Duisburg. Ehrenamtliche bereiten an Grundschulen Frühstück für Kinder, die ohne Pausenbrot kommen. Ab Herbst läuft das Projekt an 13 Schulen, 20 sollen es in Duisburg werden. Der Bedarf ist groß. „Wir helfen Kindern, die auf sich gestellt sind, verderben Eltern aber auch nicht weiter“, so die Schauspielerin.
Morgens um sieben belegen sie Käse- und Aufschnittplatten, schichten Brot, schnippeln Äpfel und Gurken, machen literweise Kakao und stärken damit pro Schule bis zu 40 Kinder, die sonst mit leerem Magen den Schultag überstehen müssten. Sie, das sind die engagierten Senioren des Projektes „brotZeit“, die mit Liebe ein Frühstück bereiten und ein Ohr für die Kleinen haben, die Brot geben und Zeit haben.
Zum Dank gab es jetzt ein elegantes Dinner – zusammen mit den Gründern von brotZeit: der Schauspielerin Uschi Glas und ihrem Mann, Unternehmensberater Dieter Hermann.
Die beiden wollen in Duisburg an 20 Grundschulen dieses Frühstücksangebot etablieren. Sieben sind es bereits, mit den Grundschulen Kirchstraße und Don Bosco starten zwei weitere Standorte diese Woche, nach den Sommerferien geht es an vier weiteren Schulen los. Macht zusammen 13 Grundschulen – nur in Duisburg. Bundesweit sind es bereits über 130.
700.000 Frühstücke verteilt
brotZeit nahm 2008 seinen Anfang in München. Inzwischen werden in sechs Förderregionen in Deutschland 130 Schulen von Sponsor Lidl beliefert, im letzten Jahr waren das 250 Tonnen Lebensmittel. 700.000 Frühstücke mit 50.000 Litern Milch wurden von 800 Senioren an über 5000 Kinder verteilt, sagt Brotzeit-Vorstand Dieter Hermann.
Ehrenamtliche erhalten lediglich eine kleine Aufwandsentschädigung. Sponsoren wie die Personaldienstleister Adecco und die Dis AG kümmern sich um Rekrutierung der Mitarbeiter sowie Ausstattung der Schulen, etwa mit Kühlschränken.
Der Duisburger Verein Immersatt, der sich ebenfalls um die Versorgung von Kindern verdient macht, ist an den brotZeit-Schulen trotzdem am Start. An der Humboldt-Schule etwa bekommen rund 20 Kinder täglich einen gefüllten Frühstücksbeutel, der sie dann über den Mittag bringt. „Sie haben trotz der Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabe-Gesetz kein Geld für das Mittagessen des Offenen Ganztags“, sagt Rektorin Gabler.
Uschi Glas übernachtete im Duisburger Hof, wo sie früher bei Theatertourneen oft abstieg. „Ich war ja lange nicht hier. Die Stadt ist so schön geworden!“, lobt sie.
30 bis 40 Schüler nutzen das Angebot
An der Humboldt-Schule in Alt-Hamborn bilden Ellen Susing (76) und ihr Mann Josef (78) eines von drei Frühstücks-Teams, die sich abwechseln. Zweimal die Woche rappeln sich die Langschläfer früh auf, sind eingespielt, schaffen zwischen allen Vorbereitungen meist sogar einen Kaffee.
Wenn alle Kinder im Unterricht sind, alles gespült und aufgeräumt ist, geht es gegen neun heim zur eigenen Brotzeit, erzählt Ellen Susing von ihrem erfüllten Vormittag. Josef Susing packt gern mit an, aber er versucht auch, nichts von seinen morgendlichen Erlebnissen mit nach Hause zu nehmen.
Die großen staunenden Blicke der Kleinen, die Unsicherheit, ob das wirklich für sie und umsonst ist, was da auf dem Büfett liegt. „Da kriegt man ja Mitleid, wenn die Kinder fragen, ob sie Brot für ihre Eltern einpacken dürfen.“
Rektorin Hildegard Gabler ist froh über das Angebot. Von den 250 Kindern ihrer Schule würden statt 30 bis 40 vermutlich noch mehr Gebrauch von dem kostenlosen Frühstück machen, wenn sie wenigstens rechtzeitig zur Schule kämen. Manchen Zwergen steckt das Ehepaar Susing oft noch schnell ein paar Apfelschnitze zu.
„Die Senioren eben das vor“
Bei Eltern, die selbst das Wecken überfordert, erübrigt sich die Kritik, dass man es ihnen mit dem kostenlosen Frühstück zu leicht machen würde. „Wir helfen Kindern, die auf sich gestellt sind, verderben Eltern aber auch nicht weiter“, ist Uschi Glas sicher. Außerdem sei der Effekt des vollen Magens messbar. Das Sozialverhalten der Kinder bessere sich in den Projektschulen spürbar, auch die schulischen Leistungen würden steigen, zitiert Uschi Glas eine Studie, die ihre Arbeit evaluiert.
Das bestätigt auch Rektorin Gabler, an deren Schule besseres Benehmen eingekehrt sei: „Die Senioren leben das vor.“