Duisburg. . Das Car-Institut der Universität Duisburg-Essen erforscht die Akzeptanz von E-Autos, lässt Probanden unterschiedliche Fahrzeuge probefahren und ermittelt die Einschätzung - vorher und nachher. Die WAZ fuhr mit.

Mit einem breiten Grinsen steigt Markus Lange vom E-Bike. Das stylische Moped schafft 45 km/h, angetrieben vom Saft aus der Steckdose. Wer an seinem Bock das laute Röhren und das Vibrieren unterm Hintern liebt, wird es nicht mögen. Wer in der Stadt flott um die Kurve kommen will, schon. „Es fährt echt rasant“, staunt Lange. Er ist allerdings auch passionierter ÖPNV’ler.

Das Car-Institut der Universität Duisburg-Essen lässt aber alle ans Gaspedal. In einer Studie des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft wird die Akzeptanz von Elektro-Fahrzeugen erforscht. Die Testfahrer müssen vor der Fahrt einen Fragebogen ausfüllen, der ihren Erwartungen auf den Zahn fühlt - und sie nach der Praxis auf den Prüfstand stellt. Für ihre Doktorarbeit braucht Kathrin Dudenhöffer („Ja, ich bin die Nichte“) 200 Probanden, gemeldet haben sich über 600, allerdings vornehmlich die üblichen jungen Herren. Ältere Damen über 60 sind noch Mangelware. Ohnehin: Frauen.

Zuverlässigkeit

Auch für mich müssen Autos in erster Linie wasserdicht und zuverlässig sein. Und da sind wir schon gleich bei Ur-Angst Nummer Eins: Schaffe ich meine Wege mit dem E-Auto einen ganzen Tag lang? Dudenhöffer bleibt da ganz gelassen. Laut Statistik bewegt der Mensch, der deutsche insbesondere, sein Vehikel täglich zwischen 30 und 50 Kilometern. Selbst die ersten E-Modelle schaffen das doppelte, die neuen noch mehr. Dem aktuellen Gemecker um die Reichweiten-Berechnung tragen die Hersteller angeblich schon Rechnung: Kalte Winter mit viel Heizbetrieb, heiße Sommer mit Klimaanlagen-Benutzung würden inzwischen in den Verbrauch eingerechnet, berichtet Dudenhöffer.

Aber es bleibt ein Kopf-Ding, weiß die Wissenschaftlerin. Mancher brauche für sein persönliches Sicherheitsgefühl einen Hybrid-Wagen, also zusätzliche herkömmliche Motorisierung, oder aber Wagen mit Reichweitenverlängerung. Am Institut können Testfahrer in Spitzenzeiten bis zu 13 Wagen probieren - große, kleine, japanische und deutsche, Zweisitzer, Siebensitzer und eben das E-Bike.

Für die Sicherheitsfanatikerin in mir ist der erste Wagen ein Opel Ampera, elektrisch schafft er 40 bis 80 Kilometer, dann schaltet sich ein Verbrennungsmotor für die nächsten 500 Kilometer ein, dabei wird die Batterie auch wieder aufgeladen. Oder eben an einer handelsüblichen Haushalts-Steckdose - so sich diese nicht im 6. Stock befindet. „Wir haben es mit Verlängerungskabel aus dem 2. Stock heraus versucht, aber der Spannungsabfall ist auf die Distanz zu groß“, berichtet Dudenhöffer. Die Industrie arbeite daran. Bis dahin ist ein Garagenanschluss wohl sinnvoll.

Der Power-Knopf

Gestartet wird mit einem Power-Knopf wie beim Fernseher. Displays leuchten auf, in der Anzeige ist neben einer Zapfsäule auch eine Batterie-Anzeige. Und dann hört man: nichts. „Er ist jetzt fahrbereit“, sagt Dudenhöffer und man muss es wohl glauben. Als Schaltwagenfahrer hat man ohnehin mit der stufenlosen Technik zu kämpfen: Der linke Fuß hängt nutzlos herum und zuckt gelegentlich, weil ihm das Kuppeln fehlt. Die rechte Hand fischt immer wieder orientierungslos in der Luft herum, kann sich nicht auf die Gangschaltung legen.

