Duisburg.
Shakespeares „Timon von Athen“ findet nur selten den Weg auf die Bühnen. Zwar macht das Gastspiel der Bremer Shakespeare Company im Duisburger Theater deutlich, dass dieses Werk perfekt zum Akzente-Motto „Geld oder Leben“ passt. Gleichzeitig war nach der Aufführung verständlich, dass die Theater einen großen Bogen um dieses Stück machen.
Timon ist ein freigiebiger und großzügiger Menschenfreund. Für seine Freunde übernimmt er mal eine Mitgift, zahlt eine Kaution oder kauft teure Kunst. „Wir sind dafür geboren, um Gutes zu tun“, verkündet er. Doch als er pleite ist, wenden sich seine Freunde von ihm ab.
Der erste Teil des Stückes wird in der Inszenierung von Sebastian Kautz pointiert, temporeich und aktuell auf die Bühne gebracht. Schon vor Beginn der Aufführung begrüßt Michael Meyer als Timon das Publikum als seine Gäste und verschenkt Programmhefte. Svea Meiken Auerbach als Diener Flaminius warnt da schon vor der Leichtsinnigkeit des Timon.
Befrackte High Society
Kautz, der auch die Übersetzung und Spielfassung erstellt hat, zeigt Timon und Entourage als befrackte High Society, die an den Sektkorken wie an Zigarren nuckelt. Die Sprache ist gegenwärtig, ohne dass es platt wird, wenn Timon von „Bankern und Bonis“ redet oder wenn er seine Firma „verschlanken“ will.
Das Stück sollte eigentlich zu Ende sein, als der bankrotte Timon seine vermeintlichen Freunde erfolglos um Hilfe bittet und sie zu einem Bankett einlädt, bei dem er sie beschimpft und mit Wasser bespritzt. Im zweiten Teil ergeht sich das Stück nämlich über 40 Minuten nur noch in Timons Pessimismus. Die Titelfigur zieht sich in den Wald zurück und verwandelt sich in einen nackten Wilden, der sich mit Erde beschmiert, so groß ist seine Verachtung der Zivilisation geworden. Irgendeinen dramatischen Spannungsbogen oder eine Entwicklung des Geschehens sucht man hier aber vergeblich. Von den Qualitäten, die man in der ersten Hälfte erlebt, ist nichts mehr zu spüren. Der Abend versandet und dümpelt müde vor sich hin.
"Verlorene Liebesmüh"
Weder die Handlung um Timons Goldfund, der seine alten Freunde wieder anlockt, noch die Geschichte um den verbannten Feldherren Alkibiades und seine Rückkehr nach Athen werden von Kautz sinnfällig in die Vorstellung integriert.
Diese Aufführung zeigt, dass selbst ein ganz Großer Dramatiker wie William Shakespeare gelegentlich ein uninspirierter Langweiler war. Da nützen selbst die gut gemeinten Rettungsversuche der Bremer Shakespeare Company nichts. Um es mit Shakespeare zu sagen: „Verlorene Liebesmüh“!