Dusibug. Auch der dritte Anlauf für das große Neubauprojekt an der Steinschen Gasse in Duisburg ist offenbar gescheitert: Nach NRZ-Recherchen gibt es den angeblichen neuen Projektpartner für die überarbeiteten Pläne fürs Marientor-Carree überhaupt nicht. Auch wenn die Politik die Vertragsänderungen bereits beschlossen hat.
Zum Jahreswechsel keimte Hoffnung auf, dass aus der riesigen Baugrube an der Steinschen Gasse doch noch etwas anderes erwachsen könnte als Unkraut: Nachdem der Kölner Projektentwickler Euroareal mit dem Bau des „Marientor-Carree“ jahrelang nicht vorwärts kam, weckte der Einstieg des Unternehmens Ten Brinke neue Zuversicht.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in den Niederlanden genießt einen guten Ruf in der Branche, realisiert zahlreiche Projekte im Wohnungs- und Gewerbebau in ganz Europa, zuletzt auch das neue Vertriebscenter für die Telekom in Berlin. In Windeseile peitschte die Verwaltung kurz vor Jahresfrist noch eine Nutzungsänderung durch die politischen Gremien: Die Pläne für ein Medizinzentrum wurden flugs beerdigt, statt Ärzte sollen Studenten in das Marientor-Carree einziehen, unberührt davon blieb der Plan für einen angegliederten Pflegeheim-Trakt und Seniorenwohnungen.
Die neue Nachbarschaft von Jung und Alt besiegelte die Politik hinter verschlossenen Türen einmütig, ebenso den Einstieg von Ten Brinke: Verträge sollten schnell geändert, schon wenige Wochen später der neue Bauantrag eingereicht werden und im Frühjahr 2014 die Bagger rollen, die Pflicht zur Fertigstellung sollte noch einmal um drei Jahre verlängert werden.
Das Ganze war eine Luftnummer
Jetzt stellt sich heraus: Das ganze Vorhaben war eine Luftnummer. Von dem, was die Verwaltung der Politik vorgelegt und was diese beschlossen hat, ist rein gar nichts passiert. Denn das Unternehmen Ten Brinke ist nie in dieses Projekt eingestiegen, wie die NRZ jetzt auf mehrfache Nachfragen aus der Niederlassung in Bottrop erfuhr. „Wir haben kein Projekt in Duisburg und dort auch keine vertraglichen Verbindungen“, sagt Jens Greguhn, Projektleiter bei Ten Brinke. Es habe zwar einst Gespräche gegeben, die aber nicht auf fruchtbaren Boden gefallen seien.
Die Firma Euroareal steht also weiter alleine in der Pflicht. Und wie geht es jetzt weiter? Antworten aus Köln gibt es dazu keine. Der Geschäftsführer Walter Schneider, der bisher immer in Duisburg auftauchte und auch noch 2013 öffentlich zu dem Projekt Stellung nahm, ist bereits seit August 2011 nicht mehr der Geschäftsführer. Das geht aus dem Jahresabschluss der von Euroareal gegründeten und mehrfach unbenannten Projektgesellschaft „EP Marientor Duisburg GmbH“ hervor und wird auch vom Unternehmenssitz in Köln bestätigt.
Internetseite des Investors ist abgeschaltet
Doch auch der zuständige Geschäftsführer Rolf Breuer ist trotz mehrfacher Versuche nicht zu erreichen und reagiert auch nicht auf Anfragen. Ebenfalls wenig vertrauenserweckend: Die Internetseite ist inzwischen abgeschaltet.
In der letzten veröffentlichen Bilanz der Projektgesellschaft sind außer Verbindlichkeiten von knapp 580.000 Euro keine nennenswerte Beträge aufgeführt. Die Stadt hat den Kaufvertrag für das rund 7300 qm große Grundstück mit Euroareal bereits 2010 abgeschlossen. Nach NRZ-Recherchen hat Euroareal den Kaufpreis von rund 1,8 Mio Euro allerdings noch nicht gezahlt, sondern lediglich einen Abschlag von 300.000 Euro, um die archäologischen Untersuchungen zu ermöglichen. Bedingung für die Zahlung des Kaufpreises ist eine Baugenehmigung. Doch selbst auf den von Euroareal angekündigten, neuen Bauantrag wartet man im Rathaus bis heute.
Baudezernent: „Absichtserklärungen reichen nicht mehr“
Damit hat sich wohl auch der dritte Anlauf für das Marientor-Carree in Luft aufgelöst. Selbst die Stadt, die bisher geduldig wie hoffnungsvoll abgewartet hatte, wird das erste Mal deutlich. „Dem potenziellen Investor haben wir nun letztmalig klar gemacht, dass für eine weitere Zusammenarbeit keine Absichtserklärungen mehr ausreichen. Es ist jetzt wirklich fünf vor zwölf“, sagte Baudezernent Carsten Tum gestern der NRZ. „Das Marientor-Carree ist leider eines von vielen schlecht initiierten Projekt, die wir aus der Amtszeit von Adolf Sauerland übernommen haben - samt aller in 2010 vertraglich geschlossenen Vereinbarungen“, so Tum.
Kurios: Die CDU macht derzeit eben mit jener Baugrube als Plakatmotiv Wahlkampf, kritisiert den „Stillstand“ unter SPD-OB Link.
„Zurück schauen bringt Duisburg nicht weiter. Ich bin sicher: Wir werden dieses Grundstück vernünftig entwickeln. Es hat dafür alle Voraussetzungen“, so Tum.