Duisburg.
Ein paar Hundert neue Flüchtlinge in Duisburg und die Stadtverwaltung greift schon zum allerletzten Mittel und stellt Zelte auf? Da habe es Gaziantep, die türkische Partnerstadt von Duisburg, mit 1,5 Millionen Einwohnern und 300.000 Flüchtlingen aus Syrien mit ganz anderen Dimensionen zu tun.
Derjenige, der dies sagt, ist Mustafa Arslan, Türke mit deutschem Pass und bis zur Kommunalwahl im Frühjahr Mitglied der grünen Ratsfraktion. Und als Ratsmitglied war Arslan im vergangenen Herbst zu Besuch in der türkischen Partnerstadt, die als grenznahe Stadt zu Syrien seit Beginn des Bürgerkrieges Zufluchtsort für Hunderttausende von Flüchtlingen ist.
Voller Bewunderung für den türkischen Pragmatismus
„Probleme mit der Unterbringung von Flüchtlingen in Duisburg - worüber reden wir hier? “, fragt er. Gaziantep, die türkische Partnerstadt habe da ganz andere Probleme. Von den rund 1,5 Mio. Einwohnern seien offiziell ca. 200.000 Menschen syrische Flüchtlinge. „Tatsächlich sind es aber mehr als 300.000 Kriegsflüchtlinge.“
Beim Besuch der Duisburger Delegation, angeführt von OB Sören Link im vergangenen November 2013 habe sie eine Angestellte der Deutschen Botschaft Ankara vor Ort in Gaziantep über die aktuelle Problemlage der syrischen Flüchtlinge informiert. „Und die deutsche Diplomatin war voller Bewunderung und Anerkennung für den türkischen Pragmatismus im Umgang mit dem Flüchtlingsproblem.“ Die Auffanglager seien größer als die in Europa, aber auch das Wohnungsangebot an die Menschen sei größer als das zum Beispiel in Duisburg.
Flüchtlinge werden gejagt
Und trotzdem, so Mustafa Arslan, drohe im Südosten der Türkei, wie beispielsweise in Gaziantep, die einst eher gelassene Stimmung zu kippen. Soziale Konflikte zwischen Alt-Einwohnern mit ohnehin bereits sehr kargem Einkommen und den Flüchtlingen bauten sich auf. Durch die Flüchtlinge sei die Nachfrage nach Mietwohnungen sprunghaft gestiegen. Während die Mietpreise steigen, wären gleichzeitig die Einkünfte und Gehälter gesunken.
Arslan: „Mittlerweile werden syrische Flüchtlinge von aufgebrachten türkischen Einwohnern regelrecht gejagt. Eine ganz schlimme Entwicklung.“ Damit es in Duisburg nicht ebenfalls zu Spannungen oder sozialen Konflikten kommen kann, so der grüne Ex-Politiker, sollte man in Duisburg besser keine Zelte für Menschen errichten, die aus dem heißen Süden kommen.
Zelte vor dem Rathaus?
„Die Stadt hat so viele leerstehende Schulgebäude, wer braucht da Zelte? Wieso gelingt es der Stadt nicht, diese alten Schulstandorte schnell zu reaktivieren?“
Zum Beispiel das alte Berufskolleg am Burgplatz. Arslan: „Das ist direkt gegenüber dem Rathaus. Dann würden die Politik und Verwaltung wenigstens das Problem nicht verdrängen. Und wenn die Schule nicht geht, dann halt Zelte auf den Burgplatz. So bleibt das Problem fest im Blick!“