Duisburg. .
„Juppi“ hatte seinen letzten Gang eigentlich schon fast hinter sich, stand im Jahre 1974 an der Tötebucht im Meidericher Schlachthof, als Paul Weitz den schwarzen Esel sah, kurzentschlossen dem Metzger abkaufte und mit nach Hause nahm.
Wer hinter der guten Tat einen fanatischen Tierschützer vermutet, liegt falsch: Weitz war zu dieser Zeit und insgesamt über 30 Jahre Betriebsleiter des städtischen Vieh- und Schlachthofes.
Ein tierisches Familienmitglied
Auf dessen Gelände er auch mit seiner Familie wohnte, und die schloss „Juppi“ gleich ins Herz. 14 schöne Jahre habe er im Hause Weitz verbracht, berichtet der heute 88-jährige Agraringenieur und Ex-Oberamtsrat: „Er war ein richtiges Familienmitglied. ,Juppi’ kam jeden Abend in die Küche, um sich ein Leckerli abzuholen. Wenn ein Kind krank war, besuchte er es am Bett. Weihnachten stand er am Weihnachtsbaum im Wohnzimmer.“
Dem Schlachtbetrieb um ihn rum stand „Juppi“ all die Jahre höchst gelassen gegenüber, beobachtete von seiner großen Wiese, welchen Weg die angelieferten Schlachttiere gingen. Weitz: „Damit hatte er aber nichts zu tun.“
Tod durch Heimweh
Dennoch kam der Tag des Abschiednehmens, als Paul Weitz sich wegen seiner Pensionierung von Haus und Wiese trennen musste – und damit auch von „Juppi“. „Schweren Herzens“ habe man den treuen schwarzen Esel auf einen Reiterhof gegeben, mit dessen Betreibern man befreundet war. „Juppi“ aber starb dort nach einem Jahr. Nach Einschätzung eines Tierarztes an Heimweh, wie Weitz berichtet. Immerhin 15 Jahre später, als vom Metzger einst geplant.
„Tröstlich ist“, so sagt Weitz heute, „dass unser ,Juppi“ nicht zu Salami verarbeitet wurde oder gar als Rinder-Lasagne in einem Supermarkt gelandet ist.“
Schlachtung in Meiderich nach 103 Jahren eingestellt
Wobei sich der ehemalige Schlachthof-Chef durchaus realistisch an Zeiten erinnert, „wo der Verzehr von Pferdefleisch einen hohen Stellenwert hatte“. Vor 100 Jahren, also im Jahr 1913, seien am Schlachthof Hamborn noch 1100 Pferde geschlachtet und verarbeitet worden.
Weitz war von 1958 bis 1988 Betriebsleiter des Schlachthofs Meiderich, zu dem bis 1968 auch der Hamborner Schlachthof gehörte. In Meiderich wurde die Schlachtung von Tieren im Herbst 2011 eingestellt, nach 103 Jahren. Zuletzt wurden dort 6000 Schweine wöchentlich geschlachtet.
An die Stelle des Schlachthofes ist seither das Duisburger Fleischzentrum getreten, wo Fleischzerlegebetriebe die vorhandenen Kühlkapazitäten nutzen, um Fleisch für die Produktion in Wurstfabriken oder den Handel vorzubereiten.