Duisburg. . Es gibt einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz, aber keine Pflicht, ihn auch zu nutzen. Die Stadt Duisburg steht vor dem Spagat, genug Plätze anbieten zu können, ohne zu wissen, wieviele Eltern das Angebot nutzen werden. Allein letztes Jahr kamen rund 750 Zuwanderer-Kinder nach Duisburg.

Die Pläne sind so neu, dass selbst die Betroffenen noch nichts wissen: Fünf zusätzliche Kindergartengruppen sollen ab August ihren Betrieb aufnehmen, um insbesondere zugewanderten Kindern Plätze anbieten zu können. Allein 2013 kamen 750 Kinder aus Südosteuropa nach Duisburg - entsprechend konstatiert die Stadt einen „negativen Einfluss auf die Betreuungssituation in verschiedenen Ortsteilen“ in ihrem Dringlichkeitsbeschluss für die Bedarfsanmeldung. Bis zum 15. März müssen alle Kommunen ihre Kita-Plätze verteilt haben, nach diesem Plan fließen dann die Landeszuschüsse zum Betrieb der Kitas. Er wird schnell Makulatur sein.

Für die Stadt ein schwieriger Spagat: Es gibt einen Gesetzesanspruch auf eine Betreuung ab dem ersten Geburtstag, aber keine Besuchspflicht. Ungewiss ist also, wie viele Kinder ab welchem Alter in den Kindergarten gehen. Zumal manche Zuwandererkinder „aufgrund ihres soziokulturellen Hintergrundes noch nicht kindergartenfähig“ sind, so das Jugendamt.

Sechs neue unterschiedliche Träger

Die Stadt geht von sechs neuen Kitas unterschiedlicher Träger aus. Zusätzlich will sie an vier städtischen Standorten fünf weitere Gruppen eröffnen. Die betroffenen Einrichtungen sind offiziell noch nicht informiert. Das Personal steht jedoch bereit, sagt Bildungsdezernent Thomas Krützberg, für zusätzliche 106 Erzieherinnen wurden 5,5 Mio Euro veranschlagt, 57 von ihnen seien bereits im System, die anderen starten bald.

Der Rat der Stadt hatte eine Quote von „mindestens 95%“ gefordert für die Betreuung von Kindern über drei Jahren, aktuell sind es „exakt 95%“, und mit jedem zusätzlichen Kind schrumpft die Quote weiter. Der Handlungsdruck ist enorm, obwohl die Stadt seit Jahren kontinuierlich ihr Angebot ausweitet. „Statistisch gesehen sind wir gut aufgestellt“, sagt denn auch Krützberg. Fast 700 Plätze seien im letzten Jahr neu entstanden, „wir bauen auf Teufel komm raus“. Insgesamt 12.215 Kita-Plätze sind es für das kommende Jahr im Ü3-Bereich, hinzu kommen 2178 U3-Plätze sowie 1276 Kindertagespflege-Plätze.

In diesem Jahr gebe es mehr individuelle Probleme, berichtet Krützberg. Man betreibe einen hohen Beratungsaufwand, um Lösungen zu finden. Sorgen von Eltern, dass man den Kindern in großen Gruppen nicht gerecht werde, kann er nachvollziehen. Aber: „Es gibt keine Berufsgruppe, die so viele Fortbildungen erhält, um mit der Belastung umgehen zu können. Und sie alle machen ihren Job mit Empathie“, ist Krützberg sicher. Dass man „an der Kante“ arbeite, sei aber leider nichts Neues.

Sechs neue Kitas starten im nächsten Kindergartenjahr 

Sechs neue Kitas sollen zum nächsten Kindergartenjahr ihren Betrieb aufnehmen: Die Stadt errichtet eine Containeranlage auf der Schwarzenberger Straße in Rheinhausen, der Verein Igelburg plant auf der Düsseldorfer Landstraße eine Einrichtung, die Zaubersterne auf der Schulz-Knaudt-Straße in Hüttenheim und in Obermeiderich an der Emmericher Straße wird in Trägerschaft der Outlaw gGmbH gebaut. Außerdem ist eine betrieblicher Kita für das Ev. Klinikum Fahrn geplant sowie eine integrative Einrichtung der Lebenshilfe auf der Falkstraße in Duissern.

Städtischerseits sind weitere Baumaßnahmen bis 2018 geplant, dann hat Duisburg rund 210 Kitas, sagt Thomas Krützberg. Flexibilität bei der Planung bleibe aber wichtig, ihn sorgen „das unklare Nachfrageverhalten im Ü3-Bereich und der weitere Zuzug von Klein- und Kleinstkindern“, die man natürlich auch versorgen wolle.

Eine Kindergartenleiterin aus einem sozialen Brennpunkt erklärte, dass das ganze Jahr über Kinder hinzukommen und die Gruppen permanent mit Überbelegung gefahren werden. Das sei um so schwerer, da die Kinder insgesamt immer weniger mitbringen würden. „Kommen sie mit drei Jahren zu uns, sind sie gekleidet und genährt, mehr nicht“, betont die Pädagogin. Die Sprachkurse würden alle Kinder besuchen, ob deutschen Ursprungs oder zugewandert, „da gibt es keinen Unterschied bei den Defiziten“. Sie hofft seit Jahren auf kleinere Gruppen, muss sich aber angesichts des großen Bedarfs geschlagen geben, „dabei wollen wir doch das Beste für unsere Kinder“, bedauert sie.