Duisburg. . Das Concerto grosso für Streichquartett und Orchester des wichtigsten spanischen Komponisten der Gegenwart war mit Spannung erwartet worden. Es ist ungestüme Musik.

Die Neugier auf dieses 7. Saisonkonzert der Duisburger Philharmoniker war besonders groß, denn mit dem Concerto grosso für Streichquartett und Orchester von Cristóbal Halffter war im Theater am Marientor eine Uraufführung des bedeutendsten spanischen Komponisten der Gegenwart zu erleben. Zwar war das Konzert nicht ausverkauft, die Live-Übertragung auf WDR 3 garantierte aber ein großes Publikum.

Wuchtiger Beethoven

Cristóbal Halffters Werk ist voll ungestümen Elans und reich an neuen Klängen, denen man die 83 Jahre, die ihr Komponist schon zählt, gar nicht anhört. Der erste Teil des Werkes ist von einer aggressiven Unruhe geprägt, die alle Musiker zu erfassen scheint. Nicht nur vom Auryn-Quartett, das an diesem Abend sein erstes Konzert als „Artists in Residence“ der Saison spielt, wird viel Virtuosentum verlangt, sondern auch das Orchester hat immer wieder halsbrecherische Passagen zu bewältigen.

Halffter entwirft eine in sich schlüssige Klangwelt, und auch das Wechselspiel zwischen aufpeitschendem Furor und Ruhephasen ist klug entwickelt. Auf das Wüten des ersten Teiles folgt in der zweiten Hälfte eine Musik, die zu trauern und resignieren scheint. Generalmusikdirektor Giordano Bellincampi koordiniert das Miteinander von Auryn-Quartett und Philharmonikern souverän. Dabei ist man erstaunt, welche Klangfülle und Intensität das Quartett erreicht.

Trotz des großen Einsatzes aller Beteiligten ist der Beifall für den Komponisten, der extra aus Madrid zur Uraufführung angereist ist, lediglich von höflicher Freundlichkeit bestimmt. Ist das Duisburger Publikum durch die atonale Nervosität der Musik verschreckt?

Orchesterbesetzung der Romantik

Eröffnet worden war das Konzert mit „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ von Richard Strauss. Die Philharmoniker stürmen hier forsch voran, und Bellincampi betont besonders die Brüche und Kontraste in der Musik. Viele der Klangeffekte werden unter Bellincampi grell ausgespielt.

Wer durch Halffters Klänge verschreckt worden war, wird nach der Pause mit Beethovens 4. Sinfonie versöhnt. Warum der GMD allerdings für ein Werk der Klassik eine Orchesterbesetzung der Romantik auffährt, bleibt rätselhaft. Acht Kontrabässe und zehn Celli machen schon deutlich, dass sich hier eine Streicherwucht entfaltet, die einer Brahms-Sinfonie angemessen gewesen wäre.

Der große Streicherapparat entfaltet zwar eine große Wucht, lässt aber auch oft rhythmische Prägnanz vermissen und führt zu einer Verschiebung der Balance zu Ungunsten der Bläser. Bei diesen hätte man zudem einige Melodieverläufe in ihrer Zielrichtung klarer gestalten müssen. Trotz der klanglichen Opulenz und Wucht dieser Aufführung war der Beifall keineswegs euphorisch.