Duisburg. . Evangelische Kirche verliert im Jahr 2013 in ganz Duisburg 714 Mitglieder, die katholische sogar 950. Ein Grund für den Mitgliederscchwund: Mehr Sterbefälle als Taufen sowie Finanznöte bei einigen Mitgliedern.

Die Zahl der Kirchenaustritte hat sich in Duisburg drastisch erhöht. Das bestätigt der Blick in die offiziellen Jahresstatistiken, die der WAZ nun vorliegen. Während die Evangelische Kirche im Jahr 2013 im gesamten Stadtgebiet 714 Austritte zu verkraften hatte, waren es bei der Katholischen Kirche sogar 950. Das waren so viele wie noch nie im neuen Jahrtausend.

In Duisburg gab es zum Jahresende 2013 noch 148 012 Katholiken. Das gesamte linksrheinische Duisburg mit Baerl, Homberg, Rheinhausen, Rumeln-Kaldenhausen plus das rechtsrheinische Walsum, die allesamt zum Bistum Münster gehören, zählten noch 45 056 Zugehörige. Die Zahl der Austritte lag hier bei 281. Im rechtsrheinischen Restgebiet (die Bezirke Hamborn, Meiderich, Mitte und Süd), das zum Bistum Essen zählt, waren noch 102 956 Katholiken registriert. Hier wurden 669 Austritte verzeichnet. „Jeder Einzelne, der unserer Kirche den Rücken kehrt, ist ein trauriger Verlust für unsere Glaubensgemeinschaft“, sagte der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer. Die jetzt vorgelegte Bilanz schmerze sehr.

Die meisten Austritte im vierten Quartal 2013

Die Analyse des Austrittsverlaufs habe gezeigt, dass die meisten Katholiken im vierten Quartal ihrer Kirchen den Rücken gekehrt hätten, sagte Ulrich Lota, Pressesprecher des Bistums Essen. Eine Rolle könnten die Diskussionen um den Bauskandal des umstrittenen Limburger Bischofs Tebartz-van Elst gespielt haben, so Lota. Auch das Bekanntwerden von zahlreichen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche und der nur schleppend vorangehenden Aufarbeitung hat viel Vertrauen verspielt.

„Die katholische Kirche wird von den Leuten stets als Ganzes in Haftung genommen“, sagt Lota, der auf die große Transparenz des Bistums Essen verweist: „Wir waren die Ersten, die den Haushalt des bischöflichen Stuhls offengelegt haben.“ Das sei nicht honoriert worden. Einzige Chance, um die Menschen zurück in die Kirche zu holen, sei es, sich ihnen „wieder transparent und offen zuzuwenden“.

Mitgliederschwund: Mehr Sterbefälle als Taufen

Wichtigster Grund für den Rückgang der Mitgliederzahlen ist aber ein deutlicher Überhang der Sterbefälle gegenüber den Taufen. „Das ist bei der Katholischen Kirche genauso wie bei uns“, versichert Rolf Schotsch, der Sprecher des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg. Dieser umfasst das gesamte rechtsrheinische Duisburg – außer Aldenrade und Vierlinden, diese Gemeinden zählen zum Kirchenkreis Dinslaken. Das linksrheinische Duisburg zählt bei den Protestanten zum Kirchkreis Moers.

Addiert man die Zahlen aus diesen drei Teilzonen, kommt man für Gesamt-Duisburg auf 119 392 Mitglieder (Ende 2013). Ein Jahr zuvor waren es noch 121 850 Protestanten. Im Jahr 2013 gab es 714 Austritte, im Jahr zuvor waren es nur 550. Ausgetretene können im Internet anonym die Gründe für den Austritt aus der evangelischen Kirche angeben. „Der Großteil der Rückmeldungen – mehr als 95 Prozent – benennt dabei finanzielle Gründe als Anlass für den Kirchenaustritt“, so Schotsch. Zudem sei Duisburg in punkto Einwohnerzahl eine schrumpfende Stadt.