Duisburg.

Sie haben schon im Lehmbruck-Museum getanzt und in Privatwohnungen. Im letzten Sommer wurde der „Garten der Erinnerungen“ im Innenhafen für fünf Tage zum Spielort. Die „sehr neugierigen und spontanen“ Reaktionen des Publikums, das die Tanz-Performances begleitet hat, „haben uns sehr beeindruckt und wieder bestätigt, dass es gerade hier in dieser Stadt einen Sinn für Kunst gibt“, sagen Avi Kaiser und Sergio Antonino, die jetzt eine neue Richtung einschlagen: Sie führt zu „Un-orten“.

Leer stehender Laden

Ein solcher „Non-Place“, so der internationale Name für das künstlerische Erforschen von Stadtplanung und deren Auswirkungen auf den menschlichen Alltag, ist für die beiden Tänzer ein leer stehendes Ladenlokal im City-Palais. Im Rahmen der „Akzente“ zeigen Kaiser und Antonino dort am 8. und 9. März jeweils um 18 Uhr die Tanz-Performance „Non-Place – Dies ist kein Ort“.

Politischer Hintergrund der Non-Place-Kunst ist es, ein kritisches Bewusstsein zu schaffen für die Auswirkungen der globalen Konsum-Kultur auf die Umwelt. Ein Beispiel sind die Straßen und Autobahnen, die gebaut werden, damit man zur Arbeit kommt, wo das Geld verdient wird, was im angrenzenden Einkaufszentrum wieder ausgegeben wird. Straßen, die die Umwelt zerstören und mit Lärm und Schmutz das Leben vieler Menschen beeinträchtigen. Ein Thema, um das es bereits bei Kunst-Aktionen wie der Ausstellung „Die Schönheit der großen Straße“ entlang der A 40 im Kulturhauptstadtjahr ging oder bei der „Emscherkunst“ 2013.

„Das ,Wo’ ist für uns zu einer zentralen Frage geworden“, so Avi Kaiser aus Israel und Sergio Antonino aus Italien, die ihr Tanzatelier „The Roof“ 2002 im Innenhafen gründeten. Mit ihren Performances gehen sie zunehmend an öffentliche Orte, die von jedem besucht werden und auch zufällige Besucher erreichen. Kaiser und Antonino haben sich dem Thema mit der Architektin Braha Kunda und dem Fotografen Ran Biran aus Israel sowie dem Medienkünstler Wolfram Lakaszus genähert und sowohl in Tel Aviv als auch in Duisburg „Un-orte“ aufgesucht, vor allem Randbereiche von Autobahnen, und darauf spontan reagiert.

Öffentlich und anonym

Bei der Performance werden dort entstandene Fotografien gezeigt. Zugleich reagieren die Tänzer „seismographisch“ auf den Ort City-Palais. Ein öffentlicher und anonymer Ort, der von vielen besucht wird. „Wie viel Einsamkeit gibt es in einem Shopping-Center?“ Zugleich zeigten „Un-orte“ aber auch die Stärke des Lebens.