Duisburg. 30 Jahre bevor die Flexileine für Hunde weltweit zu einem Verkaufsschlager wurde, hatte der Kaufmann Wilhelm Peters aus Meiderich bereits die Idee für die Rollbahndhundeleine „Rolly“. Sein Enkel Marco Peters hütet heute den Prototypen, den sein Großvater noch beim Deutschen Reichspatentamt angemeldet hatte.
Der treuestes Freund des Menschen ist für uns ohne sie nicht mehr denkbar: die flexible Roll-Leine. Heute hängt sie an Halsbändern in 90 Ländern der Erde und beschert Hund wie Herrchen Bewegungsfreiheit.
Flexi ist ein Qualitätsprodukt „Made in Germany“, das 1972 zum Patent angemeldet wurde, seit 1973 auf dem Markt ist und seit 2010 als Marke des Jahrhunderts gilt.
„Freund aller Hundebesitzer“
„Ein toller Erfolg“, lobt Marco Peters den Unternehmer aus Lübeck, durch den die Flexi-Leine zu Weltruhm gelangte. „Nur kommt die Erfindung nicht aus Lübeck, sondern aus Duisburg“, behauptet der Duisburger Imbiss-Besitzer. Und den Beweis hält er nun in den Händen: einen Prototypen mit grün-schwarzem Plastikgehäuse, sowie einen Werbezettel, auf dem „Rolly, die vollendete Hundeleine“ angepriesen wird als „leicht und kaum zerbrechlich, unfallverhütend und hygienisch, praktisch, vornehm und elegant“. Der vergilbte etwas verknitterte Zettel erklärt, dass Rolly eine „in einem Edelkunststoff-Gehäuse auf- und abrollend untergebrachte Rollbandhundeleine“ ist. „Alleinhersteller und Generalvertrieb: Wilhelm Peters aus Meiderich.“
Wann genau sein Großvater diesen „Freund aller Hundebesitzer“ im Hinterzimmer seines Tante-Emma-Ladens ausgetüftelt und gebastelt hat, weiß Marco Peters nicht. Ebenso wenig, wann Opa Wilhelm das Patent angemeldet hat. „Aber es muss vor 1945 gewesen sein, denn mein Opa hat es noch beim Deutschen Reichspatentamt eingereicht“, sagt Marco Peters.
Richtige Erfindung zur falschen Zeit
Geldgeber für eine Serienproduktion indes hat Wilhelm Peters nicht gefunden, was seinen Enkel nicht wundert: „Es war die richtige Erfindung zur falschen Zeit. Damals hatten die Leute andere Sorgen, als Geld für eine Hundeleine auszugeben.“ Dass jemand anderem die gleiche Idee nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch jede Menge Kohle einbringt, habe sein Großvater nicht mehr erlebt. Er verstarb 1960.
Der Rolly-Prototyp wurde in der Familie Peters gehütet wie ein Augapfel. Na ja, fast jedenfalls, denn in seinen Jungenjahren durfte Klein-Marco damit spielen, weshalb die Rollfunktion nun nicht mehr funktioniert. Trotzdem wanderte Rolly nicht in den Müll, sondern schön verpackt in einem Kasten mit Marco Peters Eltern zu deren Altersruhrsitz in Oldenburg. Nach dem Tod seines Vaters zog es Marcos Mutter zurück ins Ruhrgebiet, und mit ihr zog auch Rollys Prototyp in einer alten Kassette, den nun Marco Peters samt Werbezettel als Familienerbstück in Ehren hält.
Ein mitwachsender BH für Teenager
„Ich bin sehr stolz auf die Erfindung meines Opas“, begründet er. Warum sein Großvater, den er nie persönlich kennengelernt hat, nach dem Krieg nicht noch einmal einen Versuch gemacht hat, Rolly zu vermarkten, kann Marco Peters nur vermuten: „Mein Opa hat ständig irgendetwas erfunden. Etwa den mitwachsenden BH für Teenager, bei dem die Körbchen auswechselbar sein sollten. Das war immer der Gag auf Familienfeiern. Könnte sein, dass er an seinen Erfindungen schnell das Interesse verlor, weil er immer was Neues machen wollte.“ In der Familie geht auch die Kunde, das Opa Wilhelm besessen war von der Idee, das Perpetuum mobile zu bauen. „Er war der festen Überzeugung, dass das zu schaffen ist“, berichtet Marco Peters, der wohl die Daniel Düsentrieb-Gene seines Großvaters geerbt hat.
Eigene Wurstkreation
So hat er an seinem früheren Arbeitsplatz, der Trox Technik GmbH, die Belüftungs- und Klimatechnik herstellt, mehrfach Verbesserungsvorschläge eingereicht, die auch prämiert wurden. Seine bislang beste Idee allerdings war es wohl, eine eigene Bratwurst und die passende Soße zu erfinden, weil ihm keine Currywurst mehr so recht schmecken wollte.
Bei ihm war es die richtige Idee zur passenden Zeit. Durch die TV-Show „Jumbos Würstchenmillionär“ konnte er seine Rezepte wochenlang testen. Sie kamen so gut an, dass er sich selbstständig machte mit seinem Imbiss „... iss doch wurscht!!!!“. Seit vier Jahren verkauft er auf dem Parkplatz an der Albertstraße in Kasslerfeld erfolgreich seine Wurstkreation, die ohne Glutamat und Hefeextrakt hergestellt wird. Wer weiß, was ihm noch alles einfällt.