Duisburg. Der aktuelle Preisspiegel des Immobilienverbands West zeigt, dass Häuser und Wohnungen in den einfachen Lagen Duisburgs nur noch schwer zu vermieten oder zu verkaufen sind. Die Kunden wollen nur in gute Wohngegenden ziehen. Niedrigzinsen locken mehr Bauherren auf den Plan.
„Lage, Lage, Lage“ heißt es immer in den einschlägigen Immobilien-Fernsehsendungen. Ein Blick in den aktuellen Preisspiegel des Immobilienverbands West (IVD West) bestätigt diese Maklerweisheit. Zumindest wenn es um Eigentum geht. So stieg der durchschnittliche Preis für ein frei stehendes Eigenheim in sehr guter Lage um sieben Prozent von 600.000 auf 640.000 Euro, in guter Lage lag die Preissteigerung bei fünf Prozent von 420.000 auf 440.000 Euro und in mittlerer Lage immerhin noch um drei Prozent von 310.000 auf 320.000 Euro. Stabil blieben die Preise in einfacher Lage: 230 000 Euro.
Gleiche Situation bei Reihenhäusern: In guter Lage stieg der Preis von 250.000 auf 270.000 Euro (+ 8%), in mittlerer Lage von 190.000 auf 200.000 Euro (+5 %) während der Preis in einfacher Lage bei 160.000 Euro stagnierte.
Niedrige Zinsen, mehr Bauherren
Etwas weniger Rendite erzielten Eigentumswohnungen. Der durchschnittliche Preis für eine Eigentumwohnung in sehr guter Lage stieg im vergangenen Jahr um fünf Prozent von 2000 Euro auf 2100 Euro. In guter Lage (1400 €), mittlerer Lage (950 €) und einfacher Lage (750 €) blieben die Preise unverändert.
Den Duisburger Immobilienmakler Axel Quester, der auch stellvertretender Vorsitzender des IVD West ist, wundert das nicht. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, zitiert der Duisburger einen Song der Kölner Kultband „Höhner“ und spielt damit auf die historisch niedrigen Zinsen an. Aber sagt auch ganz deutlich: „Die Leute suchen nicht in einfachen Lagen.“
Günstigere Alternativen
Ein weiterer Grund für die Preissteigerung in Duisburg sind die exorbitant hohen Preise in Düsseldorf und Köln. „Wer nicht fest in seiner Heimatstadt verwurzelt sei, blicke sich schon mal im günstigeren Duisburg um. Das gelte für alle Ruhrgebietsstädte. Quester: „Wir sind keine 1a-Lage, sondern 1b.“ Und als Randgebiet der Rheinschiene ziehe man so Privatleute und Investoren an. Das, so Quester, gelte vor allem für das südliche Stadtgebiet aber auch für Bereiche im Norden wie Röttgersbach.
Ein anderes Bild zeichnet der Preisspiegel des IVD West bei den Kaltmieten. Hier sanken in Duisburg die durchschnittlichen Kaltmieten pro Quadratmeter für Wohnungen in guter Lage, die nach 1948 fertig gestellt wurden von 7,80 um drei Prozent auf 7,60 Euro. Eine einzigartige Preissenkung, wenn man auf die anderen großen Revierstädte Essen, Bochum und Dortmund schaut. Dort stiegen in diesem Segment die Mieten um sechs Prozent (Essen), drei Prozent (Dortmund) beziehungsweise blieben stabil wie in Bochum. Für Axel Quester ist dieser Wert ein Ausreißer, langfristig betrachtet würden die Mieten schon steigen, wenn auch nicht auf Düsseldorfer Niveau. In Duisburg sei es schwierig, Mieter für die einfachen Wohnlagen zu gewinnen, zumal die Stadt mit ihren Grundsteuererhöhungen die Nebenkosten nach oben getrieben habe. Da könne es schon sein, dass bei der Neuvermietung die Miete gesenkt werde.
„Wir haben ein Qualitätsproblem“
„Wir haben kein Wohnungsproblem in Duisburg, sondern ein Qualitätsproblem“, erklärt der Makler. Viele Wohnungen stammten aus den 50er, 60er Jahren. Außerdem gebe es einen großen Bestand an alten Werkswohnungen, die modernisiert werden müssten. „Aber wenn sie jetzt 3,50 Euro Miete bekommen und nach der Renovierung nur 4,20 Euro, dann lohnt sich das für die Eigentümer nicht“, gibt Quester ein Beispiel. Wohnungen ohne Stufen zum Beispiel oder mit einem Aufzug fänden schneller Mieter. Insgesamt, zieht der IVD-West, für Duisburgs Mietpreise Biland, stagnierte der Markt. Die Quadratmeter-Preise gehen von 3,70 Euro für eine Altbauwohnung in einfacher Lage, die vor 1948 fertigstellt wurde , bis hin zu 8,80 Euro für einen Neubau-Erstbezug in guter Lage.