Duisburg. Selbst Wuppertal ist attraktiver: Im neuen Kultur-Ranking des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Instituts landet Duisburg unter den 30 größten Städten Deutschlands ganz hinten. Doch was sagt dieser Vergleich tatsächlich aus, steht Duisburg tatsächlich so schlecht da?

Kann die Stadt es sich leisten, eine spektakuläre Rauminstallation abzulehnen? Geht es nach dem Kultur-Ranking der Privatbank Berenberg müsste die Antwort lauten: wohl kaum. Denn Duisburg belegt im kulturellen Vergleich der 30 größten Städte Deutschlands den letzten Platz. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Institut, das zum zweiten Mal nach 2012 im Auftrag der Privatbank das Kulturleben in den Großstädten untersucht hat.

Schließlich sei die Kulturwirtschaft ein expandierender Wirtschaftszweig und bedeutender Impulsgeber für die Dynamik einer Stadt, begründet die Bank. „Die Attraktivität und Vielfalt der kulturellen Landschaft sind nicht nur wichtige Aspekte der Lebensqualität, sie beeinflussen auch die Wohn- und Arbeitsortswahl von Menschen und damit die Position von Städten im Wettbewerb“, sagt Dr. Hans-Walter Peters, Sprecher der Berenberg-Gesellschafter. Zudem sei das kulturelle Angebot einer Stadt für Touristen ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Wahl des Reiseziels.

Lebensqualität und Wirtschaftsfaktor

Das Institut hat für den Vergleich sowohl das Angebot als auch die Nutzung beleuchtet. Einzug in die Studie fanden das Angebot bei Opernhäusern, Theatern und Kinositzplätzen, Musik- und Kunsthochschulen oder die Anteile der Beschäftigten in der Branche. Die Nachfrage wird unter anderem anhand der Zahl der Theater- und Museumsbesucher oder den Umsätzen ermittelt. Über die Qualität der Angebote und Einrichtungen oder die Bewertung von Kunstsammlungen einzelner Museen würden aber keine Aussagen getroffen, betonen die Verfasser der Analyse.

Kultur-Ranking 2014

Platz

Stadt

Rang (2012)

1

Stuttgart

1

2

München

3

3

Dresden

2

4

Berlin

4

5

Bonn

5

6

Düsseldorf

11

7

Hamburg

9

8

Köln

14

...

 

 

25

Biefeleld

25

26

Dortmund

26

27

Mönchengladbach

27

28

Gelsenkirchen

28

29

Wuppertal

30

30

Duisburg

29

Im Ergebnis liegen viele Ruhrgebietsstädte auf den hinteren Plätzen, Ausnahme ist Essen (Platz 13), zu den Aufsteigern gehören neben Düsseldorf und Köln auch Bochum, das sich um vier Plätze immerhin auf Rang 18 verbessert. Selbst Wuppertal hat die rote Laterne nach zwei Jahren an Duisburg abgegeben.

Doch was sagt das Ranking tatsächlich aus? Kann es tatsächlich sein, das Duisburg im Jubiläumsjahr des Lehmbruck-Museums, mit seiner Oper und den Philharmonikern, der aktiven freien Szene und den zahlreichen Festivals wirklich so schlecht da steht?

Keine Aussage über die Qualität

„Nein“, sagt der neue Vorsitzende des Kulturausschusses, Udo Vohl. Wer das hiesige Angebot kenne, der wisse, dass das Ranking nicht fair sein könne. „Wenn wir das Geld von Stuttgart hätten, würden wir im Ranking Deutschland rocken“, sagt Vohl. „Wir sind arm, unser Kulturangebot ist aber sexy.“

Auch Kulturdezernent Thomas Krützberg sieht „keinesfalls“ einen Grund, jetzt alles zu überdenken. „Die Bewertungskriterien sagen ja nichts über die Qualität aus.“ Wenn eine andere Stadt mehr Sitze im Kinosaal habe und das bewertet werde, dann sei das eben so. „Und man muss ehrlich sein. Das Kulturangebot in München und Stuttgart, das finanzieren nicht die Städte, sondern die Länder.“ Doch selbst das schmälere nicht das Angebot in Duisburg: „Wir haben so viele Angebote, dass ich sie nicht einmal alle besuchen kann.“ Die Auslastung bei Oper und Schauspiel sei gestiegen, die Angebote reihen sich nahtlos aneinander, von den Akzenten über die Tanztage, das Kinderkulturfestival und die Traumzeit bis zur Opern-Premiere oder dem Platzhirschfestival. „Das Angebot ist breit gefächert und bedient jede Sparte“, sagt Krützberg.

Dennoch wolle man „natürlich nicht stillstehen“: Bald soll es einen Kulturentwicklungsplan geben, der wie in anderen Bereichen Zustand, Ziele, Finanzierung und Umsetzung formuliert. „Das wird helfen, die Leistungen und das Angebot zu schärfen. “ Den Entwicklungsplan hatte der Kulturdezernent bereits kurz nach Amtsantritt angekündigt. Es habe aber zunächst dringendere Projekte wie das NS-Doku-Zentrum gegeben, sagt Krützberg, nennt aber jetzt einen festen Termin: „Der Plan wird dem Kulturausschuss im November vorliegen.“