Duisburg. Nirgendwo im Ruhrgebiet sind die Vermietungszahlen von Elektroautos so gering wie in Duisburg: Die Stadt ist Schlusslicht beim Carsharing-Projekt der Universität. Das liege vor allem an der Duisburger Stadtverwaltung, sagt Auto-Experte und Lehrstuhl-Inhaber Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer.
Der Nissan Leaf steht meist einsam an seiner Elektro-Ladesäule im Duisburger Innenhafen. Im April wurde das vor drei Jahren „als Welt-Auto des Jahres“ gelobte Modell nur zwölf Mal vermietet. Dabei kostet der Fünfsitzer, der in der Spitze Tempo 145 fährt und mit einer Ladung 170 Kilometer weit kommt, schlappe 4,90 Miete die Stunde, oder für den ganzen Tag 45 Euro. Doch das Elektroauto findet wenig Freunde: Duisburg ist Schlusslicht im Städtevergleich von „Ruhrauto-e“, dem Carsharing-Projekt im Ruhrgebiet, das die Uni Duisburg-Essen mit Partnern an 27 Standorten in acht Städten betreibt.
„Gemessen an seiner Einwohnerzahl gestaltet sich Elektroautofahren mit Ruhrauto-e in Duisburg am schwierigsten“, heißt es jetzt in einer Studie von Auto-Experte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer und seinem CAR-Center Automotive mit Sitz an der Bismarckstraße in Duisburg.
Zwei "prädestinierte" Standorte in der Stadt
Die Studie lobt die anderen Revier-Städte und deren Verantwortlichen, hebt die Oberhausener Umweltdezernentin oder den Bottroper Oberbürgermeister hervor, die sich sehr stark für das Projekt einsetzen würden. In Bochum, „der Elektroautostadt im Pott“, und auch in Essen gibt es inzwischen acht Verleih-Stationen, in Duisburg nach wie vor nur eine. „In Duisburg scheinen sich Innovationen am schwersten im Pott zu tun“, lautet das nüchterne Fazit der Projekt-Auswertung.
Laut Dudenhöffer liege das vor allem am Willen der Stadtverwaltung, sagt er im Gespräch mit der NRZ. „Wir haben ein paar mal versucht, weitere Standorte für das Projekt zu erhalten, leider erfolglos.“ Dabei gebe es einen Standort, der geradezu „prädestiniert“ sei: eine der beiden Ladesäulen vor dem Stadthaus, neben dem Stadttheater am König-Heinrich-Platz. „Das liegt mitten in der Stadt und wäre ein großer Vorteil für die Nutzer.“
"Ein funktionierendes System mit steigenden Nutzungszahlen"
Doch die Anfragen seien abgekanzelt worden. „Zuletzt erhielten wir die Antwort, dass wir doch selbst eine Ladestation bauen könnten, wenn der Platz vor dem Hauptbahnhof umgestaltet wird“, sagt der Auto-Experte. „So etwas erleben wir in keiner anderen der Projektstädte.“ Ohne die bestehenden Strom-Tankstellen komme man allerdings nicht weiter. „Wir bedauern das außerordentlich, vor allem für den Universitätsstandort Duisburg ist das kontraproduktiv“, sagt Dudenhöffer.
Die Stadt allerdings verteidigt ihre Entscheidung. „Wir haben unser Meinung nach ein funktionierendes System mit steigenden Nutzungszahlen“, sagt Stadtsprecherin Anja Kopka auf Nachfrage.
Sechs Strom-Tankstellen im Stadtgebiet
Die insgesamt sechs Strom-Tankstellen im öffentlichen Raum in Duisburg gehören den Stadtwerken. Je zwei oder mehr Ladestationen befinden sich am Parkplatz des Hauptsitzes an der Bungertstraße, am Rathaus, am Stadthaus, an der MSV-Arena, im Innenhafen sowie am Landhaus Milser.
Angeschlossen sind sie an das bundesweite Verbundsystem „Ladenetz.de“, ein Projekt von 33 Stadtwerken, bei denen Kunden keine Fahrzeuge mieten, sondern ihre eigenen E-Autos oder E-Bikes laden können. „Wir registrieren im Monat bis zu 300 Ladevorgänge an den sechs Standorten“, sagt Stadtwerke-Sprecher Thomas Nordiek. „Seit 2011 steigt die Nachfrage stetig an, im Laufe des Jahres 2013 hat sie sich verdoppelt.“
Dass Duisburg beim Autofahren allerdings noch meilenweit von der Elektro-Mobilität entfernt ist, zeigen alleine die Statistik des Straßenverkehrsamtes: Unter den in Duisburg zugelassenen 220.000 Personenkraftwagen beläuft sich die Zahl der Elektroautos derzeit auf 38.