Duisburg. Nichts für Menschen mit Höhenangst: Bei der A-59-Sanierung in Duisburg wird auf der Berliner Brücke schwer gearbeitet – aber auch darunter. Die WAZ kletterte mit hoch auf die 17 Meter hohen Gerüste, um sich die Arbeiten in schwindelerregender Höhe einmal anzuschauen.
Dieser Job ist nur etwas für Schwindelfreie. Nach einer ausgedehnten Kraxeltour durch das Gerüst – über schmale, stählerne Leitern hinweg – haben wir die Spitze von Stütze Nummer 15 erreicht. Hier oben, in 17 Metern Höhe, rauschen die Autos und Lkw auf der A 59 in Richtung Dinslaken direkt über unseren Köpfen hinweg. Getrennt sind wir nur durch eine Schicht aus Stahl, Beton und Asphalt.
Ein paar Meter entfernt, direkt unter den gesperrten Fahrspuren in Richtung Süden, sitzen die Schweißer. Das gleißend helle Licht ihrer Geräte dringt auch bis in die dunkelste Ecke der Stahlstreben-Konstruktion. Sie sind mit dem Austausch eines Fahrbahnübergangs beschäftigt. Seit drei Monaten ist für jedermann sichtbar, dass oben auf der Berliner Brücke jede Menge Arbeit wartet. Doch auch darunter wird geschuftet – von den „unsichtbaren“ Sanierern.
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Wir treffen uns mit Georg Timmerkamp. Der Bauingenieur (55) ist seit 2002 für den Landesbetrieb Straßen NRW tätig. Hier, auf dieser Großbaustelle, die sich auf einer Länge von 5,3 Kilometern zwischen den Autobahnkreuzen Duisburg und Duisburg-Nord zieht, ist er als einer von mehreren Bauüberwachern im Einsatz. Als solcher hat er das große Ganze im Blick, koordiniert alle Arbeiten, die unter der Brücke ablaufen. Das sind nicht wenige.
30 Firmen mit 300 Arbeitern
In den meisten der 30 mächtigen Stützen, die die Berliner Brücke tragen, mussten Risse im Beton verpresst und Betonabplatzungen saniert werden. „An einigen Stellen lagen Bewehrungseisen frei und rosteten vor sich hin. Da mussten wir ran“, so der Bauüberwacher. Rund 30 Firmen – einige aus Duisburg – mit in Spitzenzeiten 300 Arbeitern erledigen alle Arbeiten auf und unter der Brücke. Im „Untergrund“ sind Gerüstbauer, Korrosionsschützer und Schweißer tätig. Letztere befestigten tonnenweise Stahlteile als Verstärkung für die Hauptträger. Das dient der Stabilisierung der Brücke. Gefährliche Risse – wie etwa an den Rheinbrücken in Neuenkamp und Leverkusen – wurden hier an der A 59 laut Timmerkamp „zum Glück nicht entdeckt“.
Um neuen Rostschutz auftragen zu können, müssen zunächst alle alten Beschichtungen vom Stahl entfernt werden. Per Strahlgerät wird der Stahl mit einem Granulat beschossen. Doch nichts davon rieselt hinab gen Boden. Denn dafür wurden extra Gerüstkästen unter den Brücken befestigt. Und die sind mit Plastikplanen ausgelegt, so dass nur wenig Staub nach außen dringt.
Manche Gerüste ragen übers Wasser
Manche der Gerüste stehen traditionell auf dem Boden und ragen hinauf bis unter die Brücke. Andere laufen auf extra befestigten Schienen und hängen quasi unter der Brücke. Das ist nötig, wenn unter den Füßen Wasser auftaucht – und das ist bei der aus sieben Einzelbrücken bestehenden Berliner Brücke gleich an mehreren Stellen der Fall: etwa bei der Ruhr, dem Kanal oder dem Hafenbecken. Nach den Verzögerungen im ersten Bauabschnitt glaubt BVB-Fan Timmerkamp fest daran, dass es bei den Arbeiten in der Gegenrichtung besser fluppt. „Das gesamte Team ist nun viel besser eingespielt.“