Duisburg. Seit drei Jahren kämpft Rollstuhlfahrer Alen Letic für eine behindertengerechte Toilette in der Duisburger Innenstadt. Von der Absage der Stadt erfuhr er nur durch Zufall. Nun hat er einen Verein gegründet, will Unterschriften sammeln und Sponsoren suchen für eine Miet-Toilette in der Innenstadt.
Der Rollstuhlfahrer Alen Letic kämpft seit 2011 für den Bau einer behindertengerechten, für jedermann und rund um die Uhr zugänglichen Toilette in der Innenstadt. Im Februar wurde sein in Politik und Verwaltung oft wohlwollend diskutiertes Anliegen in einer Mitteilung für die Bezirksvertretung Mitte – so zumindest empfindet er es – mit falschen Argumenten abserviert. Er selbst hat davon nur durch Zufall erfahren, weil er die Vorlage am Abend vor der Sitzung im Ratsinformationssystem auf www.duisburg.de entdeckte. Den Kampf will er dennoch keineswegs aufgeben.
In der Vorlage heißt es, eine solche Toilette würde 140.000 Euro kosten (120.000 € Bau, 20.000 € für die nötigen Anschlüsse). Weitere 100.000 € pro Jahr koste die Aufsicht. Die sei nötig, um Vandalismus zu verhindern, argumentiert die Stadt. Außerdem gebe es Alternativen etwa im Hauptbahnhof, im Forum oder im City-Palais.
„Das stimmt so nicht”, kontert Letic. „Man muss die Toilette ja nicht kaufen.” Er hat ein Angebot einer Firma vorliegen, die pro Monat 1000 Euro Miete und Betriebskosten möchte. Eine Bewachung rund um die Uhr sei nicht nötig. Letic ist zudem überzeugt, die laufenden Kosten durch Spenden und Sponsoren aufbringen zu können. Er will es zumindest versuchen.
Bereits 2500 Euro Spenden für das Projekt gesammelt
Immerhin: In einer Hand voll Spendenbüchsen hat er bereits und bevor das Projekt allzu konkret wurde 2500 Euro gesammelt. „Aber allein aus Spenden werden wir die Toilette nicht bezahlen können.” Wenn die Stadt ein geeignetes und mit den nötigen Anschlüssen erschlossenes Grundstück in der Innenstadt zur Verfügung stelle, wollen er und seine Mitstreiter gezielt Sponsoren ansprechen.
Die anderen Standorte seien keine Alternativen für Behinderte, so Letic. An einigen Toiletten gebe es Drehkreuze, die schon für Mütter mit Kinderwagen unüberwindbar sein, erst recht für ihn mit seinem Elektro-Rollstuhl. Letic: „Ein Behinderter kämpft für eine Toilette für jedermann – wenn das nicht die Inklusion ist, von der alle reden.“
Verein für das Projekt gegründet
Im Februar hat Alen Letic mit seinen Mitstreitern Tamara Skowronek und René Müller den Verein „barrierefrei leben” gegründet, die Eintragung ins Vereinsregister läuft, eine Facebookseite mit aktuellen Infos gibt es seit Monaten. Nach der Kommunalwahl will der Verein Unterschriften für das Projekt sammeln und noch einmal mit den Verantwortlichen sprechen.
Alen Letic sieht in seinem Kampf für die Toilette auch grundsätzliche Bedeutung: „Wir hoffen, dass wir ein Vorbild sind für andere. Wir zeigen mit unserem Einsatz auch: Man kann sein Leben weiter leben.” Und dann lacht der Rollstuhlfahrer spitzbübisch. „Es läuft. Oder besser: Es fährt . . .”