Duisburg. Bei dem Duisburger Projekt „Schüler leiten eine Station“ übernehmen Auszubildende unter Aufsicht die Arbeit auf den Stationen des Klinikums Duisburg. Den Patienten gefällt’s: Es sind mehr Krankenschwestern auf den Gängen, die frischen Wind auf die Flure bringen.
Es herrscht reger Betrieb im Schwesternzimmer der Station für Geriatrie im Klinikum Duisburg: Fünf Krankenschwestern sortieren Tabletten für die Patienten, telefonieren und studieren die Krankenakten. Über die Gänge huschen drei weitere Damen in weiß und sehen nach dem Rechten.
Normalerweise sind lediglich vier Pflegerinnen bei der Frühschicht im Einsatz. Doch an diesem Vormittag sorgt das Projekt „Schüler leiten eine Station“ für eine besonders hohe Anzahl der Mitarbeiter. Sechs Auszubildende übernehmen für zwölf Tage sämtliche Tätigkeiten, zwei Profis schauen ihnen über die Schulter. Für die Patienten ist das die reinste Wonne – sie bekommen noch mehr Aufmerksamkeit als sonst. Sie werden richtig verwöhnt.
Azubis leisten professionelle Arbeit
Hektisch ist es nicht, weder im Schwesternzimmer noch auf dem Flur oder gar auf den Patientenzimmern. Die Schülerinnen des dritten Lehrjahrs strahlen Ruhe aus, haben ein Lächeln für die Geriatrie-Patienten auf den Lippen und arbeiten zügig und diszipliniert. Auf der Station liegen ältere Menschen mit verschiedenen Krankheiten.
Melanie Kemper ist ebenfalls begeistert. „Ich finde das Projekt toll und die Arbeit macht Spaß“, sagt die 23-Jährige. Ihr gefällt es, dass die Nachwuchs-Schwestern die Zügel in der Hand haben, aber dennoch Fragen stellen dürfen: „Examinierte Krankenschwestern gucken uns über die Schulter, das ist beruhigend“, sagt sie und Kollegin Pia Grabowski (22) fügt hinzu: „Mir gefällt die Freiheit und die Verantwortung, aber auch die Tatsache, dass im Notfall doch noch jemand da ist“, sagt sie. Dann schellt das Telefon. Die Arbeit ruft. Für die jungen Pflegerinnen eine tolle Abwechslung zur Theorie, die sie in der Ausbildungsstation der Klinik lernen. Sie verpflegen, waschen und untersuchen die Patienten mit viel Elan.
Zufrieden mit dem Nachwuchs
Stationsleiterin Norvic Kiendl ist zufrieden mit dem Nachwuchs: „Sie machen alle gute Arbeit“, sagt sie. „Doch es ist auch mitunter anstrengend für uns – schließlich sind wir es nicht gewohnt zuzusehen. Außerdem müssen wir ja nach der getanen Arbeit der Azubis alles kontrollieren.“ Dennoch sei das Projekt toll: „Für die Schüler und vor allem für die Patienten ist es schön. Die sind immer ganz traurig, wenn die Schülerinnen wieder weg sind.“
Patientin Ute Zufall kann nur zustimmen. „Die machen alles ganz hervorragend“, sagt sie mit strahlenden Augen, als Pia Grabowski ihren Blutdruck misst. „Alle sind wirklich lieb. Ich fühle mich bei ihnen gut aufgehoben und werde verwöhnt“, sagt sie.
51 Azubis auf mehreren Stationen im Einsatz
Insgesamt sind 51 Azubis aus dem dritten Lehrjahr auf mehreren Stationen im Einsatz. 32 Schüler leiten die Pflege und auch die Kinderklinik leitet der Nachwuchs. Alle sammeln sowohl in der Früh- als auch Spätschicht Erfahrungen. Auch die jeweilige Stationsleitung übernimmt je einer der Projekt-Teilnehmer.
Nervös sind und waren nur die wenigsten Nachwuchskräfte – sie haben eher noch etwas Selbstbewusstsein getankt. „Das ist ja noch keine Prüfungssituation, sondern eine Vorbereitung auf unsere Abschlussprüfung im Herbst und natürlich auf die Arbeitswelt“, sagt Pia Grabowski.