Duisburg. . 35 Millionen Euro sollten in die Toplage der Duisburger City investiert werden: Hier sollte das Marientor-Carree mit einem Gesundheitszentrum und Senioren-Wohnungen entstehen. Die Planungen laufen seit 2010. Doch der Projektentwickler findet keinen Investor. Das Vorhaben ist Zündstoff im Wahlkampf.
„Das Loch muss weg“, forderte die IG Altstadt schon Ende vergangenen Jahres und hätte am liebsten zum Spaten gegriffen, um die Riesengrube an der Steinschen Gasse zuzuschütten. Das kann jetzt Realität werden: Denn das Marientor-Carree scheint endgültig gestorben.
Bis auf archäologische Grabungen hat sich auf dem städtischen Grundstück nichts getan, seitdem 2010 die Stadt und die längst liquidierte Innenstadt-Entwicklungsgesellschaft für die lange brach liegende Fläche den Kölner Projektentwickler Euroareal präsentierte. Für 35 Millionen Euro sollte das Marientor-Carree entstehen, ein schickes Gesundheitszentrum mit Arztpraxen, Läden, mit Senioren-Wohnanlage und Altenheim. Für 1,6 Mio Euro – schon damals leicht unter Marktpreis – sollten die 4600 städtischen Quadratmeter verkauft werden.
Pläne wurde geändert
Und dann? Passierte nichts. Pläne wurde geändert, Bauanträge neu geschrieben; mal hieß es, wegen Abstandsflächen gebe es planungsrechtliche Probleme. Dann legten Stadt-Archäologen mittelalterliche Mauern frei. Aber auch diese Zeit half den Projektentwicklern nicht, Investoren zu finden. Ende 2013 dann ein neuer Anlauf: Euroareal habe mit der namhaften Baufirma Ten Brinke einen neuen Partner (und Investor), frohlockte die Stadt. Statt Ärztezentrum sollten nun aber Studentenappartements gebaut werden. Flugs wurde im Rat ein neuer Baubeschluss gefasst.
Doch nun sind alle Pläne in die Grube gefallen. Ten Brinke ist nach genauerer Prüfung erst gar nicht in das Projekt eingestiegen und Euroareal offenbar nicht in der Lage, das Projekt zu realisieren. Erst vor wenigen Tagen waren die Kölner nach Duisburg gereist. Gespräche ohne Ergebnisse. Der städtische Baudezernent Carsten Tum ließ verlauten: „Es ist jetzt wirklich fünf vor zwölf.“
Verträge mit Euroareal
Dabei scheint es schon fünf nach zwölf, das Projekt endgültig geplatzt. „Die kriegen das nicht hin“, heißt es. Nur: Noch gelten die Verträge mit Euroareal. Es hat zwar die Kaufsumme nicht gezahlt, aber die 300.000 Euro für die archäologischen Arbeiten finanziert. Auf 2,5 Mio Euro haben sich die bisherigen Projektkosten aufgehäuft. „Mal eben so“ lassen sich die Verträge also nicht ändern, rückabwickeln oder das Grundstück zügig neu an den Mann bringen.
Elektrohändler Lars Hoffmann von der IG Altstadt sieht seine dunkelsten Befürchtungen bestätigt. „Uns hat Ten Brinke schon im November gesagt, dass sie wohl nicht einsteigen würden“. Baudezernent Tum habe aber abgewiegelt, so Hoffmann. Die von der Baugrube genervte Altstadt-Interessengemeinschaft, deren Händler sich abgeschnitten fühlen, fordert nun, dass das Loch endgültig zugeschüttet wird und schnell alle Verkehrs-Barrieren aufgelöst werden. Aktuell wirbt für sie auch die Alternative, dort den Bau der neuen Feuerwache zu errichten, der an der Mercatorstraße nach dem jüngsten Ratsbeschluss gescheitert war.
CDU stimmte Neuplanung zu
Das Marientor-Carree wird zum Wahlkampf-Politikum. Die umstrittene Grube an der Steinschen Gasse ziert ein Wahlplakat der CDU, mit der sie beispielhaft den Stillstand anprangert, den die Union Rot-Rot-Grün und der Stadt anlasten.
„Überraschend“ sei das Scheitern nicht, kommentiert der CDU-Planungspolitiker Karl-Wilhelm Overdick. Schon im Herbst 2013 habe die Union Zweifel an der Studenten-Variante geäußert. Wie „Seifenblasen“ würden nun vermeintliche Lösungen platzen, so die CDU, die zudem Parallelen zum gescheiterten Umbau der Bahnhofsplatte sieht. Als der Rat im November die Neuplanung für das Marientor-Carree absegnete, hatte allerdings auch die CDU hinter verschlossenen Türen zugestimmt.
Amtszeit von Adolf Sauerland
Für Baudezernent Carsten Tum (SPD) wird umgekehrt ein Schuh draus: Das Marientor-Carree sei „leider eines von vielen schlecht initiierten Projekten, die wir aus der Amtszeit von Adolf Sauerland übernommen haben – samt aller in 2010 vertraglich geschlossenen Vereinbarungen“. Auch der Flopp auf der Bahnhofsplatte gilt bei Stadtplaner Tum und der SPD als Hinterlassenschaft aus Zeiten Sauerlands und der damaligen Innenstadt-Entwicklungsgesellschaft unter dem CDU-Mann Oehmke an der Spitze.