Duisburg. . Die Stadt Duisburg will sich besser gegen die Folgen der immer häufiger gewordenen Starkregen rüsten. Als Pilotstadt im Landesprojekt „dynaklim“ haben Planer der Duisburger Wirtschaftsbetriebe Grundlagen berechnet. Der Umbau in eine regenfeste Stadt wird aber Generationen dauern.
Die Erwartung, dass mit dem Klimawandel häufiger starke Regenmassen in kurzer Zeit fallen, könnte die künftige Stadtplanung verändern. Ingenieur Manfred Röttgen, bei den Wirtschaftsbetrieben der Experte für Kanalplanung, hat Duisburgs Teilnahme am Landesprojekt „dynaklim” (Dynamische Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels in der Emscher-Lippe-Region) koordiniert, das mögliche Folgen von Starkregen untersucht und Strategien entwickelt hat, schlimme Folgen zu vermeiden. Er wirbt nun kurz vor dem Abschluss des Projekts dafür, dass Planer „wassersensibel” denken. Eine Idee, die Duisburgs Stadtplanung auf Generationen verändern könnte.
Ein gewisses Maß an Niederschlägen können die 1500 Kilometer Kanalnetz und 77 Auffangbecken zwischenspeichern, damit das Wasser in Ruhe ablaufen kann. Aber das System so zu vergrößern, dass es einen Regen wie kürzlich in Münster bewältigen kann, wäre schlicht unwirtschaftlich. Röttgen: „Das wäre so, als würden Sie sich einen Zweitwagen kaufen, den sie nur alle 500 Jahre einmal nutzen. Gegen einen 500-jährigen Starkregen ist einfach kein Kraut gewachsen.” Davon abgesehen: Die Rohre wären so gigantisch, dass sie gar nicht in kleine Straßen passen würden.
Spielplätze als Wasserspeicher
Wie also das Wasser auffangen, wenn es extrem pläddert? Andernorts haben Städte schon Plätze und Einrichtungen so gestaltet, dass sie im Notfall Wasser speichern können. Parks oder Spiel- und Sportplätze etwa tiefer gelegt, als Becken ausgebildet und mit Zu- und Abläufen ausgestattet. Wenn bei Neubauten solcher Anlagen künftig die Funktion als Wasserspeicher mit eingebaut wird, könnte nach und nach zusätzlicher Stauraum geschaffen werden. Das muss nicht nur auf öffentlichen Plätzen geschehen. Auch wenn Wohnungsgesellschaften etwa Spielplätze anlegen, könnten diese als Wasserspeicher ausgebildet werden. Röttgen: „Wir könnten auf Flächen zugreifen, die sonst nicht zur Verfügung stehen.”
Wo solche Speicher nötig sind - auch das hat das Projekt dynaklim den Planern zumindest für den Bezirk Mitte (Einzugsgebiet der Kläranlagen Kasslerfeld und Hochfeld) schon verraten. Mit einem Computerprogramm können für den Bezirk Überflutungskarten für unterschiedlichste Niederschläge erstellt werden, abhängig von Menge, Zeit und Zugrichtung. Röttgen: „Wir können sehr genau berechnen, wo bei welchem Regen wie viel Wasser steht.” Diese Karten könnten auch Hauseigentümern zur Verfügung gestellt werden und ihnen helfen, ihre Häuser regenfest zu machen.
Auch wenn es Jahrzehnte dauern wird, eine Stadt einigermaßen sicher gegen Starkregenfluten zu machen, ist Duisburg mit den beiden anderen Dynaklimstädten Dortmund und Bönen einen Schritt weiter als andere. Röttgen: „Theoretisch sind wir an der Arbeit. Wir sind gezwungen, neue Wege zu gehen.”
Auch alte Häuser können gegen Kellerüberflutungen gesichert werden
Starkregen unterscheiden Wissenschaftler nach ihrer statistischen Häufigkeit. Ein Regen, bei dem über die Gullys das Kanalnetz so vollläuft, dass sich Abwasser über Hausanschlüsse in Keller staut, geht über einer Stadt alle drei Jahre nieder. Dass Straßen überflutet und Anlieger gefährdet werden, kommt alle zwanzig Jahre vor, und ein Regen wie in Münster alle 500 Jahre. Wichtig für die Bewertung ist nicht nur die Wassermenge, sondern auch die Zeit, in der sie fällt. Röttgen: „Über hundert Liter pro Quadratmeter am Tag lacht unsere Kanalisation. Bei hundert Litern in der Stunde haben die Rohre ein Problem.” In Duisburg fallen nur etwa 750 Liter Niederschlag im Jahr. Im Sauerland sind’s 1200 Liter.
Für Häuser gibt’s Schutzmöglichkeiten: Steht der Gully voll bis über Kellerkante, droht Rückstau. Neue Häuser haben oft eine Sicherung, in älteren können diese Ventile nachgerüstet werden. Es gibt automatische Sperren und mechanische: mit einem Handrad lässt sich der Kanal zudrehen wie eine Wasserleitung. Röttgen rät zu beidem. Steht Wasser auf der Straße, kann es in Fensterschächte laufen. Dagegen hilft eine kleine Mauer vor dem Lichtschacht.