Duisburg. Seit 2006 breitet sich in ganz Europa ein todbringendes Bakterium aus, das besonders Rosskastanien befällt. Ein Mittel dagegen gibt es nicht. Den Städten bleibt nur, die Bäume abzuholzen. In Duisburg gibt es noch etwa 1000 Straßenkastanien. Ein Drittel davon ist befallen.

Duisburgs Rosskastanien sind krank, todkrank. Nicht alle, aber für gut ein Drittel der etwa 1000 noch im Stadtgebiet vorhandenen Kastanien gibt es keine Rettung mehr. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann sie abgeholzt werden müssen. Sie sind befallen von tückischen Bakterien der Spezies „Pseudomonas syringae“, die erstmals 2002 in den Niederlanden beobachtet und beschrieben wurden, sich dann weiter ausbreiteten und 2006 auch in NRW begannen, Bäume leise schleichend krank zu machen.

„Bis 2012 waren es nur vereinzelte Bäume, die befallen waren. Anfang 2012 aber mussten wir aus Verkehrssicherungsgründen im gesamten Stadtgebiet 176 Kastanien fällen“, berichtet Achim Braß vom Duisburger Amt für Umwelt und Grün. Der Schwerpunkt lag im Norden der Stadt. In Hamborn mussten 120 rotblühende Rosskastanien entfernt werden, in Baerl waren es 13 Bäume und in Ruhrort im Umfeld des Binnenschifffahrtsmuseum weitere 22.

„Blutende“ Rinden

Dieses Jahres entdeckten die Fachleute vom Amt für Umwelt und Grün bei ihren routinemäßigen Kontrollen einen großen Befall in der schönen Kastanien-Allee an der Franzstraße in Homberg-Hochheide sowie in der Mauerstraße. „Über 100 Bäume sind dort betroffen“, bedauert Braß.

Dabei leistet nicht das Bakterium allein das zerstörerische Werk, sondern im Verbund mit einem holzzersetzenden Pilz. Braß: „Die Bäume sterben auch durch die Bakterien, aber nicht so schnell. Geschwächt durch die Bakterien fehlen ihnen die Abwehrkräfte gegen den Pilz. Und der wuchert derart schnell, dass so eine Kastanie innerhalb von einem Jahr völlig kaputt sein kann.“

Das Absurde daran ist, dass dem Baum lange nichts anzusehen ist. Nur wer die Kastanien genau betrachtet, entdeckt am Hauptstamm und den Ästen vereinzelte dunkle, „blutende“ Stellen, lange Risse oder auch nässende Ausflüsse, zum Teil mit Bakterienschleim. Ein weiteres untrügliches Zeichen, dass etwas mit dem Baum nicht stimmt, ist eine lichte Krone. „Kastanien sind in der Regel dicht belaubt.

Teure Nachpflanzungen

Wenn sie unter einer Kastanie stehen und können durch das Blattwerk ohne Probleme den Himmel sehen, ist der Baum sehr wahrscheinlich bereits befallen“, erklärt Brass. Ein solches Ausmaß an innerer Zerstörung, wie es dieser Pilz hervorruft, habe er ebenso wie andere Fachleute aber noch nie zuvor gesehen: „Da können sie reingreifen und haben das Gefühl, einen Schwamm statt Holz in der Hand zu haben.“

Eine Rettung für die befallenen Bäume gibt es nicht. Die Stadt lässt sie allerdings solange stehen, wie es die Verkehrssicherheit zulässt. Sobald sie abgeholzt sind, werden die Reste verbrannt, damit Bakterien und Pilzsporen sich möglichst nicht weiter verbreiten. Bei Nachpflanzungen setzt die Stadt derzeit auf Linden. „Damit haben wir aktuell die wenigsten Probleme“, so Braß. Aber es werden, wie jetzt im Norden, auch Ahorn und Ebereschen gepflanzt.

450 bis 1000 Euro kostet jeder neue Baum. Zu dieser finanziellen Belastung für die Stadt gesellt sich der Zeitfaktor. Braß: „Es dauert mindestens 15 bis 20 Jahre bis eine neue Allee entstanden ist.“