Duisburg. . Martin Heilmann bedient im Duisburger Sommerkino die digitale Projektionsanlage. Trotz der Brillanz der neuen Bilder vermisst der in Marl lebende Filmfan die alten 35-Millimeter-Rollen. Dafür sammelt er diese alten Polyester-Filme nun in seinem Privatarchiv.

Ohne ihn würden die Besucher auf eine leere Leinwand starren: Martin Heilmann ist einer von drei Filmvorführern, die während der 40 Spielabende des Stadtwerke-Sommerkinos zum Einsatz kommen. Sein Reich misst keine zehn Quadratmeter, dafür beherbergt es modernste Technik, etwa die digitale Projektionsanlage. Sie füllt fast den kompletten Vorführraum aus – und liefert dem Kinopublikum Bilder und Ton in atemberaubender Qualität.

Dienstag, 19.30 Uhr. Dienstbeginn für Martin Heilmann (37). Er lebt in Marl, ist seit 1993 Filmvorführer und arbeitet seit 2006 für das Filmforum am Dellplatz. Als erstes schließt Heilmann immer den Umrollraum auf. Dort lagern die Kopien fürs Sommerkino. Früher waren das Filmrollen, 30 Kilo schwer, alle in Kartons verpackt. Sie mussten stets mühsam vor Ort zusammengeklebt werden.

Digitalkopien auf Festplatte

Heute gibt es nur noch Digitalkopien – auf Festplatten gespeichert, nicht viel größer als ein Taschenbuch. Hunderte Gigabyte passen auf diese Datenträger. „Wir zeigen heute Gravity“, sagt Heilmann und schiebt die Festplatte in den Serverschacht. Acht verschiedene Versionen des Weltraum-Abenteuers – in 2D oder 3D, deutscher oder englischer Sprache, mit oder ohne Untertitel – sind abrufbar. Gezeigt wird die 2D-Fassung in Deutsch.

Über Funk gibt Harald Hack, der Theaterleiter des Abends, an den Filmvorführer durch, dass er jetzt das Publikum per Gong in die Gießhalle bitten wird. Heilmann weiß: Jetzt hat er noch gut zehn Minuten. Durch ein kleines Fenster hat der Vorführer den vorderen Teil des Saals im Blick. Wenn alle sitzen, drückt der Vorführer die Computertaste. Film ab! Aber erst gibt’s Werbung. Und Vorschauen auf andere Filme. Der Digitalprojektor – eine schwarze, schwere Kiste – wirft brillant scharfe Bilder auf die 23 Meter entfernte Riesenleinwand. „Ich vermisse dennoch die alten 35-Millimeter-Filmrollen“, sagt Heilmann. Die Farben, vor allem das Schwarz, seien schöner, das Bild lebendiger gewesen. Dafür sei es am Arbeitsplatz nicht mehr so heiß. Durch die alten Filmprojektoren waren Temperaturen von über 40 Grad im Vorführraum keine Seltenheit.

Die alten Filmrollen sterben langsam aus. Doch Filmfan Heilmann rettet die alten Polyester-Kopien, wo er kann – und lagert sie in seinem Privatarchiv. Und warum tut er das? „Das ist für mich das Erhalten von einem Kulturgut.“

Die digitale Projektionsanlage des Sommerkinos ist ebenso leistungsstark wie kostbar. Allein der Projektor kostet rund 100 000 Euro. Normalerweise bespielt er den großen Saal im Filmforum. Dafür reicht eine Lampenleistung von 3000 Watt. „Im Sommerkino benötigen wir aber 6500 Watt“, sagt Filmvorführer Martin Heilmann. Und die schafft nur eine Xenon-Kurzbogenlampe. Eine kostet 1700 Euro und leistet rund 500 Arbeitsstunden. Ein Ersatzexemplar ist für den Fall der Fälle immer im Vorführraum gelagert.

Blu-Ray-Player sorgt als Notfall-Ersatzlösung mit

Wenn der Film einmal gestartet ist, muss Heilmann nicht die gesamte Zeit im Vorführraum verweilen. „Ich halte mich aber im Umfeld auf, falls etwas passiert.“ Sollte der Server abstürzen, wird als Notlösung ein Ersatzbild vom Blu-Ray-Player eingespielt, der parallel mitläuft. Schaut er sich alle Filme durchs kleine Sichtfenster im Vorführraum mit an? „Nein, manche kenne ich schon, andere interessieren mich nicht.“

Filmvorführer ist für Heilmann übrigens nur ein Nebenjob. Als Maschinenbau-Ingenieur mit Schwerpunkt Maschinentechnik ist er auf Stellensuche. Seine acht bis zehn Abenddienste pro Monat will er aber weitermachen, dafür liebt er das Kino zu sehr.

Gegen 0 Uhr endet dann der Film. Projektor auskühlen lassen. Alles abschließen. Feierabend. Bis zum nächsten Sommerkino-Abend.