Duisburg. Tuvalu ist ein Inselstaat im Stillen Ozean. Der Ort ist Ausdruck tiefer Sehnsucht, Zufluchtsort in der Fantasie. „Tuvalu. Eine Reise in die Welt der Träume“, heißt das Stück von Jennifer Whigham und Jens Kerbel, das die beiden für die Akzente inszeniert haben. Es ist eine poetische Collage.

Für die szenische Installation interpretieren die Regisseure den Stummfilm „Tuvalu“ von Veit Helmer und legen den Protagonisten Anton (Konstantin Lindhorst) und Eva (Sabine Osthoff) Text-Fragmente etwa von Haruki Murakami, Franz Kafka, Ernst Jandl und Wikipedia in den Mund. So gelingt eine poetische Collage, in denen die Fragen nach Neubeginn, Festhalten an Althergebrachten und Sehnsüchten aufgeworfen wird.

Die Zuschauer werden von Kindern in gelben Regenhosen begrüßt und zu ihrem Platz in der Liebfrauenkirche geführt. Die Geschichte spielt in einem heruntergekommen Schwimmbad. Mit einfachen Mitteln verwandeln die Darsteller den Kirchenboden in ein öffentliches Bad. Anton zeichnet mit Kreide Startblöcke auf den Boden. Dann nimmt er Anlauf, springt ins Becken – und landet polternd auf dem Allerwertesten. Klar, es muss ja noch Wasser ins Becken gefüllt werden. Mit stetig-rauschemden „Schsch“ malen die Kinder Wellen auf den Boden. So lässt es sich direkt leichter plantschen. Eva bekommt sogar extra eine Leiter aufgezeichnet, an der sie hinuntersteigen kann.

Publikum in der Liebfrauenkirche verzückt

Antons Vater Karl hängt am Schwimmbad. Der alte Mann ist fast blind und Anton es nicht übers Herz bringt, ihm die Wahrheit zu sagen, schaltet er jedes Mal ein Tonbandgerät ein, auf dem Stimmengewirr und Rauschen zu hören ist – wie in guten Tagen, als das Schwimmbad belebt war. Antons Bruder Gregor will das Bad hingegen am liebsten abreißen lassen, für ihn bedeutet Glück vor allem Profit. Eva träumt, wenn sie das Wasserrauschen hört, von der Ferne, von einem Neuanfang auf Tuvalu. „Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr“, zitiert Konstantin Lindhorst in seiner Rolle als Anton die Lyrikerin Mascha Kaléko. Die Kinder spielen in dieser Szene mit kleinen Papierschiffchen und singen „Aloahe“. Tuvalu steckt in einem Koffer. Er ist gefühlt voller Sand, in dem eine Palme steckt. Es sind diese kleinen Einfälle, die das Publikum in der Liebfrauenkirche so verzücken. Oder, wie Eva sagt: „Wirklichkeit ist niemals genug, Zauber tut not.“

Das fantasievolle Stück passt hervorragend in die alte Kirche, die auch ein Ort zwischen Vergangenheit und Aufbruch symbolisiert. Neben den klug ausgewählten Sätzen, begeistern die Darsteller mit ihrem reduzierten Schauspiel. Eine Reise zum Träumen.