Duisburg. . Ein Pilotprojekt will versuchen, jene Menschen fit zu machen, die Senioren täglich begegnen: Apotheker und Metzger, Handwerker und Marktfrau. Sie sollen den Älteren Wegweiser sein, ihnen helfen beim Suchen nach geeigneter Hilfe.

Wer sein ganzes Leben lang selbstständig war, will das auch im Alter sein. Aber was machen Senioren, wenn es irgendwann nicht mehr geht, sie soziale, finanzielle, pflegerische Unterstützung benötigen? Angebote gibt es viele, aber viele Ältere wissen nichts davon, oder sie trauen sich nicht zu fragen. Wie man Bedürftige besser erreichen kann, will das Pilotprojekt „Ortsnahe trägerübergreifende Beratungspartnerschaften in Duisburg“ binnen zwei Jahren ermitteln.

Auslöser für das Projekt war, dass sich die Stadt aus der Beratung verabschiedet hat, jedoch die Wohlfahrtsverbände mit 1,2 Mio Euro jährlich fördert, so Hans Müller vom Amt für Soziales und Wohnen. Unter den bestehenden Angeboten zur Seniorenberatung gibt es jedoch wenig Vernetzung, Übergänge sind nicht fließend, Doppelberatung an der Tagesordnung – und dann noch der mangelnde Bekanntheitsgrad vieler Leistungen sowie die bei aller Niederschwelligkeit großen Hemmungen der Senioren, um Hilfe zu bitten.

„Alle relevanten Kräfte“ sind eingeladen

Viele gute Gründe also für das Pilotprojekt – inzwischen ist Halbzeit und erste Bündnisse geknüpft. Michael Ritter von der Diakonie hat für seinen Projektbereich in Mittelmeiderich gleich mal „alle relevanten Kräfte“ eingeladen – vom Pflegedienst bis zur Polizei, von den Wohlfahrtsverbänden bis zum Apotheker, von den Kirchen bis zum Bestatter. Denn sie alle haben Kontakt zu Senioren, und sie alle könnten Wissen vermitteln.

Am Ende stand die Idee, eine Idee zu kopieren: die Kinder-Notinseln. An teilnehmenden Geschäften prangt an der Eingangstür der große blaue Aufkleber, der anzeigt, dass Kinder hier Hilfe bekommen können. Das muss doch auch für Ältere gehen, dachten sich Michael Ritter von der Diakonie und Francesco Cavallo vom Christophoruswerk, denken dann aber nicht an Zivilcourage, sondern an bürgerschaftliches Engagement.

„Offenes Ohr – Wir hören hin!“

Ihr Arbeitstitel für den Aufkleber lautet „Offenes Ohr – Wir hören hin!“ Hinter den Türen findet man dann Menschen, die nicht nur Flyer horten, sondern vielleicht auch den richtigen Ansprechpartner kennen, einen Kontakt vermitteln können. Und tatsächlich rannten Ritter und Cavallo mit der Idee offene Türen ein. Etwa bei der Apothekerin, der sich häufiger Senioren anvertrauen und ihr Leid klagen. Noch gezielter helfen können findet die Pharmazeutin gut. Ihre Mitarbeiter dafür schulen noch besser.

Ein erstes Seminar soll nach den Sommerferien stattfinden. „Wir wollen die Aktiven handlungssicher machen“, betont Cavallo. Da Gelder fehlen, wollen die Wohlfahrtsverbände ihre Experten unentgeltlich schicken. Ganz kleinräumig wollen die Initiatoren vorgehen, um Leute zu motivieren, in der unmittelbaren Nachbarschaft zu helfen. Cavallo sieht auch den Metzger auf dem Markt als potenzielle Informationsquelle oder den Handwerker, der für Wohnungsgenossenschaften unterwegs ist und sieht, in welcher Lage Menschen sein können. Nächstes Jahr um diese Zeit weiß man dann mehr, ob die Idee funktioniert – und dann könnten andere Stadtteile nachziehen.