Duisburg. .

„Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Wenn es Tage lang so regnet wie am Wochenende hilft auch der höchste Deich nichts“, erklärt Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft.

„Doch so ein Extremfall ist eher unwahrscheinlich. Der Pegel der Emscher in Oberhausen und Duisburg hätte statt 6,80 auch noch höher sein können. Auch zwei Meter mehr hätten die Deiche noch verkraftet“, beruhigt er.

Wenn starke Regenfälle erwartet werden, ist die Hochwasserzentrale der Emschergenossenschaft rund um die Uhr besetzt. „Vor 111 Jahren war das Emscher-Hochwasser noch ein Problem“, blickt Abawi zurück. Früher überschwemmte der Fluss immer wieder große Teil des Emscherbruchs. Kriegsschäden sorgten auch Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre noch für Probleme. „Heute sind wir beim Hochwasserschutz der Emscher und ihrer Nebenflüsse gut aufgestellt.“

Trotzdem bereite der Klimawandel der Emscher-Genossenschaft Sorgen: Der so genannten „Jahrhundertregen“ trete manchmal im Abstand von Wochen und Monaten auf, weshalb die Genossenschaft sich auch an zwei Klimawandel-Projekten („Future-City“ und „dynaklim“) beteilige.

„Höhere Deiche sind keine Lösung“, so Abawi, „Auen und die Renaturierung der Emscher können helfen, Hochwasserprobleme zu lösen. Doch wichtig sind auch Maßnahmen, die das Regenwasser versickern lassen, statt es in die Kanalisation zu leiten.“ Zwei beispielhafte Projekte finden sich in Duisburg an der Globus-Gesamtschule, wo nur zehn Prozent Regenwasser in die Kanäle fließen, und im Christophoruswerk in Meiderich. „Die Emschergenossenschaft beteiligt sich - abhängig von der Größe - an Projekten sowohl im privaten wie im gewerblichen Bereich.“

„Wir beobachten das Rheinhochwasser“, erklärte der Leiter des Amtes für Wasser- und Kreislaufwirtschaft, Helmut van Wickeren. Am Wochenende stieg der Rheinpegel bei Ruhrort auf 6,29 Meter am Sonntag. „Es ist aber noch nicht gravierend.“

Ab einem Pegel von 8,50 Metern muss die Schleuse Marientor geschlossen werden, damit die Innenstadt „nicht vollläuft“. Ab einem Rheinpegel von zehn Metern sind Teile von Neuenkamp und Beeckerwerth gefährdet. Im Bereich der Kleverstraße in Neuenkamp können dann die Keller voller Drängewasser sein. In Beeckerwerth müssen dann die Pumpen unterhalb des Deichs angeworfen werden. Dort wurde in der Vergangenheit ein zweiter Deich angelegt.

Angst vor Hochwasser haben die Menschen in Beeckerwerth nicht. Sie vertrauen auf den schützenden Deich, der die Fluten des Rheins von ihren Häusern fernhält.

„Seit Jahren kein Hochwasser mehr“

„Wir hatten seit Jahren kein Hochwasser mehr“, sagt Jürgen Böhm, der einer Parzelle im Kleingartenverein Haus-Knipp besitzt. Das sein Schrebergarten unter Wasser stand ist jetzt schon gut fünf bis sechs Jahre her, erinnert sich der Mann. Schuld war aber nicht das Hochwasser, sondern das Grundwasser.

Das Problem ist aber auch nicht mehr aktuell. Pumpen in der nähe des Deiches sorgen schon seit längerer Zeit dafür, dass der Grundwasserpegel nicht soweit steigt, dass es zu Überschwemmungen in Kellern oder Gärten kommt. Allerdings besitzen einige Wohnhäuser in Beeckerwerth - so zum Beispiel am Koblenzer Ring - keinen Keller, weil die Räume mit Wasser aus dem Erdreich vollsickern würden.

Andere Hauseigentümer haben selber Pumpen angeschafft, um sich gegen Wasserschäden zu schützen. So auch Angelika Mohr, die an der Petersberger Straße wohnt. „Es ist uns schon passiert, dass der Garten vollgelaufen ist“, berichtet sie. Dass der Damm in der Nähe ihres Hauses brechen könnte, glaubt sie nicht. Und sie muss es wissen. Als Erzieherin arbeitet sie im evangelischen Kindergarten, der im Keller der Kirchengemeinde direkt gegenüber des Deiches liegt. Wasserschäden hat es hier schon gegeben, aber mal wieder war das Grundwasser schuld.