am Freitagmorgen begonnen. Wie berichtet, entsteht auf einer nicht mehr benötigten Spielfläche der Sportfreunde Walsum 09 ein Camp mit 20 Schlaf- sowie weiteren Gemeinschaftszelten. „Ende kommender Woche ist die Anlage bezugsfertig“, sagte Sozialdezernent Reinhold Spaniel am Freitagnachmittag bei einer Bürgerinformation.

Aufgebaut wird die Anlage vom Deutschen Roten Kreuz, zum Einsatz kommt Katastrophenschutzmaterial. Für eine beheizbare Zeltstadt, die aber nur bis zum Einbruch des Winters genutzt werden soll, hat sich die Stadt Duisburg entschieden, weil es zum einen keine Wohnungen oder sonstigen Räumlichkeiten mehr gibt, die sofort zur Verfügung stehen. Zum anderen, weil für Neubauten und Wohncontainer Baugenehmigungen benötigt werden. „Wir brauchen schnelle Lösungen“, so Spaniel. Allein am Freitag kamen 45 Flüchtlinge in Duisburg an.

Feldbetten und Duschcontainer

Überall im Stadtgebiet wird nach Notunterkünften gesucht. „Es gibt keine Tabus mehr. Weder, was die Stadtorte, noch was die Stadtteile betrifft“, so Spaniel.

Maximal acht Personen werden in den 30-Quadratmeter-Zelten untergebracht, sie schlafen auf Feldbetten und nutzen Duschcontainer sowie Dixiklos. Jeder Flüchtling ist automatisch krankenversichert. Das Dorf wird rund um die Uhr bewacht.

Flüchtlings-Zeltlager findet Zustimmung 

Die Unterbringung der Asylbewerber in der Stadt wird immer schwieriger. Kurzfristig entsteht deshalb ein Zeltlager für 150 Flüchtlinge auf einem aufgegebenen Sportplatz an der Römerstraße – wir berichteten.

Stadtdirektor Reinhold Spaniel, Andrea Bestgen-Schneebeck, Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen sowie Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), das für das Lager verantwortlich ist, stellten Freitagnachmittag das Not-Projekt im Walsumer Bezirksamt vor. Politiker und Bürger bekannten sich zur Hilfe für die Flüchtlinge.

Zelte nebenan unerträglich

Reinhold Spaniel betonte, dass es sich bei den Neuankömmlingen nicht um Armutsflüchtlinge handele, sondern um „Menschen, die in ihrer Heimat ums nackte Überleben kämpfen mussten.“ Spaniel weiter: „Sie haben ein Grundrecht auf Asyl. Doch Duisburg stößt an seine Grenzen.“ Das Zeltlager sei eine absolute Notlösung. „Spätestens in zwei Monaten, wenn der Winter sich bemerkbar macht, muss eine Alternative gefunden werden“, machte Reginald Berndt vom DRK klar.

Viele Bürger bezweifeln jedoch, dass ein Zeltlager gut genug ist. „Ich finde es unerträglich zu wissen, dass ich es gut habe und nebenan Familien in Zelten leben müssen“, warf eine Diskutantin ein.

Wohnungen beschlagnahmt

Heiko Dringenberg, Pfarrer der ev. Gemeinde Walsum, sicherte seine Unterstützung sowie die Hilfe von Gemeindemitarbeitern zu, hofft jedoch zukünftig auf bessere Infos seitens der Stadt: „Es wäre besser, die Bürger schneller zu informieren, nicht erst, wenn das Lager bereits entsteht.“ Spaniel erklärte, dass lange nicht sicher war, wie die Notlösung aussehen soll: „Andere Ideen wurden verworfen, wir konnten nicht alle Möglichkeiten vorstellen.“

Bürger und Politiker schlugen bei der rund anderthalbstündigen, sachlichen Diskussion vor, leerstehende Wohnungen zu nutzen, etwa in der Hamborner Zinkhüttensiedlung oder in Schulen in allen Stadtgebieten. „Wir haben bislang 230 Wohnungen beschlagnahmt, mehr stehen im Moment nicht zur Verfügung“, so Bestgen-Schneebeck.