Umweltfreundliche Autos

Platz 1: Der Toyota Auris Hybrid siegt im Vergleich der umweltfreundlichsten Autos, in dem der Verkehrsclub Deutschland (VCD) 350 Neuwagen getestet hat. Er teilt sich den Platz mit...
Platz 1: Der Toyota Auris Hybrid siegt im Vergleich der umweltfreundlichsten Autos, in dem der Verkehrsclub Deutschland (VCD) 350 Neuwagen getestet hat. Er teilt sich den Platz mit... © ddp
...dem Modell Prius Hybrid, ebenfalls von Toyota. Die Testkriterien waren der Kohlendioxidausstoß, Lärmbelastung und Gesundheitsgefahr durch Schadstoffe.
...dem Modell Prius Hybrid, ebenfalls von Toyota. Die Testkriterien waren der Kohlendioxidausstoß, Lärmbelastung und Gesundheitsgefahr durch Schadstoffe. © ddp
Platz 3: Toyota iQ. Der japanische Hersteller belegt alleine das Siegertreppchen, auch wenn seine Autos nicht die niedrigsten CO2-Werte im Vergleich erreichen.
Platz 3: Toyota iQ. Der japanische Hersteller belegt alleine das Siegertreppchen, auch wenn seine Autos nicht die niedrigsten CO2-Werte im Vergleich erreichen. © imago stock&people
Platz 4: Honda Insight Hybrid. Die Hybridtechnik setzt sich durch: Unter den zehn Spitzenplätzen sind vier Modelle mit der umweltfreundlichen Technologie.
Platz 4: Honda Insight Hybrid. Die Hybridtechnik setzt sich durch: Unter den zehn Spitzenplätzen sind vier Modelle mit der umweltfreundlichen Technologie. © ddp
Platz 5: VW Polo TDI Bluemotion. Das Volkswagen-Modell und der Smart fortwo (Platz 8) sind die einzigen deutschen Autos in den Top-Ten.
Platz 5: VW Polo TDI Bluemotion. Das Volkswagen-Modell und der Smart fortwo (Platz 8) sind die einzigen deutschen Autos in den Top-Ten. © ddp
Platz 6: Nissan Pixo. Das Modell liegt gleichauf mit...
Platz 6: Nissan Pixo. Das Modell liegt gleichauf mit... © ddp
...dem Suzuki Alto. Kein Wunder: Beide Autos werden im selben Werk gefertigt und sind praktisch baugleich.
...dem Suzuki Alto. Kein Wunder: Beide Autos werden im selben Werk gefertigt und sind praktisch baugleich. © imago stock&people
Platz 8: Smart fortwo als Coupé oder Cabrio. Das Modell ist außerdem das Auto mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß im Test, mit 86 Gramm pro Kilometer.
Platz 8: Smart fortwo als Coupé oder Cabrio. Das Modell ist außerdem das Auto mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß im Test, mit 86 Gramm pro Kilometer.
Platz 9: Honda Civic Hybrid.
Platz 9: Honda Civic Hybrid. © imago stock&people
Platz 10: Seat Ibiza TDI CR Ecomotive.
Platz 10: Seat Ibiza TDI CR Ecomotive. © imago stock&people
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Gerüchten zufolge ist ja die Angst vor dem Abwürgen eines Motors bei Frauen verbreitet. Aber die Tatsache, dass man die E-Autos gar nicht abwürgen kann (es sei denn, man drückt den Power-Knopf), macht es nicht besser: Die Angst der Fahrerin vor der Kreuzung. Wieder will der Fuß kuppeln. Dabei ist das so praktisch, betont Dudenhöffer, steht der Wagen, ruht der Verbrauch, „das ist toll in Start-Stopp-Bereichen wie auf der A40 oder vor Ampeln. “ Sie ist da oft unterwegs.

Bis zur Autobahn hat frau sich gewöhnt. Und gibt Gas. Erstaunlich schnell sind wir bei 140 km/h. Selbst die Reifengeräusche sind kaum zu hören. Das gilt auch für den Nissan Leaf, der klein, aber auf zack ist. Und diesmal ein reines E-Auto, ohne Rückversicherung auf „alte“ Technik. Im Fahrverhalten ist der „Car of the year 2011“ solide. Beim Rückwärtsfahren piept er als Warnung leise vor sich hin. Ein Mann der mitten über die B8 rennt, hätte so ein Piepen auch gebraucht, er bemerkt mich erst im letzten Moment. Glück gehabt.