Duisburg. Die Liebfrauenkirche ist zum ersten Mal zum Spielort für zwei Akzente-Eigenproduktionen, auf die man gespannt sein darf, stehen doch die Theatermacher Johannes Lepper sowie Jennifer Whigham und Jens Kerbel für Höhepunkte im Programm der letzten beiden Festivals.
Theater, Liebfrauenkirche und City-Palais bilden bei den 35. Duisburger Akzenten einen Mittelpunkt des Kulturfestivals, das ja diesmal kein Zentrum hat wie es 2012 das Mercator-Quartier war.
Johannes Lepper, der 2012 nach Judith Schalanskys „Atlas der abgelegenen Inseln“ die Theater-Installation „3rd Floor“ entwickelt und 2010 auf der „Oscar Huber“ in Ruhrort „Ghost of Chance – being Lear“ inszeniert hatte, entwickelte diesmal einen eigenen Text zum Akzente-Thema „Geld oder Leben“. Die Uraufführung von „Supermarket. Superstars. Buying the Universe“ ist am Samstag, 8. März, um 20 Uhr (weitere Aufführungen folgen am 9. und 11. März, 20 Uhr).
Die Welt ist ein großer Markt
Ausgangspunkt war für Lepper zum einen eine Situation, „die wir alle kennen“: das Anstehen an der Kasse im Supermarkt. Was die Kunden kaufen (müssen), geht durch die Hände der Kassiererinnen. Alles hat einen Wert, der berechnet werden kann, einen Preis. Aber auch die Welt ist ein großer Markt. Ein literarischer Text hat weitere Denkanstöße gegeben: Er handelt von einem Konsortium in den USA, das über so viel Geld verfügt, dass es die Welt kaufen könnte. Aber was kostet sie? Und wer muss bezahlt werden?
„Ein gigantischer Themenkomplex, den man nur anreißen kann“, wie Lepper sagt. Er arbeitet mit den drei Schauspielerinnen Tatjana Pasztor, Anna Polke und Sabine Wegmann, denen er als drei Kassiererinnen einen sehr doppelbödigen Text aufgibt. Manchmal sprechen sie ihn wie die drei Parzen, die Schicksalsgöttinnen in der römisch-griechischen Mythologie, dann wieder gibt es Spielszenen, in denen beispielsweise eine alte, schwerhörige Frau im Mittelpunkt steht, das wechselt mit choreographischen Szenen. Die drei „Schwestern“ sprechen über Märkte, Kunden, das System – und werden am Ende selbst zur Ware, der per Karton verschickt wird. „Das ist hinterhältig“, räumt Lepper ein: „Für mich ist es aber auch eine Komödie.“
Träumen von Tuvalu
Jennifer Whigham und Jens Kerbel, die bei den Akzenten 2010 und 2012 Adaptionen von Aki Kaurismäkis Film „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ und Sten Nadolnys Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“ herausgebracht haben, zeigen diesmal ein Stück nach dem Film „Tuvalu“ von Veit Helmer. Uraufführung ist am Freitag, 14. März, um 20 Uhr (weitere Aufführungen: 15. und 16. März).
Die „Reise in die Welt der Träume“ führt in ein heruntergekommenes Schwimmbad, in dem Anton mit seinem alten, blinden Vater lebt – und ihm per Tonband vorgaukelt, das Schwimmbad sei noch in Betrieb. Antons Bruder Gregor möchte hingegen die Stadt und das Schwimmbad am liebsten in die Luft sprengen, um ein schickes Wohnquartier zu errichten.
Kinder aus Duisburg wirken mit
Und dann ist da noch Eva, gestrandet im Hafen der Stadt mit dem alten Schleppkahn ihres Vaters. Sie kommt bei Anton unter, die beiden verlieben sich – und träumen von einem Leben auf Tuvalu. Ausgerechnet auf der Insel, die wegen des steigenden Meeresspiegels dem Untergang geweiht ist.
Whigham und Kerbel schaffen in ihrer Inszenierung eine „losgelöste Märchenwelt“, in der sie Träumen und Utopien nachspüren. „Welche Wahl hat man, womit gibt man sich zufrieden?“
Sabine Osthoff und Konstantin Lindhorst spielen Anton, Eva und viele andere Rollen; dazu wirken Kinder aus Duisburg mit.
„Zum Wünschen links“
Eine weitere Eigenproduktion wird am Schlusswochenende der Akzente uraufgeführt – im ehemaligen Haus Trinks und der ehemaligen DKM-Galerie im Innenhafen. Regisseurin Anja Schöne, Künstlerin Karin Gerfen und Musiker Thorsten Töpp bringen am 21. März die Produktion „Zum Wünschen links“ heraus: Darin begrüßen die Mitarbeiter eines Wunsch-Archivs die Besucher in ihrer Sammlung.