Duisburg. Die Nachricht von der Verlängerung der Bauzeit auf der Autobahn 59 in Duisburg hat viele Pendler getroffen. Wir hatten die Gelegenheit, mit dem erfahrenen Bauüberwacher Rainer Martensen über die Baustelle zu fahren und bekamen einen Überblick über die laufenden Sanierungsarbeiten.
Rainer Martensen tritt aus dem Baubüro an der Bürgermeister-Pütz-Straße nahe der Auffahrt Ruhrort. Ein Mann mit 30 Jahren Berufserfahrung bei Straßen.NRW und norddeutschen Wurzeln, den so schnell nichts aus der Ruhe bringen kann. Das ist in diesen Tagen von Vorteil. Denn der 55-Jährige, der auch die dreimonatige A40-Vollsperrung vor zwei Jahren in Essen begleitet hat, stellt sich seit diesem Mai mit weiteren Bauüberwachern einer seiner größten Herausforderungen, wie er selbst sagt – dem A 59-Projekt.
Und bei den Sanierungsarbeiten läuft es derzeit, wie bereits berichtet, nicht so wie gewünscht. Die bis Mitte Juli geplante Sperrung in Richtung Düsseldorf wird sich um mindestens zwei Wochen, die gesamte Bauzeit voraussichtlich auf Mitte Oktober verlängern, weil weitaus größere Schäden als ursprünglich vermutet an der „Berliner Brücke“ festgestellt worden sind. „Das sind unvorhergesehene Dinge, die leider passieren können“, so Martensen, der aber eins klarstellen möchte: „Hier wurde vom ersten Tag an Gas gegeben.“ Die WAZ darf sich davon bei einer Fahrt mit dem Experten für Straßenbau über die A 59 überzeugen.
Brücke ist über Autobahn schon teilweise saniert
Von der Auffahrt Ruhrort geht’s in Richtung Autobahnkreuz Duisburg Nord, vorbei an einem Lkw, der gerade eine Ladung Bewehrungseisen für die Streifenfundamente bringt. Martensen: „Darauf werden später die Schutzplanken angebracht.“ Die sind auf dem Stück von der A 42 zur A 59 bereits fertiggestellt – ebenso wie die Betongleitwand auf der anderen Seite. Die dortige Brücke ist über der Autobahn zumindest schon teilweise saniert.
Unten stehen Ellen Grunau, Ingenieurin bei Straßen.NRW, und Achim Schröder vom Ingenieurbüro Aßhauer & Markus und messen die Stärke der Asphaltschichten, die an vielen Stellen auf dem Teilstück der A 59 bereits aufgetragen worden sind. Grunau hält dazu einen Tachymeter in der Hand und visiert damit einen etwas entfernt positionierten Feldrechner an, während im Hintergrund eine Tandemwalze den Asphalt verdichtet. „Alles in Ordnung“, sagt die Ingenieurin. 8,5 Zentimeter dick muss die sogenannte Asphaltbinderschicht sein. Darunter ist die Trag- und Schotterschicht, fehlt hier nur noch die Asphaltdecke.
Feuerwehr von Lotsen durch das Baufeld geführt
Nun geht’s zu einer weiteren teilweise sanierten A-59-Brücke, über die die Hamborner Straße führt. Von oben sind die vielen Lastwagen, die wie an der Schnur gezogen auf der Autobahn stehen und größtenteils Asphaltmischgut geladen haben, am besten zu sehen. 800 Meter vor dem Autobahnkreuz Duisburg-Nord dampft es. Frischer, 180 Grad heißer Asphalt, wie Martensen erklärt, kommt auf die Fahrbahn. An einer Stelle rückt ein Betonmischer an, damit das Fundament für eine Schilderbrücke gegossen werden kann.
Martensen fährt kurz von der Autobahn runter. Ein Löschzug der Feuerwehr überholt. Eine gute Gelegenheit, das Prozedere im Ernstfall für die A 59 zu erklären. „Die Feuerwehr ruft dann bei uns an, fährt zu einem zentralen Punkt im Autobahnkreuz Duisburg-Nord und wird von dort von unserem Lotsen durch das Baufeld geführt“, so Martensen. „Die Feuerwehr kann ja nicht wissen, wo wir gerade arbeiten.“
Zahlen und Fakten
Seit Mai laufen die Sanierungsarbeiten auf der A 59 zwischen den Autobahnkreuzen Duisburg-Nord und Duisburg. Nach der Sperrung in Richtung Düsseldorf ist die Gegenfahrbahn in Richtung Dinslaken an der Reihe – mindestens zwei Wochen später als geplant.
Bis zu 60 Baufirmen sind zeitweise parallel auf der Autobahnbaustelle im Einsatz. 100 bis 150 Arbeiter malochen sieben Tage lang in der Woche jeweils von 6 bis 22 Uhr.
Bis zum 2. Oktober sollten die Arbeiten komplett fertig sein. Für jeden Tag länger müssen die Firmen eine Vertragsstrafe von 40 000 Euro zahlen – allerdings nur bei selbst verschuldetem Verhalten, wenn vereinbarte Leistungen nicht erbracht werden. Laut Straßen.NRW habe aber kein Fehlverhalten zur angekündigte Verlängerung der Gesamtbauzeit voraussichtlich auf Mitte Oktober geführt. Die Schäden am Berliner Brückenzug seien völlig überraschend aufgetreten. Deshalb sei auch keine Strafe zu zahlen.
Weiter geht’s zum Brückenzug Meiderich. Schwarze Schweißbahnen sind bereits zu sehen, auf die später die Schutz- und Deckschicht kommt. Dann führt die Fahrt zu eben jenem stärker als erwartet beschädigten 1,8 Kilometer langen Berliner Brückenzug mit drei Stahl- und vier Betonbrücken, der für die längeren Bauarbeiten insgesamt verantwortlich ist. Die Arbeiter sind emsig zu Gange, verlegen gerade Bewehrungseisen für Schutzplanken oder stellen im Bereich in Höhe des Ruhrorter Hafenbecken ein Gerüst auf, um Beschichtungsarbeiten durchführen zu können.
„Alles ist im Fluss“, sagt Martensen, bevor er zurück zum Baubüro fährt. Er ist optimistisch, aber auch ein so erfahrener Experte für Straßenbau wie er kann nicht hundertprozentig sagen, wann das große A59-Projekt am Ende abgeschlossen sein wird.
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