Duisburg. . Beim Neujahrsempfang in Duisburg lieferten IHK-Präsident Burkhard Landers und NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin sich eine Debatte zu Strompreisen, Fachkräftemangel und maroden Autobahnen.
So viel Optimismus war zuletzt selten: Vor über 800 Unternehmern, Angestellten, Forschern und Investoren diagnostizierte Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer, der Duisburger Wirtschaft eine „stabile und erfreuliche Ausgangslage 2014“. Er scheute sich allerdings auch nicht davor, NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin mit den großen, deutschlandweiten Missständen, in Duisburg auf engstem Raum verdichtet, zu konfrontieren.
„Unsere Infrastruktur, Aorta des Wirtschaftssystems, verschleißt rapide“, mahnte Landers am Dienstag. Wie dieses Problem Firmen buchstäblich ausbremst, sehe man an der A59 und der notwendigen Sanierung. Auch der dramatischer werdende Fachkräftemangel bereitet ihm Sorgen: Der Kammerbezirk wird in den nächsten 15 Jahren 120 000 Erwerbstätige verlieren – mehr als die Gesamtbevölkerung von Wesel und Kleve zusammen. Die schärfste Kritik aber hob er sich für das Thema Energiepreise auf: „Es hilft uns nicht, in hellen Farben zu schildern, wie eine neue Energiewelt in zehn oder 20 Jahren aussehen könnte. Unsere Industrie ist schon heute und morgen in ihrer Existenz bedroht. Die Strompreise für die Industrie in Deutschland liegen 50 Prozent über den Kosten im Nachbarland Frankreich.“ Das hielte kein Betrieb auf Dauer aus.
NRW-Wirtschaftsminister Duin ließ es sich nicht nehmen, auf die Anregungen der hiesigen Unternehmerschar direkt zu antworten. Das vorbereitete Redeskript ließ er liegen, um fast 40 Minuten frei über seine Sicht der Dinge zu sprechen.
Zum Fachkräftemangel gab er den - überwiegend männlichen - Gästen aus Industrie und Handel mit auf den Weg, Frauen unter den Bewerbern stärker zu berücksichtigen: „Die Quote erwerbstätiger Frauen in NRW fällt hinter Vergleichswerte anderer Bundesländer zurück.“ Chancen für Frauen müssten auch außerhalb von 400-Euro-Jobs und der Gastronomie deutlich besser werden: „Sie machen ohnehin die besseren Abschlüsse.“ Unternehmen könnten den Fachkräftemangel nicht zuletzt dadurch mildern, indem sie es Angestellten ermöglichten, ihr Renteneintrittsalter gesund und arbeitend zu erreichen.
Dem Ruf nach günstigerer Energie erteilte Duin eine klare Absage: „Der Atomkraftausstieg wird nicht mehr zurückgedreht.“ Ein eigenes Anliegen gab der Minister den Unternehmern schließlich auch mit auf den Weg: „NRW ist ein Standort, der immer von Zuwanderung gelebt hat. Im Moment müssen wir uns ganz ernsthaft fragen: „Strahlen wir diese Weltoffenheit noch aus – oder nicht? Pflegen wir eine richtige Willkommenskultur, und zwar nicht nur jenen gegenüber, die wir hier ohnehin schon immer gern gesehen haben?“
Bei Sauerbraten und Spätzle ließ sich über diese Punkte vortrefflich diskutieren. Tenor im Publikum: Die zwei verschiedenen Perspektiven aufs Wesentliche wird manchen auch in Zukunft noch zum Nachdenken inspirieren.