Walsum. . In diesem Teil unserer Serie über Wildtiere in der Stadt berichten wir über die Baumfalken. Sie stehen auf der Liste der bedrohten Tiere, fühlen sich aber in den Rheinauen ganz wohl. Dort jagen sie Libellen und Schwalben.
„Kikiki, kikiki“ – wer in den Walsumer Rheinauen diesen hohen, spitzen, aber nicht allzu lauten Warnruf hört, kann sich glücklich schätzen. Ein ganz seltener Vogel, der auf der Liste der bedrohten Tiere steht, ist dann sehr wahrscheinlich in nächster Nähe – der Baumfalke.
Tiere kommen aus Nordafrika
„Seit einigen Jahren nistet ein Paar immer wieder in Walsum“, sagt Tobias Rautenberg, Ornithologe der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet mit Stützpunkt im Landschaftspark Nord. Nur 300 Brutpaare gebe es in ganz Nordrhein-Westfalen, die Greifvögel mit bis zu 75 Zentimetern Spannweite sind also nicht wirklich oft zu entdecken. Umso stolzer ist man in Duisburg, dass diese Tierart zum Aufziehen ihres Nachwuchses hierher kommt.
„Die Raubvögel kommen Ende April, Anfang Mai aus Nordafrika nach Duisburg“, berichtet Rautenberg. Die Rheinauen sind – wie der Haubachsee in Wedau, wo erst vor wenigen Tagen auch ein Paar gesichtet wurde – bei dieser Vogelart beliebt, weil es dort reichlich Libellen und Schwalben gibt. Das ist die bevorzugte Beute dieser Falken. „Baumfalken sind Luftjäger“, berichtet Randolph Kricke, Biologe der Stadt Duisburg. Am Boden schlügen sie praktisch nie Tiere. Mäuse und andere Bodentiere fallen deshalb als Nahrungsquelle aus.
Brutplatz im Krähennest
Wenn die Raubvögel nach dem langen Flug hier ankommen, verschwenden sie keine Zeit mit dem Bau des Horstes. Vielmehr übernehmen sie liebend gern verlassene Krähennester, die sich in Bäumen oder auf Hochspannungsmasten befinden, schildern Rautenberg und Randolph Kricke. So können die Elterntiere rasch mit der Aufzucht beginnen.
Wichtig sind „ruhige Gebiete“, wie die Rheinauen, die trotz der Erholungssuchenden oft und in weiten Teilen menschenleer sind. Und die Tiere brauchen Flächen, die sie überblicken können, um auf Jagd gehen zu können. Auch diese Bedingung ist entlang des Rheins im Bereich Walsum gegeben.
Den markanten Ruf, der ein wenig an den des Wendehalses erinnere, so Rautenberg, stoßen die Tiere in der Regel nur aus, wenn Nesträuber in der Nähe sind – oder, wenn sich andere vermeintliche Feinde, wozu auch der Mensch gehört, dem Horst zu sehr nähern. Interessant sind die Flugmanöver in der Balz, aber auch bei der Jagd knapp über dem Boden oder über dem Schilf.
Ende August haben die Falken die Jungen hochgepäppelt, so dass die Familie sich auf den Rückweg ins Winterquartier machen kann. Dort finden die Vögel vor allem Flugtermiten als Futterquelle vor.