Duisburg-Hochemmerich. . Seit April war die 336 Jahre alte Glocke der Christuskirchengemeinde zur Reparatur in den Niederlanden. Ein 60 Tonnen-Kran hat sie jetzt wieder auf den Turm gehievt. Zum Gemeindefest im September soll sie wieder läuten.

Was hatte der Küster der Rheinhauser Christuskirchengemeinde da im Jahre 1904 nur angerichtet? Der Mann hatte die Glocke mit einem Feueralarmhammer malträtiert, so war es damals üblich, um ein Feuer auf dem nahegelegenen Heckhof zu melden. Dabei war ein mehrere Kilo schweres Stück aus der insgesamt 1,8 Tonnen schweren Bronzeglocke herausgebrochen. Seit gestern, 110 Jahre später, ist die reparierte Glocke wieder zurück an ihrem angestammten Platz im Kirchturm an der Friedensstraße in Hochemmerich.

Dass die Glocke durch die Schläge kaputt ging, ist laut des evangelischen Pfarrers Dieter Herberth auf einen Materialfehler und nicht auf den vermeintlich rabiaten Küster zurückzuführen. „Im Jahr 1678, dem Baujahr der Glocke, ist offenbar schlampig gearbeitet worden, normalerweise hält das Material solche Schläge aus.“ Nun kann man 336 Jahre später von der damaligen Baufirma wohl kaum noch jemanden für die Beseitigung der Mängel haftbar machen.

Es galt, die 35 000 Euro für die Sanierung der Glocke selbst aufzubringen (wir berichteten). „Wir haben in der Gemeinde gesammelt, so dass im April mit den Arbeiten begonnen werden konnte.“ Experten aus der Stadt Gescher in Westfalen hatten den Auftrag für die Instandsetzung erhalten, in einer Glockengießerei im niederländischen Asten wurden dann schließlich die Schweißarbeiten vorgenommen.

Auf 400 Grad erhitzt

Herberth erklärt: „Stück für Stück wurde Bronzematerial in die Lücke eingefügt, der Glockenmund wieder hergestellt.“ Dabei sei die Glocke um 400 Grad erhitzt worden, was dafür gesorgt habe, dass sie sich schwarz verfärbte. „In etwa 20 Jahren ist dann wieder der übliche rötliche Bronzeton zu sehen.“ Das Abkühlen nach dem Schweißen habe eine Woche gedauert.

Lediglich eine gute halbe Stunde war gestern verstrichen, bis die Glocke per Schwerlastkran auf den Turm zu den beiden anderen Glocken (eine stammt aus dem Jahr 1660, die andere aus 1987) bugsiert worden war. Dafür hatte ein Teil der Mauer abgetragen werden müssen, das jetzt wieder geschlossen werden kann. Bis die Glocke dann läutfähig ist, vergehen noch vier bis fünf Tage. So viel Zeit geht für Aufbau, Justierung, das Anbringen des Klöppels und das Anschließen des Stroms drauf.

Bei der Montage gab Pfarrer Dieter Herberth den Arbeitern eines mit auf den Weg: „Ausprobieren, ja, aber bitte noch nicht läuten.“ Das soll nämlich erst am Sonntag, 14. September ,offiziell geschehen.

Zum Dank gibt’s ein Gemeindefest

„An diesem Tag wollen wir uns mit einem Gemeindefest bei allen Spendern bedanken.“ Die Glocke kann an diesem Tag auch aus der Nähe bestaunt werden, in kleinen Gruppen will die Gemeinde Interessierte ganz nach oben auf den Turm führen. Hunderte Jahre soll das Geläut dann wieder seinen Dienst tun, stabil genug, dass sie sogar Schläge mit dem Vorschlaghammer aushält, ist sie jedenfalls. Dass hatte der Pfarrer bereits vor dem gestrigen Heraufhieven ausprobiert...

Info-Box
Die drei Glocken der aus dem 8. Jahrhundert stammenden Christuskirche läuten immer mittags um 12 Uhr, dazu am Samstagabend um 19 Uhr zur Einläutung des Sonntags. Ebenso zu hören ist das Geläut während der Messen beim Vater Unser und auch Silvester um 24 Uhr zur Einläutung des neuen Jahres. Lediglich im Zweitem Weltkrieg war sie stumm, dazu, sie zu Kanonen umzubauen, kam es glücklicherweise nicht...