Duisburg. Ab dem 1. August gilt das neue Kinderbildungsgesetz. Es spült Duisburg fast drei Millionen Euro in die Kassen, die für Sprachförderung genutzt werden sollen und vor allem in zusätzliches Erzieherinnen und Erzieher fließen soll. So sollen gerechtere Bildungschancen von Anfang an ermöglicht werden.

Duisburgs Kindergartenlandschaft ist ab August ein bisschen besser aufgestellt. Allein das Programm „plusKITA“ spült 1,875 Millionen Euro jährlich mehr in die Kassen - von insgesamt 45 Millionen Euro, die das Land NRW dafür zur Verfügung stellt. Das Geld soll in pädagogisches Personal investiert werden, um gerechte Bildungschancen von Anfang an ermöglichen zu können.

Monika Muhlack von der Städtischen Kindertagesstätte Blütenstraße in Obermarxloh freut sich jetzt schon auf eine zusätzliche Kollegin. Denn für die erfolgreiche Förderung im Elementarbereich ist die Kind-Erzieher-Relation entscheidend und das erlebt die Kita Blütenstraße gerade: Es ist Ferienzeit, viele Kinder sind im Urlaub, alle anderen genießen, dass ihre Erzieherinnen viel mehr Zeit haben, ansprechbar sind, in kleineren Gruppen Angebote machen können.

Die Gruppen in Kitas seien zu groß

„Ideal“ sei das, und die Ruhe vor dem Sturm, wenn Ende August die Eingewöhnungsphase für die neuen Kinder beginnt. Dann würden schon die vielen kleinen Bedürfnisse im Alltag zum Kunststück: Die Kleinen zur Toilette begleiten etwa, ihnen Milch einschenken, zuhören, Zeit schenken.

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Insgesamt seien die Gruppen zu groß, sagt auch Gundel Hermann-Koch, Sachgebietsleiterin im Jugendamt. 25 Kinder kommen im Ü3-Bereich auf zwei Betreuer, sind sechs Zweijährige dabei, sinkt die Zahl auf 20. Krankheit, Urlaub, Fortbildung - es gibt viele Gründe, warum am Ende oft einer allein dasteht mit dem ganzen Rudel Kinder, ergänzt Monika Muhlack. Ihre Kita hat aktuell vier Gruppen mit 95 Kindern, sechs Erzieherinnen und drei Kinderpflegerinnen, wird bald umgebaut, um dem Familienzentrum und einer weiteren Gruppe Platz zu schaffen.

Landesmittel entlasten die Stadt

Im großzügigen Foyer, wo eine spektakuläre Holz-Kletteranlage der Lebensmittelpunkt ist, liegt Lukas über allen Köpfen in einer Hängematte. Gut versteckt hinter Kuscheltieren entspannt er. In der Turnhalle lassen Mara und Dorkas derweil ihre Röckchen fliegen beim Toben und Turnen.

Zugeteilt wird das Geld nach einem komplizierten Schlüssel, der soziale Faktoren der Ortsteile berücksichtigt sowie die Menge der Kinder, deren Eltern Sozialleistungen bekommen. Das sind 8909 Kinder in ganz Duisburg.

75 Einrichtungen bekommen mehr Personal

Profitieren werden aber immer alle Kinder der Einrichtung. Insgesamt 75 von 184 Einrichtungen werden jetzt bis Mitte 2019 personell aufgestockt. „Die Stadt wird durch das neue Gesetz tatsächlich entlastet“, sagt Hermann-Koch. Außerdem komme mehr zur Geltung, dass Sprachförderung ein Basisthema an jeder Kita sei.

„Die läuft eigentlich permanent“, sagt Muhlack und zeigt auf ein Grüppchen Kinder, die Obstspieße zusammenstellen: Drei Blaubeeren, ein Bananenstückchen, ein Apfelschnitz - schwere Worte, die man üben kann, während nach dem Aschenbrödel-System gearbeitet wird: Eins auf den Spieß und eins in den Mund. Nebenan plaudert Piratheepan (4) mit Kinderpflegerin Maria Knoblauch über seinen Geburtstag und seine Wünsche. Sprachförderung durch Sprechen, so einfach kann das sein.