Duisburg. Robert Späh aus Duisburg-Serm erzählt von dem kuriosen Fund eines gefiederten Gastes in seinem Garten, der auch gern mal zubeißt: ein weiblicher Turmfalke. Hobby-Ornithologen aus Buchholz und später die Tierklinik am Kaiserberg machten das Jungtier wieder flugfähig.

Und plötzlich fiel ein Vogel vom Himmel. Robert Späh saß gerade in seinem Garten im beschaulichen Stadtteil Serm und pflückte die reifen, roten Erdbeeren, die da auf seinem kleinen Beet in der Sonne leuchteten. Da schlug nur wenige Zentimeter von ihm entfernt ein Turmfalke auf dem Boden auf. Als der 73-Jährige über sich ein heftiges Flügelschlagen vernahm, schaute er gen Himmel – und erblickte eine angriffslustige Krähe, die im Sturzflug ihren abgestürzten Luftkampf-Rivalen offensichtlich nochmals attackieren wollte. Den Angriff wehrte Späh ab, in dem er aufstand und sich zeigte. Die Krähe verschwand. Und die spektakuläre Rettungsaktion für den gefallenen Falken von Serm lief an.

„Der Vogel bekam einen Mordsschrecken, als er mich sah“, schildert der frühere Elektroingenieur, der nun den Ruhestand genießt, seine erste Begegnung. Völlig verängstigt wollte der Vogel flüchten, übersah in seiner Panik aber den Gartenzaun und flatterte dort hinein. Späh wollte dem Abgestürzten ein zweites Mal helfen. Doch dieser entdeckte am Fuße des Zaunes ein winziges Loch und kroch – angeschlagen und flugunfähig – dort hindurch. Der Ankunftsort: Nachbars Garten.

Gehackte Eintagsküken zur Stärkung

Dort kam er aber vom Regen in die Traufe. Denn nebenan wurde der Turmfalke recht schnell von Findus entdeckt. Das ist ein Kater aus der Nachbarschaft, der sich sofort und sichtbar mit Jagdlust ausgestattet dem lädierten Eindringling näherte. Also wählte der Turmfalke den Weg zurück in den Garten von Robert Späh. Der hatte sich inzwischen einen Gartenhandschuh aus Leder übergestreift und bekam den gefiederten Gast endlich zu greifen. „Der hat wie wild mit dem Schnabel in meine Finger gebissen, aber der Handschuh hat alles abgehalten“, so der unverletzte Retter, der feststellte: „Ich habe dem Vogel somit gleich ein zweites Mal das Leben gerettet.“

Und nun? Packte Späh den Falken sofort in einen Karton und fuhr mit dem Pkw zu Familie Dietz, das sind Hobbyornithologen aus Buchholz. „Unterwegs hat der Vogel im Karton randaliert“, sagt Späh. „Bei Familie Dietz wurde er aber bestens versorgt.“ Mit einem Medikament, das ihm per Pipette eingeflößt wurde. Und zur Stärkung des Entkräfteten gab es als Sofortmahlzeit gehackte Eintagsküken – ein bevorzugtes Gericht für Falken.

Familie Dietz brachte das Tier dann am nächsten Tag zur Tierklinik am Kaiserberg in Duissern. Der dortige Leiter und Tierarzt Dr. Jan-Gerd Kresken untersuchte den Patienten: „Es war ein einjähriges Turmfalken-Weib. Sie hatte eine Prellung im Flügel. Er war dick geschwollen. Zum Glück war nichts gebrochen.“ Dennoch dauerte es fast vier Wochen, bis die Helfer in der Klinik an der Wintgensstraße sie wieder aufgepeppelt hatten. „Wir haben pro Jahr zehn verletzte Turmfalken bei uns, vor allem im Sommer passiert viel“, so Kresken. Am Mittwoch, 9. Juli, konnte der Arzt den Vogel in die Freiheit entlassen. Er blieb noch eine Stunde auf einer Antenne in der Nähe sitzen. Dann flatterte er davon.